Was Experten längst erwartet haben, wurde nun von offizieller chinesischer Seite bestätigt. Das chinesische Wirtschaftswachstum ist in 2015 erneut zurückgegangen. Wenngleich der Rückgang verhältnismäßig gering ausfiel – auf ein Wachstum von 6,9 Prozent -, waren die Reaktionen in der internationalen Presse enorm.
Auch in Deutschland überschlugen sich die Kommentatoren in den verschiedenen Medien. Das ICC-Portal hat die typischen, aber auch besonders auffällige Online-Schlagzeilen vom 19.01.2016 zusammengetragen (alphabetisch sortiert):
Online-Schlagzeilen zu Chinas Wachstumsrückgang
„China-Wachstum auf 25-Jahres-Tief – juchhu!?“ (ARD.de)
„Kleinstes Wachstum seit 25 Jahren – Ist China bald pleite?“ (bild.de)
„‚Neue Normalität‘: China meldet niedrigstes Wachstum seit 1990“ (n-tv.de)
„China: Wachstum fällt auf den niedrigsten Stand seit 25 Jahren“ (SPIEGEL ONLINE)
„Konjunkturaussichten – Wie China die Weltwirtschaft ausbremst“ (Süddeutsche.de)
„China: Wirtschaft muss sich auf wilde Streiks einstellen“ (welt.de)
„Volksrepublik China: Wachstum fällt auf 25-Jahres-Tief“ (ZEIT ONLINE)
Altbekannte Berichterstattung zwischen Extremen
In den Artikeln wird einerseits auf die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft hingewiesen. Andererseits wird betont, dass die Angst vor einem noch stärkeren Rückgang übertrieben gewesen sei (vgl. „juchhu!?“ in ARD-Artikel). Generell spiegeln die aktuellen Überschriften Tendenzen in westlichen Medien wider, die seit Jahren zu beobachten sind: Erstens schwankt die Berichterstattung stark zwischen Begeisterung und Sorgen wie auch zwischen Bewunderung und Häme. Zweitens wird China zum einen als Zugpferd und zum anderen als Sorgenkind der Weltwirtschaft dargestellt. Innerhalb weniger Tage und in ein und demselben Medium können die Berichte von einem ins andere Extrem übergehen.
Chinesische Nüchternheit als Gegensatz
Die chinesische Regierung beschrieb das Wachstum in 2015 schlicht als „moderat und stabil“. Als Hauptgrund für die geringeren Zuwächse wurde das kompliziertere internationale Umfeld genannt. Das Ausland insbesondere bei unliebsamen Entwicklungen mit in die Pflicht zu nehmen ist wiederum ein verbreitetes Erklärungsmodell in der offiziellen Darstellungsweise Chinas.
China-Prognosen 2016: Turbulenzen, Wachstumsziele und Hoffnung
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