PEKING/WASHINGTON. Während Angela Merkel dem neu gewählten US-Präsidenten Joe Biden schon am 7. November ihre Gratulation aussprach, ließen sich andere Länder mehr Zeit dafür. Inzwischen hat sich auch die Volksrepublik China zu Wort gemeldet. Freitag, der 13. – China gratuliert künftigem US-Präsidenten zum Wahlsieg.
Wie gratuliert man einem baldigen Präsidenten, wenn der aktuelle Amtsinhaber den Übergang blockieren könnte? Deutschlands Bundesregierung wählte den Weg, der für Donald Trump wohl am besten zu verstehen ist. In einem Twitter-Post vom Samstag, 07.11.2020, gratulierte Angela Merkel mit Foto und Zitat dem künftigen Führungspaar der USA – Joe Biden und Kamala Harris.
Dass auf Twitter einiges schiefgehen kann, weiß Trump schon lange, spätestens jetzt aber auch das Social Media-Team um den britischen Premierminister Boris Johnson. Wie verschiedene Medien berichteten, enthielt der offizielle Twitter-Post mit der Gratulation an Joe Biden einen peinlichen Fehler. Vergrößert und durchleuchtet man das Hintergrundbild des Posts, finden sich noch Spuren des Namens Trump. Offenbar hatten sich die Briten auf dessen Wahlsieg vorbereitet und nur schludrig auf den tatsächlichen Sieger umgestellt.
Deutschland und England vorne weg, Russland und China hinterher
Anders als die britische und die deutsche Regierung, verzichteten andere Länder darauf, Joe Biden frühzeitig zu gratulieren. Beispielsweise hat Russland dies bis heute (13.11.2020) noch nicht getan. Das könnte teilweise damit zusammenhängen, dass sich einige Länder eher auf Trumps Sieg vorbereitet oder zumindest darauf gehofft hatten.
Manche dürften auch noch darauf warten, dass sich die aktuelle US-Regierung zum anstehenden Wechsel äußert. Bekanntlich hat Trump die Niederlage bis jetzt noch nicht anerkannt – und zieht damit immer mehr Kritik aus den eigenen Reihen auf sich.
Offiziell haben einige Länderregierungen erklärt, man wolle erst abwarten, wie sich die Nachzählungen und Gerichtsverfahren entwickeln – Letzteres hat gerade noch Mexiko formuliert. Doch die Nachzählungen können eigentlich nichts mehr am Wahlergebnis ändern und die Gerichtsverfahren sehen aktuell wenig vielversprechend aus.
Freitag, der 13. – China gratuliert künftigem US-Präsidenten
Auch China hat sich einige Zeit gelassen, um das neue Führungsduo der USA zu beglückwünschen. Ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums gratulierte erst heute Joe Biden und Kamala Harris zum Sieg. Damit erkannte China – anders als der amtierende US-Präsident – inzwischen das Wahlergebnis in den USA an.
Interessanterweise wurde ausgerechnet Freitag, der 13., ausgewählt, um die Glückwünsche nachzuholen. Gerade in Chinas Kultur spielen Glückszahlen und Feiertage eine zentrale Rolle – und die chinesische Regierung ist natürlich über ähnliche Gepflogenheiten im Westen bestens informiert. Ist das Zufall?
Chinesische Medien über US-Wahl 2020, Biden und Trump
Bisher haben einige chinesische Medien, den Wahlkrimi in den USA zum Anlass genommen, Kritik am demokratischen System zu äußern. Teilweise wurde mit einer gewissen Häme erklärt, dass die USA sonst anderen ihr System aufdrängen würden, nun aber selbst Schwierigkeiten bei der Umsetzung zu haben scheinen.
Donald Trump hat trotz gelegentlicher China-Feindlichkeit bis heute viele Fans im Reich der Mitte. Einige kennen und mögen ihn wegen seiner langjährigen TV-Präsenz, andere bewundern ihn für seine harte Linie und direkte Art.
Joe Biden, als Vorzeigedemokrat und früherer Vize unter Barack Obama, erhält nur langsam mehr positive Aufmerksamkeit in China. Diese wird weniger an seine Politik, sondern eher an seine persönliche, durch Schicksalsschläge geprägte Biografie gekoppelt.
Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob Freitag, der 13. als Gratulationstag, nur ein schlechter Zufall war. Etwas mehr Glück und Segen könnte den amerikanisch-chinesischen Beziehungen sicher nicht schaden.
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