Seit Jahrhunderten wagen Deutsche den Schritt ins ferne Reich der Mitte. Einige kommen dort gut zurecht, bleiben vielleicht ein Leben lang. Andere scheitern, weil sie sich an Land, Sprache oder Kultur nicht gewöhnen können.
Welche Faktoren sind im interkulturellen Austausch besonders herausfordernd für Deutsche? Was bereitet Schwierigkeiten, auch wenn man bereits viele Jahre in China verbracht hat? Um diese Fragen zu klären, haben wir 30 Deutsche befragt, die über aktuelle Chinaerfahrungen verfügen.
China für Anfänger: der Start im Reich der Mitte
Wer schon einmal nach China gereist ist, wird sich bestimmt noch an den Tag der Ankunft erinnern. Spätestens als man den Flughafen verlassen hatte, war klar: Hier ist so einiges anders als in Europa. Die Befragten, die nicht nur für eine Rundreise ins Land gekommen waren und sind, zählten zu den erschwerten Startbedingungen in China das Klima, die Luftverschmutzung und alltägliche Aufgaben wie die Taxifahrt von A nach B oder den Einkauf. Auch das fehlende soziale Umfeld stellte eine Belastung für sie dar.
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Am Arbeitsplatz bemerkten die meisten schnell, dass die Kommunikation sie noch vor einige Herausforderungen stellen würde. Daneben sorgte die unbekannte Mentalität der chinesischen Mitmenschen für Verunsicherung. Welche Beziehungen sind zu beachten? Wie sieht die Hierarchie aus und wie soll man sich darin positionieren?
Willkommen im chinesischen Team! Oder?
Beim Umgang im zumindest teilweise chinesischen Team vermissten die deutschen Befragten vor allem die klare und direkte Kommunikation aus der Heimat. Warum sagt keiner die eigene Meinung? Wann bedeutet ein „Ja“ auch wirklich Zustimmung?
Darüber hinaus vermissten die Deutschen die Bereitschaft, eindeutige Verantwortung in der Gruppe zu übernehmen. Rollen seien unklar verteilt, kritische Punkte nicht leicht zu thematisieren und Entscheidungen schwer im Team zu treffen. Nicht zuletzt bemängelten die Befragten, dass man immer der Fremde in der chinesischen Gruppe bliebe.
Der neue chinesische Chef: Alles (wie) beim Alten?
Im Vergleich zu den anderen Bereichen gab knapp ein Drittel der Deutschen an, überhaupt keine Probleme mit dem chinesischen Vorgesetzten zu haben. Mehr als die Hälfte beklagte indes, dass man entweder ignoriert oder bevormundet werde. Auch hier wurde der Umgang mit Hierarchien und Konflikten als eine Schwierigkeit genannt. Drei der Befragten nannten zudem (National-)Stolz und Überheblichkeit als unliebsame Eigenschaften der chinesischen Vorgesetzten.
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Für Angestellte in China: Chef auf Chinesisch?
Die Befragten mit Personalverantwortung in China erklärten fast einstimmig, dass sie aufseiten der chinesischen Angestellten Mitdenken und Eigeninitiative vermissten. Schwierigkeiten bereite es auch, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz im Kontakt mit den Kollegen zu finden. Zweifach wurde ferner kritisiert, dass man als Vorgesetzter gelobt werde, selbst wenn es nichts zu loben gebe.
Empfehlungen und Fazit
Auf die Frage, was sie ihren deutschen Nachfolgern in China empfehlen würden, hatten die Deutschen folgende Ideen: Die meistgenannte Empfehlung war, sich vorher intensiv mit der chinesischen Kultur zu beschäftigen, etwa in einem Zielland-Coaching. Auch hieß es mehrfach, dass man sich die chinesische Sprache aneignen solle, wenn dies irgendwie möglich ist. Konkret sei es sehr wichtig, sich in Geduld, Einfühlungsvermögen, Offenheit und Bescheidenheit zu üben. Eine gute Portion Humor könne auch nicht schaden.
Grundsätzlich gilt, dass man sich einige Hintergründe für die Arbeit im Reich der Mitte anlesen kann – zum Beispiel hier auf dem Blog. Interkulturelle Trainings und Seminare sind auch sehr hilfreich, um sich gezielt und professionell auf den Auslandsaufenthalt vorzubereiten. Doch natürlich bleiben Aspekte übrig, die man nicht über andere erfahren kann. Dazu gehören auch einige interkulturelle Fehltritte, die man leider erst selbst erleben muss. Vieles lässt sich aber mit der richtigen Vorbereitung vermeiden und sollte beachtet werden, damit der eigene Start in China so leicht wie möglich wird.
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Dieser Artikel ist als kürzere Version in der Deutsch-chinesischen Allgemeinen Zeitung erschienen: Ausgabe Nr. 22, April 2013, S. 18.
L. Berkes meint
ich kann mich so ziemlich in allem wiederfinden – die tipps gehen auch klar. ich würde aber immer empfehlen, erst ein paar wochen rüber zu gehen, bevor man lange bleibt. manchmal merkt man und frau dann schon, daß es doch nicth das richtige ist. was ja auch in ordnung ist. deutschland ist ja auch schön;)
Shanghai Laowai meint
Bei Direktheit sehe ich auch noch Unterschiede: Den übertriebenen deutschen Ins Gesicht-Stil und den sinnvollen Auf den Punkt-Kommen-Stil. Letzteren wünschte ich mir auch mehr in China. Den ersten brauche ich nicht – weder hier noch in Deutschland…