„Wie wäre es denn mit drei Jahren China?“, fragte mich meine Chefin. So geht bei manchen das Abenteuer los. Mit der gesamten Familie als Expat nach China zu gehen erfordert einigen Mut – und eine optimale Vorbereitung. Diese ICC-Reihe stellt vor, was deutsche Expat-Familien im Vorfeld, während und nach Beendigung des Auslandsaufenthaltes berücksichtigen sollten. Der dritte Teil geht auf den Alltag im Ausland ein.
Die ICC-Redaktion hat sich im Juni 2015 bei deutschen Exptriates-Familien mit Erfahrungen im Reich der Mitte erkundigt. Gefragt wurde, welche Tipps die Deutschen ihren Nachfolgern mit auf den Weg geben möchten.* Welche besonderen Herausforderungen lauern in China, wenn man für einige Jahre mit Mann oder Frau und Kind(ern) dorthin zieht? Der erste Teil der Reihe hat eine To do-Liste für die Zeit vor der Abreise nach China zusammengestellt. Im zweiten Beitrag wurden die ersten Wochen und Monate im Ausland thematisiert. Dieser dritte Teil geht auf den anschließenden Alltag in China ein.
Wer rastet der rostet – weiterhin neugierig bleiben
Nachdem die ersten großen Hürden gemeistert wurden, aber auch die erste Begeisterung nachgelassen hat, beginnt der normale Alltag im Ausland. Normal ist hier natürlich relativ. Vieles ist nach wie vor ungewohnt, doch trotzdem zur Gewohnheit geworden. Einerseits ist es schön zu merken, dass alle in der Familie auf ihre Art und Weise angekommen sind, nur schleichen sich auch leicht schlechte Angewohnheiten ein. Ein Phänomen, das nicht nur unter Deutschen in China zu beobachten ist, ist die zunehmende Expat-Isolierung. Vielleicht waren die ersten Versuche, mit Chinesen in Kontakt zu treten, weniger erfolgreich, sodass es leichter erscheint, mit anderen Ausländern Zeit zu verbringen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, auch internationale Freundschaften zu pflegen. In manchen Fällen entstehen hingegen ganze „Expat-Blasen“, die eine kleine Parallelgesellschaft zur chinesischen Gemeinschaft darstellen. In Ausländer-Siedlungen, westlichen Restaurants und nicht-chinesischen Freundeskreisen kriegt man nur leider wenig vom restlichen, wirklich chinesischen Leben mit. Einige Exptratiates haben viele Jahre in China gelebt, jedoch ihr Gastland kaum persönlich kennengelernt.
Ähnliches lässt sich beim Spracherwerb beobachten. Während die Kinder in der Schule oft auch Chinesisch lernen, lässt die Motivation der Eltern nach einiger Zeit nach. Das Wichtigste im Alltag schafft man mit einigen Sätzen Chinesisch, der Rest wird mit Händen und Füßen oder mit Hilfe von Muttersprachlern geregelt. Hier empfiehlt es sich auf jeden Fall, am Ball zu bleiben. Ein, zwei Stunden Chinesisch-Privatunterricht pro Woche oder Anfänger-Hörspiele auf Chinesisch sollten auch in einen sehr vollen Terminplan hineinpassen. Ein besseres sprachliches Umfeld als China gibt es fürs Lernen der chinesische Sprache schlichtweg nicht. Und die Wahrscheinlichkeit, noch einmal mit Chinesisch loszulegen, wenn man zurück in Deutschland ist, ist eher gering. Obwohl sich das einige so vornehmen.
Kontakt zum Heimatland pflegen – privat und beruflich
Auf der einen Seite lohnt es sich, möglichst tief in die chinesische Gesellschaft, Kultur und Sprache einzutauchen. Auf der anderen Seite sollten die Beziehungen in das eigene Heimatland nicht vernachlässigt werden. Der Zeitunterschied, sich verändernde Lebensgewohnheiten und das Gefühl, ohnehin niemandem wirklich erklären zu können, was man gerade erlebt, behindert mitunter diese Kontaktpflege nach Hause. Sie ist aber sehr wichtig angesichts der Tatsache, dass die meisten Expats nicht ewig im Ausland bleiben. Natürlich übersteht nicht jede Freundschaft die Strapazen einer langjährigen Trennung. Doch gute Beziehungen sollte man pflegen – ob durch Telefon- und Mail-Kommunikation oder durch gegenseitige Besuche im Heimat- und Gastland. Vielleicht ist man es selbst irgendwann leid, schon wieder einen deutschen Gast durch Peking oder Shanghai zu führen. Aber für die Freunde aus Deutschland ist es eine einmalige Chance, von einem ortskundigen Expat hinter die Kulissen des fremden Landes geführt zu werden. Und dadurch entstehen gemeinsame Erinnerungen an die Zeit im Ausland.
Für den beruflichen Erfolg ist es ebenso elementar, die Verbindungen nach Deutschland aufrechtzuerhalten. Nicht alle Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter in Länder wie China schicken, haben auch schon die Rückkehr gut durchgeplant. Hier sollte man auch selbst – schon vor der Abreise – die wichtigsten Vorkehrungen treffen, damit die Rückkehr möglichst reibungslos verläuft. Daneben haben verschiedene Studien gezeigt, dass Expats im Ausland am meisten damit zu kämpfen haben, dass das Hauptquartier im Heimatland die eigene Situation im Ausland nicht richtig versteht. Oder dass die Expats zumindest dieses Gefühl haben. Hierbei ist es wichtig, nicht zu resignieren oder die Kollegen in Deutschland zu verfluchen. Besser ist es, weiterhin eng mit dem heimatlichen Standort zu kooperieren und je nach Möglichkeit auch zwischenzeitlich etwas Zeit in Deutschland zu verbringen. Auf diese Weise kann das Auslandswissen am besten für das heimische Unternehmen genutzt werden und die Expatriates stärken ihre Position in ihrer Firma langfristig. Auch nach ihrer Rückkehr können ehemalige Entsendete weiterhin […]
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*Über 100 Antworten wurden bei der Online-Umfrage eingereicht. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Teilnehmern!
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Als Expat-Familie nach China (Teil 3) – Achtung Alltag!
Kat-Yu Tang meint
Hallo, ich bin Studentin an der Universität zu Köln und studiere Regionalstudien-China und als Nebenfach BWL. Zur Zeit mache ich mein Auslandsjahr in Xiamen. Mit dem Ende des Auslandsjahr schließe ich auch mein BA-Studium ab. Da das Leben in China vor allem Xiamen mir so gut gefällt, möchte ich gerne ein Praktikum hier machen. Nun ist die Frage wie findet man einen Praktikumsplatz in deutsch-chinesische Unternehmen in einer Nicht-Metropole.
J Hüser meint
In Xiamen sitzt der chinesische Ableger von KION/Linde Material Handling.
Evtl kann über das deutsche Personalwesen hier was vermittelt werden. Einfach mal über die Internet Seite einsteigen http://www.linde-mh.de