Von ICC-Redakteur Thomas Schneider
In China ist das Essen ein fester Bestandteil der Kultur, auf den die Chinesen sehr stolz sind. In kaum einem anderen Land findet man solch eine Vielfalt an Gerichten und Speisen wie im Land der Mitte. Wer sich geschäftlich oder auch privat im Rahmen einer Urlaubsreise dorthin aufmacht, der steht unweigerlich vor wichtigen Fragen…
Was sollte ich essen, wo sollte ich essen und vor allem wie schaffe ich es, ohne Chinesisch-Kenntnisse im Restaurant auch wirklich das zu bestellen, was ich möchte und nicht aus Versehen einen gebraten Hund? Vorab zur Beruhigung: Einen gebratenen Hund kriegt in den meisten teilen Chinas nur derjenige, der wirklich danach sucht. In fast allen Regionen ist das Verspeisen der geliebten Vierbeiner genauso verpönt wie in westlichen Kulturkreisen. Lediglich in manch koreanischem Restaurant läuft man hier noch Gefahr anstelle von Hühnchen süß-sauer Hündchen süß-sauer serviert zu bekommen.
Tief im Süden Chinas sieht das zumindest außerhalb der großen Metropolen schon wieder etwas anders aus. Verläuft man sich dort auf einen der lokalen Märkte, kann es durchaus passieren, dass man sich mit dem sehr unschönen Bild eines über dem Feuer gebratenen Hundes konfrontiert sieht. Aber das ist, wie gesagt, die Ausnahme.
Das Frühstück: Die vielleicht größte Herausforderung
Zugegebenermaßen wird man gerade in den riesen Metropolen Shanghai und Peking immer fündig, wenn man westliches Essen sucht. McDonalds und Co sind meist nicht weit und irgendwo versteckt sich auch ein deutscher Bäcker oder Metzger. Hat man aber keine Zeit zu suchen, ist man in einer kleineren Stadt ohne westlichen Einfluss oder möchte ganz einfach etwas kulinarisch Authentisches, dann kann sich für den Westler in China gerade beim Frühstück das ein oder andere Problem ergeben.
Los geht es beim Kaffee. Anders als in Europa ist es in China nicht üblich, morgens Kaffee zu trinken. Auch wenn er immer beliebter wird, Platzhirsch ist nach wie vor Tee in allen Arten und Sorten. Gerade in kleineren Städten, wie beispielsweise Qufu 曲阜, der Geburtsstadt des Konfuzius, sucht man vergebens nach einer Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken. Wird man dann doch irgendwann fündig, folgt Ernüchterung: Oft wird eine viel zu süße Brühe gereicht, die mehr aus Milch und Zucker denn aus Kaffee zu bestehen scheint. Wer einen „echten“ schwarzen Kaffee sucht, der sollte nach einem Meishi kafei 美式咖啡 Ausschau halten, was so viel bedeutet wie Kaffee amerikanischer Art. Was das Essen angeht, so mögen es die Chinesen schon morgens sehr deftig und gerne auch fettig. In kleineren Hotels gibt es beim Frühstücksbuffet Reis und gedämpftes Gemüse, an den Straßenständen werden vor Fett triefende, frittierte Gebäckstücke verkauft.
Wie man in China ein gutes Restaurant findet und bestellt
In Chinas Straßen trifft man auf eine unglaubliche Vielzahl an Restaurants. Oftmals reiht sich eines direkt an das nächste und die meisten sind für den Reisenden ohne entsprechende Sprach- und Landeskenntnisse kaum auseinanderzuhalten. Woran sollte man sich also orientieren wenn man auf der Suche nach einem guten Restaurant ist? Gute Anhaltspunkte bieten natürlich die Bewertungen im Internet. Doch auch hier wird man nicht immer fündig und mobiles Internet hat auch nicht jeder Tourist zur Hand. Ein Kriterium zur Bewertung von Sauberkeit und Hygiene eines Restaurants sind die von offizieller Seite ausgestellten Bewertungstafeln. Diese müssen vom Restaurant aufgehangen werden und befinden sich meist im Eingangsbereich. Unterteilt wird in drei Kategorien: Von einem grünen Smiley für sehr gute Hygienestandards über einen gelben bis hin zu einem roten für durchschnittliche Sauberkeit.
Inwieweit man dieser Wertung traut, sollte natürlich jeder für sich entscheiden, und es ist ratsam auch einfach selbst mit einem kritischen Auge den ersten Eindruck zu bewerten. Was die Art der Restaurants angeht, so erfolgt eine Unterteilung häufig in die Küchen der jeweiligen Provinzen. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, doch ist bei nicht wenigen Ausländern Essen aus der Region Sichuan 四川 sehr beliebt. Doch Vorsicht: Die Speisen sind weltberühmt dafür teilweise sehr scharf zu sein!
