Eine Reise nach China, das bedeutet nicht nur rund zehn Stunden Flugzeit, sondern auch Erfahrungen in einer vollkommen anderen Kultur. Viele Reisende machen sich daher schon lange vor ihrem Abflug Gedanken darüber, was in China von ihnen erwartet wird, wie sie vor Ort kommunizieren sollen und was auf Reisen keinesfalls fehlen darf. Das Ergebnis: Oft erreichen Urlauber China übermäßig vorbereitet mit allerlei veralteten Annahmen im Gepäck. Ein kleiner Überblick zu Punkten, die im Reich der Mitte nicht zwingend nötig sind.
1. Macht ein Mietwagen in China Sinn?
Mit rund 9,59 Millionen Quadratkilometern und laut Statistik 1,39 Milliarden Einwohnern ist nicht nur eines der größten, sondern auch das bevölkerungsreichste Land der Welt. Wer seinen Urlaub in einer Großstadt verbringen wird und auch abgelegenere Teile des Landes erkunden will, wird daher zunächst an einen Mietwagen denken. Hier aber ist guter Rat teuer, denn einfach so mit dem gemieteten Auto loszufahren, ist in China nicht möglich. Auch Reisende müssen einen chinesischen Führerschein beantragen und eine gesonderte Prüfung abgelegen. Viel Stress für diejenigen, die eigentlich nur wenige Wochen bleiben wollen.
Diesen Stress sollten sich Reisende besser ersparen, denn in China lässt es sich auch ohne Mietwagen gut vorankommen. Es gibt Angebote, bei denen nicht nur der Wagen, sondern auch ein Fahrer zur Verfügung gestellt wird, aber auch öffentliche Verkehrsmittel und Taxis erweisen sich als potenziell hilfreich. Hier jedoch sollten sich Reisende vom Gedanken verabschieden, jederzeit schnell und einfach an ihrem Ziel anzukommen. Gerade zur Rush Hour sind öffentliche Verkehrsmittel überladen und in den Straßen bilden sich lange Staus. Etwas mehr Zeit einzuplanen, und keine Probleme mit engen Räumlichkeiten zu haben, gehören in Sachen Transport zu den wichtigsten Grundsätzen für China-Reisende. Ein Mietwagen löst aber, wie erwähnt, keine Probleme.
2. Lohnt sich ein Intensiv-Sprachkurs Chinesisch?
China gehört nicht zu den Reiseländern, in denen jeder Dienstleister der englischen Sprache mächtig ist. Das kann Reisenden etwas Angst machen, denn Sprachbarrieren im Urlaub sind in manchen Situationen tatsächlich problematisch. Einen Intensivkurs in Chinesisch vor der Reise zu besuchen, mag daher im ersten Moment sinnvoll klingen. In Wirklichkeit aber ist die chinesische Sprache so komplex, das rudimentäre Kenntnisse kaum im Alltag helfen.
Statt in einen Kurs zu investieren, sollten sich Reisende eine kleine Liste mit wichtigen Aussagen und Fragen zusammenstellen und den Zettel stets in der Hosentasche dabei haben. Auch Visitenkarten mit wichtigen Adressen erweisen sich als hilfreich, wenn der Taxifahrer nicht auf Anhieb versteht, wohin sein Gast gebracht werden möchte. Da der Tourismus in China vor allem im gastronomischen Bereich eine Rolle spielt, finden sich hier außerdem auch bebilderte Speisekarten, die das Bestellen im Restaurant erleichtern. Ein wenig Kommunikation mit „Händen und Füßen“ genügt dann, um auch in der Ferne etwas gegen den leeren Magen zu tun.
3. Muss ich mich auf Hundefleisch einstellen?
Dass Hundefleisch in China nicht nur als Delikatesse, sondern sogar als Grundnahrungsmittel gilt, ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Kein Wunder also, dass sich Reisende schon lange vor dem Abflug Sorgen hinsichtlich ihrer Verpflegung vor Ort machen. Mancher versucht sogar, sich an den Gedanken des Hundefleisch-Konsums zu gewöhnen. Das aber ist wirklich nicht nötig. Auch wenn einige chinesische Delikatessen tatsächlich gewöhnungsbedürftig erscheinen, ist Hundefleisch kein alltägliches Angebot.
