Wurden im ersten und zweiten Teil dieser Reihe die Chinabilder von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert vorgestellt, werden im letzten Teil die Auswirkungen auf den kulturellen Austausch in der heutigen Zeit beschrieben…
Chinabilder: Umfragen und Untersuchungen
In einer Umfrage auf Inter:Culture:Capital haben Besucher vom 24.03. bis zum 03.04.2013 ihre Meinung zur deutschen China-Berichterstattung abgegeben. Das Ergebnis zeigt sich in diesem Schaubild:
Von den Befragten gaben 75 % an, dass die Berichterstattung zu negativ sei. 17 % empfanden die Berichte als neutral, nur 8 % als zu positiv. Insgesamt nahmen 92 User an der Umfrage teil, bei der pro IP-Adresse nur eine Stimmabgabe möglich war.
Für die letzten Jahre liegen auch einige großangelegte Umfragen vor, die zeigen, dass die deutsche Berichterstattung zu China zeitweilig sehr selektiv war, wenn nicht sogar sogar negative Tendenzen aufwies.
Die Einseitigkeiten in der deutschen Berichterstattung sind auch ein Ergebnis der verzerrten Chinabilder, die sich seit Jahrhunderten im Westen entwickelt haben. Heutzutage beeinträchtigen sie nicht zuletzt den kulturellen Austausch zwischen den Ländern Deutschland und China.
Chinawissenschaften und Chinakritik
Deutsche Studierende der Sinologie und Chinawissenschaften machen sehr früh die Erfahrungen, dass in Deutschland eine differenzierte Meinung zu China als Verteidigung vermeintlicher Missstände im Land ausgelegt wird. Ähnlich kann es Professoren der Sinologie ergehen, die nicht in die öffentliche Kritik an China einstimmen.
Das soll keineswegs heißen, dass es in China nichts zu kritisieren gäbe – sicher ist das Gegenteil der Fall. Aber sollte man nicht eine gewisse Zurückhaltung von Chinafachleuten respektieren, die sich nicht vor den Karren der Chinaschelte im Stil der medialen Schwarz-Weiß-Malerei spannen lassen wollen?
Literarische Chinakritik und chinesische Gegenmaßnahmen
Zumal sich in Deutschland niemand darum sorgen muss, dass dieser Karren in naher Zukunft an Fahrt verliert. Ein beängstigendes und undurchschaubares China verkauft sich medial einfach besser.
Das lässt sich auch im Bereich der Literatur erkennen, wo Chinakritisches in Deutschland grundsätzlich mehr Gehör erhält – gelegentlich ohne zu überprüfen, ob die Kritik gerechtfertigt ist. Kritische Literatur ist grundsätzlich und auch im Chinakontext sicher zu begrüßen, doch Kritik aus Prinzip schießt leicht über ihr Ziel hinaus.
Auf chinesischer Seite führt das deutsche Pochen auf eine politische Agenda im Kulturbereich seit einigen Jahren zum Rückzug wie auch zu kulturellen Gegenmaßnahmen. Dies resultiert ebenfalls in fragwürdigen Ausformungen und Interpretationen von Kunst und Kultur zu Präsentations- und Argumentationszwecken.
China + Deutschland: Kultur = Politik?
Deutschland und China wäre jedoch zu empfehlen, politischen Dialog nicht mit kulturellem Austausch zu verwechseln, geschweige denn die Versäumnisse in der politischen Zusammenarbeit auf den kulturellen Sektor abzuwälzen.
Vielmehr sollte der Kulturaustausch als Vorbild genommen werden. Intellektuelle und Kulturschaffende aus Deutschland und China können auf einige Jahrhunderte gegenseitiger Inspiration zurückblicken. Hier hat die Politik noch einiges nachzuholen.
Was halten Sie von der deutschen China-Berichterstattung? Wie ist Ihre Meinung zu der Diskussion? Wir freuen uns auf einen Kommentar von Ihnen.
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helen chou meint
das ist ein interessanter punkt, dass politik nicht immer auch kultur sein sollte. ich habe noch nciht darauf geachtet, aber es wird ständig vermischt.
manchmal kann ja kultureller dialog eine art türöffner für politische verständigung sein, dann ist es auch gut, beides zu kombinieren ,oder?
natürlich kann das eine nie das andere gnaz ersetzen. stimme ich zu.
helen
b. cella meint
Das kommt auf das Medium an. ARD ist schrecklich, Spiegel gar nicht so schlimm – bis auf die Coverbilder vielleicht. Aber das ist da ja immer so. Focus ist auch selten parteiisch gegen China- und schlecht informiert…