Noch vor Beginn der Winterspiele 2022 in Peking haben deutsche Medien erschreckende Informationen über China als Gastland zutage gefördert. Durch investigativen Journalismus wurde schon vorab klargestellt, dass die diesjährigen Olympischen Spiele eigentlich zum Scheitern verurteilt sind. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst. Beijing Olympics 2022 – das sind bisher die größten Winterspiele-Skandale.
Es ist wieder so weit. China darf ein internationales Großevent organisieren und Medien weltweit beobachten das Land genauer denn je. Natürlich lesen sich bei dieser Gelegenheit einige Journalistinnen und Journalisten erstmals tiefer in die Chinathematiken ein. Außerdem möchten Verlage und Medienhäuser in den heutigen Click-getriebenen Zeiten spannende Überschriften liefern. Was dabei herauskommt, schauen wir uns etwas näher an. Vorsicht: Satire-Gefahr!
Peking 2022 und die Winterspiele-Skandale
Unerhört! China führt die Winterspiele trotz Covid-19 durch
Das ist wirklich unglaublich. Wie kann das Land es wagen, ein Großevent durchzuführen, wo doch alle anderen Sportnationen seit zwei Jahren auf jegliche Wettkämpfe verzichten. Bundesliga? Champions League? Komplett abgesagt! Stadien? Leergefegt!
Auch internationale Autorennen und Tennisturniere wurden bekanntlich auf unbestimmbare Zeit und ausnahmslos eingestampft. China muss aber wieder aus der Reihe tanzen. Was ein freches Land! Vgl. So macht Olympia keinen Sinn!
Unglaublich! China schützt alle mit knallharten Maßnahmen
Noch so ein Skandal: Erst will das Reich der Mitte unbedingt die Winterspiele durchführen und dann ist es auch noch extrem streng mit seinen Schutzmaßnahmen. Anstatt alle Athletinnen und Athleten zum engen Austausch mit der Bevölkerung einzuladen, werden die Teilnehmenden zum eigenen und Schutze anderer isoliert. Von den vielen Tests ganz zu schweigen.
Selbst das kleine Dänemark hat doch die Corona-Pandemie schon beendet. Warum hinkt die Großmacht China da jetzt so hinterher? Sogar in Restaurants soll das Personal Schutzkleidung tragen – da kommt doch keine Stimmung auf! Vgl. Winterspiele in der Null-Covid-Blase
Skandal, Peking will mit Winterspielen sein Image aufbessern
Als wäre das alles nicht genug, haben investigative Berichterstattende noch eine brisante Wahrheit mehr ans Tageslicht befördert. China will offensichtlich die Olympischen Spiele nutzen, um sein globales Image zu verbessern. Das schießt den Vogel natürlich ab!
Historisch sind die Spiele ja dafür gedacht, das Gastgeberland im möglichst schlechten Licht darzustellen. Der Gastgeber hat das durch eine schlechte Organisation und möglichst hässliche Maskottchen zu unterstützen. China bricht aber wieder mit der Tradition und versucht, möglichst nett zu erscheinen. Eiskaltes Kalkül… Vgl. Die Weltmacht macht auf niedlich
Schande! China will unbedingt die meisten Medaillen gewinnen
Zahlreichen Leserinnen und Lesern wird jetzt schon der Kopf brummen. Aber es geht noch weiter. Hochkarätiger Qualitätsjournalismus hat nun bestätigt, was sich vorab keiner hätte träumen lassen. Offenbar ist es wohl so, dass China nicht nur als Gastland gut dastehen möchte, sondern es auch auf möglichst viele Medaillen abgesehen hat.
Der unausgesprochene Olympia-Kodex besagt seit Jahrtausenden eigentlich, dass das Gastland tunlichst auf Medaillen verzichten solle, gerade auf goldene. Müsste es China als Land der Höflichkeit und Bescheidenheit nicht besser wissen? Vgl. Das Milliardenvolk hofft auf viele Medaillen
Das alles zeigt, dass die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking die wohl skandalösesten aller Zeiten werden könnten, nein, vielleicht sogar schon am ersten Tag sind!
Winterspiele-Skandale erinnern an „China-Bashing“ von 2008
Jetzt muss aber der (traurige) Spaß kurz beiseite. Wer sich an die Olympischen Sommerspiele in China von 2008 erinnert, dürfte einige der aktuellen Schlagzeilen als Déjà-vu erleben. Schon damals kam es zu großer Kritik am Gastgeberland, die später auch als „China-Bashing“ beschrieben wurde.
Ein Großteil der kritischen Kommentare war zwar nicht unbegründet, kam aber häufig aus der journalistischen Konserve und trug eurozentrische Züge. Das lag auch daran, dass manche Journalistinnen und Journalisten erstmals über das Reich der Mitte berichten sollten. Nur hatte sie davon eigentlich wenig bis gar keine Ahnung (vgl. Heinrich Böll Stiftung).
Winterspiele-Skandale – plötzliche Entrüstung und reißerische Überschriften
Bei der bisherigen Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele 2022 darf man sich hier und da wieder etwas wundern. Zum einen scheinen nicht wenige Autorinnen und Autoren zum ersten Mal zu realisieren, dass man (aus westlicher Sicht) in China einiges kritisieren kann. Kritik ist gut und wichtig, aber warum muss es immer erst ein Großevent in China geben, damit sich Menschen mit dem Land näher befassen?
Zahlreiche Überschriften, die zurzeit das Alltägliche in Winterspiele-Skandale umwandeln, erscheinen teils lächerlich reißerisch. Überrascht es wirklich jemanden auf Autoren- oder Leserseite, dass China sich mit dem Großereignis bestmöglich in Szene setzen möchte? Dass man die eigenen Landsleute weit oben auf dem Treppchen sehen will? Dass die Spiele natürlich als diplomatisches Instrument dienen? Falls ja, dann noch eine Frage: Unter welchem Stein haben diese Menschen zuletzt gelebt?
Zielführende Kritik und interkultureller Dialog
Vieles läuft in China nicht gut. Im Westen gibt es umso mehr gute Gründe, das Land zu kritisieren. Wer jedoch mit seiner Kritik auch etwas erreichen möchte, sollte sie strategisch sinnvoll einsetzen. In China werden ausländische Stimmen, die von ehrlichem Interesse und echter Expertise geprägt sind, durchaus gehört.
Westliche Medien, die China per se immer als schlecht(er) beschreiben, werden im Reich der Mitte aber kaum Gehör finden. Selbst im Westen dürfte sich eine kritische Leserschaft, die ja die Zielgruppe kritischer Berichterstattung sein sollte, langsam fragen: Irgendetwas muss im verfluchten Land der Winterspiele-Skandale doch auch gut laufen, oder!?
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KasperD meint
Wunderbar geschrieben. Kein Schwein interessiert sich für China, bis wieder ein paar Vögel von den Pisten fliegen. Danach? Wieder Ruhe bis zur nächsten Sportveranstaltung. Schlimm, wie wenig sich mit dem Land ernsthaft befasst wird. Selbst die „China-Kenner“ im TV können die Namen der ChinesInnen nicht recht aussprechen…