Für alle, die gerade etwas Ablenkung von Covid-19 benötigen und grübeln, welches Reiseziel sie nach der Krise gerne erkunden würden: Der folgende Blogbeitrag möchte eine kleine Inspiration sein und eine der schönsten Städte Chinas vorstellen – willkommen zum Hangzhou-Reisebericht. Denn nicht ohne Grund heißt es „im Himmel gibt es das Paradies, auf der Erde gibt es Suzhou und Hangzhou“ (Shang you tiantang, xia you Su Hang 上有天堂,下有苏杭).
Hangzhou ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang. Die Stadt hat rund zehn Millionen Einwohner und ist Sitz großer Unternehmen wie bspw. Alibaba. Neben renommierten Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen sowie Technologieparks ist Hangzhou zudem bekannt für seine grüne Landschaft und historischen und kulturellen Stätten. Jahr für Jahr bereisen Millionen von Menschen die Stadt im Norden Zhejiangs. Und das ist nicht verwunderlich, denn in Hangzhou tummeln sich allerlei Attraktionen, die es zu einem der beliebtesten Reiseziele inmitten Chinas machen.
Der Westsee als Wahrzeichen Hangzhous
Beim Westsee (Xi Hu 西湖), auch als West Lake bekannt, handelt es sich wohl um die berühmteste Sehenswürdigkeit Hangzhous. Jedes Jahr zieht es Abermillionen chinesische und internationale Touristen in die Nähe des Stadtzentrums, um diesen zu begutachten. Tagsüber begeben sich die einen auf eine Radtour mit dem Ziel, den See zu umfahren, während die anderen das eindrucksvolle Panorama bei einer Bootsfahrt genießen. Wem der Trubel in der Stadt also zu viel wird, der findet beim Westsee seinen Ruhepol. Und jeder, der bis zum Abend dort verweilt, wird belohnt. Denn nach Sonnenuntergang können die Wasserspiele beobachtet werden, die eine spektakuläre Show aus Wasser, Licht, Farben, Musik und Tanz darbieten.
Seit 2011 ist der 3,2 km lange und 2,8 km breite See sowie die ihn umgebenden Berge, auf denen sich Tempel, Pagoden, Pavillons und Gärten befinden, als UNESCO-Welterbe gelistet. Seine Kulturlandschaft habe namhafte Poeten, Gelehrte und Künstler seit dem 9. Jahrhundert inspiriert. Um es in den Worten von Roni Amelan, Mitarbeiter in der Presseabteilung der UNESCO, auszudrücken: „[The West Lake] bears an exceptional testimony to the cultural tradition of improving landscapes to create a series of vistas reflecting an idealised fusion between humans and nature.“ Mit seiner traumhaften Kulisse ist der Westsee zurecht Hangzhous Wahrzeichen. Darüber hinaus verfügt die Stadt jedoch über eine Vielzahl weiterer Attraktionen, die einen Besuch wert sind.
Kuriose Köstlichkeiten in der Hefang Straße
Lediglich einen Katzensprung von dem Westsee entfernt kann man die Hefang Straße (Hefang Jie 河坊街) entlangschlendern. Sie ist eine der meistbesuchten Straßen in Hangzhou mit einer Geschichte, die viele Jahrhunderte zurückreicht. Wer Interesse daran hat, seinen Verwandten und Freunden ein besonderes Geschenk mitzubringen, seinen Geschmackshorizont zu erweitern oder schlichtweg zu bummeln, der dürfte in dieser Gegend gut aufgehoben sein. Auch ein Besuch der zahlreichen Teehäuser, Apotheken und des Museums der traditionellen chinesischen Medizin (Hu Qing Yu Tang Zhongyao Bowuguan胡庆余堂中药博物馆) ist durchaus lohnenswert.
Um nur ein paar Souvenirs zu nennen, die in der Hefang Straße erhältlich sind: Seidenschale, originelles Kunsthandwerk wie Ornamente aus Bambus, Holzschnitzereien oder Kalligraphie-Gemälde und unterschiedlichste Teesorten. Diejenigen, die sich mal an für Europäer eher ungewöhnlicher Kost versuchen möchten, finden an fast jeder Ecke Stände mit frittierten Spinnen, Schlangen, Skorpionen, Heuschrecken o.ä.
