Mit der Verbreitung des neuartigen Coronavirus, das bisher vor allem China plagt, mehren sich in sozialen Medien und Foren auch Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. Mainstream-Medien nutzen ebenfalls fragwürdige Phrasen und Grafiken, um mehr Reichweite und Clicks aus der Tragödie zu schinden. Wir haben einige unpassende oder schlichtweg rassistische Beispiele zusammengetragen: Coronavirus-Rassismus im Westen – so chinafeindlich berichten Medien über die globale Krise.
In manch einer Notsituation versuchen Menschen, sich mit Sarkasmus gegenseitig etwas aufzuheitern. Sie wollen das schwere Schicksal kurz vergessen machen. Auch in Chinas sozialen Medien begegnen einige User der aktuellen Krise mit Galgenhumor.
Keinen Grund zum Lachen haben viele Auslandschinesen, die wachsender Ausgrenzung gegenüberstehen. Sie beklagen, dass sie nur aufgrund ihrer Nationalität als Virusträger behandelt werden. Und das, obwohl sie in den meisten Fällen überhaupt nicht zur medizinischen Verdachts- oder Risikogruppe gehören. Dazu gehören alle, die kürzlich in China und besonders in Wuhan unterwegs waren und/oder engeren Kontakt mit erkrankten Menschen (aus der Region) hatten. Nur sie könnten sich infiziert haben und somit die Krankheit auf andere übertragen.
Nichtsdestotrotz verschärfen einige westliche Medien die Lage unnötig, indem sie mit mehr oder weniger chinafeindlichen Sprüchen alle Chinesen und China unter Generalverdacht stellen.
Coronavirus-Rassismus im Westen – so chinafeindlich berichten einige Medien
Dänische Zeitung verballhornt chinesische Nationalflagge
Die dänische Zeitung Jyllands-Posten verunstaltete die chinesische Nationalflagge mit dem Coronavirus, in dem es die Sterne in der Flagge durch gelbe Viren ersetzte. Die Zeitung wurde aufgefordert sich zu entschuldigen, weigert sich bisher jedoch hartnäckig, dies zu tun. Bereits im Jahr 2005 sorgte Jyllands-Posten durch die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen für Aufsehen.
Panda-Wortspiele zur Coronavirus-Krise in Australien
Die australische Boulevardzeitung Herald Sun ließ sich zu einem gehässigen Buchstabendreher hinreißen, als sie von einer „chinesischen Virus-Hölle“ schrieb. Das englische Wort für „Hölle“ wurde nicht korrekt als „pandemonium“ buchstabiert, sondern in „PANDAmonium“ umgeschrieben. Der Pandabär gilt in China als nationales Lieblingstier, steht aber in keiner Verbindung zum neuen Coronavirus.
„Gelber Alarm“ und „neue gelbe Gefahr“ in Frankreich
Besonders rassistisch titelte die französische Zeitung „Courrier Picard“ und rief einen „gelben Alarm“ („alerte jaune“) aus. An anderer Stelle schrieb das Medium von einer „neuen gelben Gefahr“ („nouveau péril jaune“). Damit wurden Begrifflichkeiten verwendet, die aus dem westlichen Rassismus der Kolonialzeit stammen. Die Kritik an dieser offenkundig hetzerischen Schreibart ließ nicht lange auf sich warten. Immerhin entschuldigte sich die Zeitung anschließend.
Glückskeks-Kalauer und „Made in China“-Dumpfheit in Deutschland
In Deutschland findet sich bisher kein derart offensichtlicher Rassismus, wohl aber eine Reihe von reißerischen Überschriften und unpassenden Anspielungen auf China und den neuen Coronavirus. Die reichweitenstarke Bildzeitung blödelte in einem Beitrag mit der Frage „Darf ich noch Glückskekse essen?“ und untertitelte in kleinerer Schrift: „Und irre Fake-News zum Corona-Virus“. Die Redaktion versucht hiermit offenbar, den größtmöglichen Unterhaltungswert aus einem globalen Notstand herauszuholen.
https://twitter.com/BILDblog/status/1223226028006559747
Zudem hat Bild mehrfach plakativ vom „China-Virus“ geschrieben. Demgegenüber empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO seit 2015, bei der Bezeichnung von menschlich übertragbaren Infektionskrankheiten auf Ortsnamen zu verzichten. Damit sollen negative Auswirkungen der Namensgebung auf Nationen, Wirtschaften und Menschen vermieden werden. Entsprechend enthält die offizielle vorläufige WHO-Bezeichnung für das neue Coronavirus auch nicht das Wort „China“.
Der Spiegel, der bisher recht abgewogen über die neue Coronavirus-Krise berichtete, nannte die Titelstory der aktuellen Ausgabe (6/2020) „Coronavirus. Made in China“. Der bereits online verfügbare Artikel über die wirtschaftlichen Folgen der Krise ist an sich informativ und lesenswert. Die Bezeichnung „Coronavirus. Made in China“ erweckt jedoch den Eindruck, dass „China“ das Virus (mit Absicht?) produziert hätte – und wertet gleichzeitig Waren ab, die wirklich als „Made in China“ hergestellt wurden.
