PEKING/SHANGHAI. China hat – für viele überraschend – seine Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus in den letzten Wochen komplett umgestellt. Lange Zeit setzte Peking auf einen harten Kurs, um null oder möglichst wenige Neuinfektionen zuzulassen. Mittlerweile wird die Durchseuchung des Landes bewusst zugelassen. Derweil berichten Chinas staatsnahe Medien positiv über den Covid-Strategiewechsel.
Während westliche Medien von schwierigen bis chaotischen Zuständen in chinesischen Krankenhäusern berichten, konzentrieren sich staatsnahe Medien in China auf mögliche Vorteile des Strategiewechsels zu Bekämpfung des Coronavirus. Dabei fällt auch auf, dass zurzeit im Reich der Mitte insgesamt relativ wenig über Covid-19 berichtet wird.
China betont Vorteile von Covid-Strategiewechsel
Auf der englischsprachigen Homepage der staatsnahen Nachrichtenagentur Xinhua fanden sich am 6. Januar 2023 vier Beiträge mit dem Begriff Covid in der Überschrift. In dreien wurden erfolgreiche Maßnahmen bzw. mögliche positive Auswirkungen der abgeschafften Maßnahmen diskutiert, wie die im Nachfolgenden zitierten Überschriften verdeutlichen:
- China updates COVID-19 diagnosis, treatment protocol
- Travel agents in Tunisia expect Chinese tourists after China’s optimization of COVID-19 response
- China’s Chongqing issues free medical packages to battle COVID-19
- Western negative reports on China’s COVID-19 response „ridiculous“: American expat
Der letztgenannte Beitrag zeigt ein häufiges Muster der chinesischen Berichterstattung. Darin äußern sich Ausländer in China positiv zu den Maßnahmen im Land bzw. kritisieren ausländische Medienberichte über China. Medizinische Versorgungs- oder Betreuungsprobleme werden in den staatsnahen Medien bisher kaum oder gar nicht thematisiert. In den sozialen Medien teilen Betroffene hingegen immer wieder Videos, die auf eine sehr angespannte Lage hindeuten.
Unterschiedlicher Blick auf Chinas Covid-Strategiewechsel
Während chinesische Medien die Vorzüge der reduzierten Covid-Maßnahmen betonen, kritisieren speziell westliche Medien den unerwarteten Strategiewechsel in China teils massiv. Ausländische Beobachter rechnen für die nächsten Monate mit einer sehr hohen Sterberate insbesondere unter älteren Menschen und im ländlichen Raum. Demgegenüber veröffentlicht die chinesische Regierung nur noch sehr begrenzt Daten zu Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-Erkrankungen.
Einige westliche Beobachter halten den Strategiewechsel in China für überstürzt, da die Impfsituation im Land dafür nicht geeignet sei. Die chinesische Seite spricht hingegen von einer angemessenen Kursänderung, die sich mithilfe der weniger gefährliche Virusvarianten begründen lasse. Die plötzliche Abschaffung der vormals so strikten Null-Covid-Strategie hat indes auch in China selbst für Verwunderung gesorgt.
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Artikelbild: Screenshot Xinhua (06.01.2023); Schlagworte: Covid-Strategiewechsel in China
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