Wer mutig genug ist, sollte hier auf jeden Fall Mapo Doufu 麻 婆 豆 腐, ein scharfes Tofu-Gericht probieren. Weitere unter Ausländern beliebte Speisen sind zum Beispiel Gongbao Jiding 宫保鸡丁 (würzige Hühnchen-Würfel mit Gemüse), Xihongshi chao jidan 西红柿炒鸡蛋 (eigentlich nur Rührei mit Tomate, aber sehr lecker!), Tangcu liji 糖醋猪 肉 (Schweinefleisch süß-sauer, oftmals sehr klebrig) oder Yuxiang rousi 鱼香肉丝 (in etwa: nach Fisch duftendes Schweinefleisch). Gerade Letzteres sollte wirklich bei keinem Restaurantbesuch fehlen! Wem das Lesen der Speisekarte Sorgen bereitet, der sollte vornehmlich größere Restaurants besuchen – dort gibt es in der Regel bebilderte Speisekarten. Eine Überraschung kann es bei der Bestellung eines Gerichts mit Hühnchen geben: Die Chinesen essen hierbei gerne alle Körperteile, da findet sich dann schon mal neben der Hühnerbrust auch Fuß und Kopf in der Schüssel.
Abends Street-Food unter freiem Himmel – ein Erlebnis!
Egal, in welcher Stadt man ist: Das Bild der Straßen ist abends geprägt von etlichen kleinen Ständen, die eine bunte Auswahl an verschiedenem Fleisch und Gemüse frisch gegrillt am Spieß anbieten. Gegessen wird direkt neben dem Stand auf kleinen Hockern, was neben den im Hintergrund aufragenden Wolkenkratzern wirklich ein Erlebnis ist. Die Straßengrills sind übrigens offiziell gar nicht erlaubt, wodurch sich kuriose Szenen ergeben können. Gerade eben sitzt man noch auf seinem Hocker und wartet auf die Spieße, im nächsten Moment bricht auf einmal Hektik aus und alle bauen innerhalb von wenigen Sekunden die Stände ab und verschwinden damit um die nächste Ecke. Man selbst sitzt dann mit den anderen Gästen noch immer am selben Platz, was ein sehr lustiges Bild abgeben muss. Meist dauert es dann noch ein bis zwei Minuten und es fährt eine mindestens zehn Autos zählende Kolonne der Regierungsbehörde vorbei, die für die Kontrolle und Durchsetzung des Verbotes zuständig ist. Die Begründung für das Verbot liegt in der mangelnden Kontrollierbarkeit des angebotenen Fleisches. Zwar sind die Stände abends immer sehr gut besucht, doch spricht man beispielsweise mit chinesischen Studenten, so raten einem viele davon ab, dort zu essen. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, dass das dargebotene Lammfleisch in Wahrheit Rattenfleisch sei.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass ich in einem Jahr China nie irgendwelche Probleme damit hatte. Wem das Ganze zu unsicher ist, der findet aber auch Alternativen bei den vielen kleinen Straßenküchen. Als kleiner Snack sehr zu empfehlen sind Baozi 包子 und Jiaozi 饺 子. Dabei handelt es sich um kleine gefüllte Teigtaschen in allen möglichen Variationen, die für Gewöhnlich mit einem kleinen Schälchen Essig gereicht werden. Diese Kombination mag zuerst etwas merkwürdig anmuten, doch nach einiger Zeit würde man seine Baozi und Jiaozi nie wieder ohne Essig essen. Wem all das Essen danach schwer im Magen liegt, dem bleibt nur eines: Nachspülen mit einem der traditionell sehr starken Baijiu 白酒 – dem anständigen chinesischen Schnaps: Wohl bekommt’s!
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Gretl Hendricks meint
Interessant, dass es in China nicht üblich ist morgens Kaffee zu trinken. Die asiatische Küche passt in der Hinsicht wohl nicht ganz so gut zu mir. Denn ich brauche meinen Kaffee, wenn ich morgens aufstehe.
Hanna Adams meint
Danke für die Tipps zum Essen und Trinken in China. Meine Freundin liebt die asiatische Küche, seitdem sie mal in China war. Sie jetzt auch bestimmt 3 mal im Monat in ein asiatisches Restaurant. Gut zu wissen, die chinesischen scharfen-Tofu-Gerichte etwas für Mutige ist.
Laura Urban meint
Für nächstes Jahr ist eine Reise nach China geplant, um chinesische Spezialitäten einmal vor Ort zu probieren und das Land zu entdecken. Danke für den Tipp, dass ich auf jeden Fall mal Mapo Doufo probieren sollte. Ich esse sehr gerne Tofu und vertrage auch relativ gut scharfes Essen. Allerdings fürchte ich, dass scharf in China nochmal eine ganz neue Bedeutung bekommt und nicht mit unseren europäischen Gewohnheiten vergleichbar ist.
Tyler Padleton meint
Danke für den Beitrag über das Essen und Trinken in China. Meine Frau und ich interessieren sich sehr für dieses Land und möchten auch in den nächsten Jahren nach China reisen. Wir sind schon gespannt auf die chinesische Küche und wollen viele traditionelle China Restaurants ausprobieren. Interessant, dass es in China nicht üblich ist, morgens Kaffee zu trinken.
Sandra Geier meint
Schöner Beitrag zur Speisekultur in China. Das Gongbao Jiding klingt wirklich unglaublich lecker. Ich werde schauen, ob es das auch bei dem Buffet Restaurant bei uns in Linz gibt.
Ramona meint
Bisher kennen wir asiatisches Essen nur vom asiatischen Buffet. Da wir bald einen Urlaub in China machen, wollte ich mich daher vorher ausführlich informieren. Nun weiß ich, dass man dort morgens beim Frühstück statt Kaffee eher Tee trinkt und das Essen bereits am Anfang des Tages deftig und fettig ist!
Cheyenne meint
Ich finde das interessant