Hinterlassenschaft des Königreichs Wuyue: Die Pagode der Sechs Harmonien
Fährt man von der Hefang Straße aus mit dem Auto etwa 20 min in Richtung Südwesten, kann man der Pagode der Sechs Harmonien (Liuhe Ta 六和塔) einen Besuch abstatten. Sie ist, neben der Pagode zum Schutze Chus (Baochu Ta 保俶塔) und der Pagode des Donnergipfels (Leifeng Ta 雷峰塔), eine der drei berühmten Pagoden in Hangzhou. Die Pagode der Sechs Harmonien steht am Fuße des Berges Yuelun, in unmittelbarer Nähe zum Fluss Qiantang. Sie ist insgesamt 60 Meter hoch und hat dreizehn Stockwerke, von denen man sieben hinaufgehen kann. Im 9. Jahrhundert wurde sie auf Geheiß des Königs von Wuyue, Qian Hongchu, erbaut. Ihr Name bezieht sich auf die sechs buddhistischen Verordnungen: Himmel, Erde, Norden, Süden, Osten und Westen. Mit dem Bau der Pagode wollte König Qian Hongchu seine Macht unter Beweis stellen. Sein Ziel bestand darin, den widerspenstigen Strom des Qiantang unter Kontrolle zu bringen. Aufgrund ihrer strategischen Position direkt neben dem Qiantang diente die Pagode zudem als Leuchtturm.
Im Jahr 1121 fiel sie dem Krieg zum Opfer und wurde vollständig zerstört. Etappenweise wurde sie wieder aufgebaut und erweitert. Seit dem Jahr 1961 ist die Pagode der Sechs Harmonien, wie auch der Westsee, ein UNESCO-Welterbe. Ob man sich dazu entscheidet, die Pagode vom Boden aus zu betrachten oder sie hinaufzusteigen, um einen Blick über den Qiantang zu erhaschen – sie bietet einen sagenhaften Anblick bzw. Ausblick. Dementsprechend sollte ein Besuch des historischen Gebäudes bei einer Reise nach Hangzhou keineswegs auf der To-Do-Liste fehlen.
Die Legende von der Tigerquelle
Bei schönem Wetter macht es durchaus Sinn, den Weg von der Pagode der Sechs Harmonien zur Tigerquelle (Hupao Quan 虎跑泉) zu Fuß zurückzulegen. Innerhalb von nur 40 min hat man die Frischwasserquelle erreicht, deren Wasser als rein und leicht süßlich gilt. Außerdem rankt sich eine Legende um die Tigerquelle.
Besagter Legende nach lebte zur Zeit der Tang-Dynastie einmal ein Mönch namens Xing Kong in der Gegend. Im Jahr 819 wollte er dieses jedoch aufgrund des Mangels an Wasser verlassen. Bevor er dies tatsächlich tat, träumte er eines Nachts davon, wie ihm ein Unsterblicher von zwei Tigern berichtete, die eine Wasserquelle zu ihm bringen würden. Am nächsten Morgen wurde der Mönch Zeuge davon, wie zwei Tiger mit ihren Pranken den Boden aufwühlten, bis schließlich Wasser hervortrat. Dieser Legende verdankt die Tigerquelle ihren Namen.
Wer nach einem Besuch des Westsees von der Natur noch nicht genug hat, der wird bei der Tigerquelle fündig werden. Beim Lauschen von Vogelgezwitscher und dem Plätschern des Wassers kann man eindrucksvolle Steinskulpturen betrachten, die den Mönch Xing Kong und die beiden Tiger darstellen. Und wenn man sich von seinem langen Spaziergang erholen möchte, lässt man sich einfach in einem nahegelegenen Teehaus nieder und ruht sich bei einer Tasse des Longjing Tees aus. Dieser entstammt nicht nur lokalem Anbau, sondern wird darüber hinaus mit dem Wasser der Tigerquelle zubereitet.
In einem Hangzhou-Reisebericht lassen sich natürlich zahlreiche weitere nennenswerte Sehenswürdigkeiten anführen. Es erscheint also durchaus gerechtfertigt, Hangzhou als chinesisches „Paradies auf Erden“ zu bezeichnen. Dank seiner kulturellen Vielfalt, historischen Stätten sowie seiner pittoresken Landschaft bereut wohl kaum ein Tourist seine Reise in die nördliche Hauptstadt Zhejiangs.
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Text und Bilder von ICC-Redakteurin Sinja Hahn
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