China glänzte sportlich bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. Dieser Erfolg in Japan dürfte nicht nur chinesische Sportfans erfreuen. Das chinesisch-japanische Verhältnis gilt seit jeher als schwierig, Japan hat im Reich der Mitte bis heute einen schweren Stand. Im Kontext diplomatischer Spannungen lohnt hier ein Blick auf die Schlagzeilen über Chinas wachsendes globales Selbstbewusstsein und Olympia 2020/2021. China und Olympia 2021 in Japan – chinesisches Selbstbewusstsein und Medienkonflikte.
Angesichts des besonderen Verhältnisses zu Japan hätten sich chinesische Zuschauer mit ausgeprägtem Nationalstolz wohl sehr geärgert, wenn Chinas Athlet:innen in Tokio ihre beeindruckenden Siegesserien nicht fortgesetzt hätten. In den letzten Jahren hat die chinesische Volksrepublik auf der sportlichen Bühne weiter aufholen können.
Bei den Olympischen Sommerspielen in London 2021 erreichte die VR in der Gesamtwertung den zweiten Platz hinter den USA. 2016 reichte es in Rio de Janeiro immerhin für den dritten Platz hinter den Staaten und Großbritannien. In 2021 musste sich China am Ende nur ganz knapp den USA geschlagen geben – mit 38 zu 39 Goldmedaillen.
Politische Schlagzeilen im Rahmen der Olympischen Spiele
Wieder und wieder kam es auch zu politischen Diskussionen rund um die Spiele. Dabei geht es oft um die stete Konkurrenz zwischen den Wirtschaftsgroßmächten USA und China. Aber selbst weniger brisante Beziehungen und vermeintlich unbedeutende Szenen haben wiederholt für medialen und sogar diplomatischen Zündstoff gesorgt. Einige China-Schlagzeilen im Rahmen der Olympischen Spiele 2021 in Tokio haben wir im Folgenden zusammengetragen.
China und Olympia 2021 – Medienkonflikte rund um die Spiele
Kritik an „unvorteilhaftem Bild“ der chinesischen Gewichtheberin Hou
Die chinesische Botschaft in Sri Lanka verurteilte ein Bild der Gewichtheberin Hou Zhihui, die sich in Tokio über die Goldmedaille freuen konnte. Auf Twitter kritisierte die Botschaft, dass die Nachrichtenagentur Reuters absichtlich ein hässliches Bild ausgewählt hätte, was politisch motiviert gewesen sei:
Die chinesische Botschaft beklagte zudem in weiteren Tweets, dass westliche Publikationen versuchten, China mit unschönen Fotos zu benachteiligen. Auch Chinas staatsnahe Zeitung Global Times veröffentlichte einen Artikel, in dem ausländischen Medien vorgeworfen wird, China in der Olympia-Berichterstattung ungerecht zu behandeln.
Heftige Reaktionen auf Chinas Tischtennis-Niederlage gegen Japan
Das erwähnte Konfliktverhältnis zwischen China und Japan führte zu einigen krassen Reaktionen im Netz, die von Medien weltweit begleitet wurden. Hintergrund war, dass die Japaner:innen Jun Mizutani und Mima Itō beim olympischen Mixed-Tischtennisturnier sensationell die mittlerweile 13-jährige Siegesserie der Chines:innen in allen Tischtennis-Wettbewerben beendeten. Im Finale der Olympia-Premiere des Mixed-Doppels besiegten die japanischen Spieler:innen die chinesischen Weltmeister Xu Xin und Liu Shiwen überraschend mit 4:3.
Natürlich führte diese Niederlage in chinesischen Foren und Medien zu großer Enttäuschung – die sich bisweilen auch in wilden Rachegelüsten gegenüber Japan äußerte. Diese – für Insider – eigentlich absehbaren Aufschreie wurden von Medien außerhalb Chinas ebenfalls sehr detailliert dokumentiert:
Global Times verbreitet Kritik an Berichterstattung über Taiwan
Auch der internationale Umgang mit Taiwan sorgt immer wieder für chinesischen Protest. Taiwan sieht sich selbst als eigenständige Republik. China hingegen betrachtet Taiwan als Teil der eigenen Volksrepublik. Taiwanesische Athlet:innen treten bei den Olympischen Spielen als Vertreter von „Chinese Taipei“ auf.
Dies geht auf eine Abmachung mit dem Olympischen Komitee aus dem Jahr 1981 zurück. Unter dem Namen „Chinese Taipei“ können die Sportler:innen von der Insel mehr oder weniger unabhängig an den Spielen teilnehmen. Doch bei der Berichterstattung resultiert dieser Sonderstatus häufiger in Missverständnissen und Konflikten. So auch in 2021.
Das Modemagazin Elle gratulierten taiwanesischen Sportler:innen in einem Beitrag nicht nur zu ihrem Sieg gegen das gegnerische Team vom chinesischen Festland. Die Redaktion rief darüber hinaus zu „nationalen“ Feierlichkeiten als Belohnung auf. Das führte zu einigen Aggressionen im Internet. Zwar änderte die Elle kurz später den Text – doch längst hatte sich der Post weit verbreitet.
Die Global Times ließ es sich nicht nehmen, ausführlich und kritisch über diesen Medienvorfall zu berichten sowie den ursprünglichen Post nochmals zu veröffentlichen:
Olympia als medialer Kampfplatz der Nationen – 2022 geht es weiter
Chinesische Sensibilität und Kritik mit Blick auf nationale Fragen in globalen Medien ist keineswegs neu. Allerdings ist Chinas Selbstbewusstsein in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. So werden neuerdings sogar kleine oder nur vermeintliche Mängel in der Berichterstattung über Sportler:innen aus China schnell und laut angegangen.
Ob wirklich Fotos mit böser Absicht ausgesucht werden, um Chinas Athlet:innen zu diskreditieren, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Tatsächlich kann man aber aus chinesischer Sicht kritisieren, dass in vielen westlichen Medien eher selten mit großer Begeisterung über Chinas (Sport-)Erfolge geschrieben wird.
Die Olympischen Spiele bleiben auch im Jahr 2021 eine politische Bühne. Das gilt besonders für China und Olympia, was sich im nächsten Jahr keineswegs ändern dürfte. Die Olympische Winterspiele 2022 werden am 4. Februar in Peking eröffnet. Dann werden sich an der olympischen Flamme garantiert wieder zahlreiche mediale und diplomatische Konflikte entzünden.
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Artikelbild: Olympischer Fackellauf in China 2008; Quelle: Edwin Lee auf flickr / Rechte
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