Die Gewöhnung an chinesisches Essen vor dem Urlaub ist ebenfalls nicht besonders sinnvoll. So gibt es in Deutschland zwar zahllose China-Restaurants, diese jedoch bieten ihren Gästen nur in den seltensten Fällen authentische Küche. Kulinarik in China ist dennoch kein Grund für Sorge oder Angst. Die Esskultur des Landes ist vielfältig und hat eine Vielzahl neuer Erfahrungen und Eindrücke zu bieten. Wer sich hierauf einlässt, wird durchaus Begegnungen mit Hühnerfüßen oder frittierten Krebstieren machen – zum Hundefleischkonsum aber muss sich niemand zwingen.
4. Geschenke sind für China unverzichtbar?
Es heißt, in China komme nur gut an, wer den Menschen in seinem Umfeld kleine und größere Geschenke macht. Insbesondere Reisende, die nicht in einem Hotel wohnen und sich verstärkte Berührungspunkte mit Einheimischen in deren privaten Umfeld wünschen, sind daher schon Wochen vor dem Urlaub in Sorge und suchen nach Präsenten und Geschenken, die sie überreichen können.
Das aber ist nur bedingt sinnvoll. So gibt es durchaus Fettnäpfchen, in die Reisende beim Schenken in China treten können, weswegen vorherige Beratung zu diesem Thema unerlässlich ist. Außerdem müssen gewöhnliche Begegnungen nicht grundsätzlich mit einem Geschenk in der Hand zelebriert werden. Wer aber wichtige Geschäftspartner kennenlernen oder bei einer Gastfamilie wohnen wird, sollte tatsächlich ein Präsent bereithalten. Hier kommt vor allem an, was einen Bezug zur Kultur Deutschlands hat. Ein kleiner Bildband oder ein bemalter Bierkrug sind schöne Ideen. Wer aber scheinbar wahllos Geschenke verteilt und nicht auf deren Wert achtet, verspielt im Zweifelsfall wertvolle Sympathien.
5. Viel Bargeld nach China mitnehmen?
Auch wenn China viele Kilometer weit entfernt von der Bundesrepublik Deutschland liegt, ist das Land keineswegs rückständig. Trotzdem bezweifeln viele Reisende, dass es auch im Land der Mitte ausreichend Möglichkeiten gibt, bargeldlos zu zahlen und nehmen große Mengen an Bargeld mit. Das aber bringt nicht nur das Risiko größerer Verluste mit sich, sondern ist schlicht überflüssig. So können Europäer in China meist problemlos mit ihrer EC-Karte Geld abheben. Auch Zahlen und Abheben per Kreditkarte sind unkompliziert möglich. Wer noch keine Kreditkarte hat, sollte am besten vor der Reise die Konditionen verschiedener Anbieter vergleichen, um auch auf Reisen flexibel zu bleiben.
Dass Chinesen ebenfalls sehr empfänglich für mobiles Bezahlen per Alipay oder WeChat sind, unterstreicht die Offenheit des Landes gegenüber technologischer Neuerungen. Hierfür aber braucht es in der Regel ein chinesisches Bankkonto, weswegen Urlauber bei Kreditkarte und EC bleiben sollten. Ein letzter Hinweis: Wer tatsächlich vorab etwas chinesische Währung in Deutschland organisieren will: In manch deutscher Bank wurde statt chinesischem Yuan (RMB) tatsächlich schon Yan (Japan!) ausgegeben.
6. Radfahren gehört in China zum Alltag?
Häufig wird China als Fahrradland bezeichnet. Wer hier nicht per Zweirad unterwegs ist, so die Annahme, könne gar nicht richtig am Alltagsleben teilnehmen. Das jedoch ist falsch, denn die goldenen Zeiten des traditionellen Fahrrades sind auch in China längst vorbei. Lediglich für E-Bikes können sich Chinesen zunehmend begeistern. Wer in Städten unterwegs ist, sollte hier jedoch besser alternative Verkehrsmittel nutzen, denn auf den Straßen kann es durchaus chaotisch zugehen. Per U-Bahn oder Taxi zu fahren, ist in jedem Fall sicherer – wenn auch gelegentlich eine Herausforderung.
Alle Klarheiten beseitigt? Das Wichtigste für einen ersten Aufenthalt in China ist sicher eine große Portion Neugier und Offenheit. Vieles erschließt sich nach einigen Tagen im Land selbst, zudem sind Chinesen sehr gute Gastgeber und äußerst hilfsbereit. China ist und bleibt ein Abenteuer, das sich aber wirklich lohnt!
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Nina Hayder meint
Ich habe eine Reise über das Reisebüro gebucht. Interessant, dass es sinnvoll sein kann etwas Chinesisch zu sprechen, wenn man nach China fährt. Eventuell werde ich einen Kurs besuchen.