Tatsächlich erfreut sich „Made in China“ in Deutschland zunehmender Beliebtheit, was dem Spiegel aber vermutlich keine (positive) Coverstory wert wäre. Das Spiegel-Magazin ist bereits mehrfach mit grenzwertigen Formulierungen über China und Chinesen aufgefallen, die besonders, aber nicht nur von der chinesischen Leserschaft als fremdenfeindlich wahrgenommen wurde.
Coronavirus-Rassismus – Hoffnung auf schnelle und gute Besserung
Es gilt abzuwarten, wie sich der Coronavirus-Rassismus in der Berichterstattung in den nächsten Wochen und Monaten gestalten wird. Dies hängt sicherlich auch davon ab, wie sich die Krise weiterentwickeln und wie stark sich das Virus speziell im Ausland verbreiten wird. Traurigerweise bieten hier vor allem weitere Erkrankungen zusätzlichen Nährboden für den sonst weniger offensichtlichen Alltagsrassismus. Zum Glück haben bisher aufmerksame Leser und User auf Twitter etc. schnell rassistische Tendenzen in den Medien identifiziert und kritisiert. Es bleibt zu hoffen, dass auch Auslandschinesen im Westen keine weiteren Anfeindungen ertragen müssen.
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Aktualisiert am 03.02.2020
weltversteher__ meint
Diese Gehässigkeit muss in so einer schweren Krisenzeit echt nicht sein… So viel die chinesische Regierung schon falsch gemacht hat, diesmal kommuniziert sie sogar halbwegs transparent…
Dieter Müller meint
„Halbwegs transparent“, tut es weh die Welt mit Scheuklappen zu durchlaufen? Glauben Sie denn ernsthaft den chinesischen Statistiken? Den Fallzahlen und die vermeintlich niedrige Zahl von Toten? Wenn Sie dies mit Ja beantworten können, gratuliere, Sie sind ein Naivling.
NancyFrisch meint
Und schon wieder „gelbe Gefahr“ – gehört verboten so ein Scheiß!
Dr. Phil meint
Die Beispiele aus der BRD sind – Gott sei dank – noch nicht so extrem. Aber wehret den Anfängen!
Ich bin und bleibe kein Freund der chinesischen Regierung und daß jetzt gerade die Auslandschinesen attackiert werden die häufig auch genau aus diesem Grund NICHT in China leben ist doppel traurig.
sänkyou88 meint
seien wir mal ehrlich, die medien bauschen doch alles auf! ist da china die große ausnahme?
KSHindyY meint
Kritische Berichterstattung ist richtig und wichtig.
Das rechtfertigt aber weder Angstmacherei noch Fremdenfeindlichkeit.
Für Letztere siehe Art. 1 Grundgesetz!
Jürgen meint
Meine privaten Erfahrungen mit Chinesen sind nicht negativ, wenn auch teilweise recht sonderbar. Aber so ist das auf der Welt.
Geschäftlich und politisch hingegen lehnen wir jegliche Verbindungen und jeden Kontakt strikt ab.
Erfahrungen, Wahrnehmungen und belastbare Ereignisse im Zusammenhang mit Geschäftsverläufen, sowie das Verhalten der Chinesen im Zusammenhang mit Hongkong sind unterste Schublade und entlocken mir fast eine Art der Verachtung
Zoltan meint
Es lebe die Komunistische Partei Chinas!
Die PARTEI hat immer recht.
China wird die USA in den kommenden fünf Jahren als größte Volkswirtschaft der Welt abgelöst haben. Ihr müsst nur eines tuhen, noch mehr Produkte die im wunderschönen China hergestellt werden zu kaufen. Es lebe der Sozialismus!
Horst Löw meint
Das mag ja alles stimmen, aber sehen Sie sich einmal in ihrem eigenen Haushalt um: welches normale Standard-Produkt kommt denn heute nicht aus China? Ihr Toaster oder ihre Kaffeemaschine, nur weile eine europäische Marke darauf steht? Ihr I-Phone (vermeintlich amerikanisch) oder auch Ihr Android von Samsung (vermeintlich aus Korea) ?? Vergessen Sie es. Gar kein Produkt mehr aus China zu kaufen, ist leider schon nicht mehr möglich. Selbst die wichtigen Rohstoffe für Medikamente kommen heute aus China (und Indien) oder gleich die kompletten Medikamente selbst. Armaturen für Küche und Badezimmer deutscher Topmarken – Made in China, wenn es bezahlbar sein soll für den sog. „Otto-Normalverbraucher“.
Da kann man noch seitenweise weiterschreiben. Es ist absolut löblich, mehr Made in EU zu kaufen o.ä., aber da hier die Werke geschlossen wurden und ganze Industriezweige in Deutschland einfach nicht mehr existieren, wird es schwierig.