Aktuell wird in den Medien diskutiert, wie sich Donald Trumps Präsidentschaft auf die deutsch-chinesischen Beziehungen auswirken könnte. Angesichts der Tatsache, dass Trump offenbar einen massiven Handelsstreit mit China und Deutschland anzetteln will, könnten sich die beiden Länder noch stärker einander zuwenden. Schon jetzt sind die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen von besonderer Bedeutung, wie im Folgenden gezeigt wird.
Eine Umfrage unter deutschen Führungskräften im März 2017 zeigte, dass zwei Drittel der befragten Manager erwartete, dass sich die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China als Reaktion auf die protektionistischen Maßnahmen aus Washington mittelfristig weiter verstärken werde. Deutschland und China gehören beide zu den Schwergewichten der Exportwirtschaft, Chinas Karriere ist diesbezüglich jedoch weiteraus kürzer und steiler.
Chinas schneller Marsch an die Spitze der Wirtschaftsmächte
Seit dem Start der wirtschaftlichen Reformpolitik ab den 1980er-Jahren hat die chinesische Volkswirtschaft eine erstaunliche Erfolgsgeschichte geschrieben. China ist heute eine der bedeutendsten Wirtschaftsnationen auf dem Globus. Der Außenhandel spielt dabei eine tragende Rolle. 2016 erwirtschaftete die Volksrepublik ein BIP von 11,2 Bio. US-Dollar und liegt damit in der Weltrangliste nach den USA auf Platz 2, nach Kaufkraftparitäten gerechnet sogar auf Platz 1. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 8.261 US-Dollar nimmt China mit seiner Bevölkerung von 1,37 Mrd. Menschen allerdings nach wie vor eher einen Platz im Mittelfeld (Rang 75) ein. Darin zeigt sich einerseits der Status als Schwellenland, andererseits auch, welche Wachstumspotentiale noch bestehen, um zu den entwickelten Industrieländern aufzuschließen.
Deutschland und China – eine intensive Wirtschaftsbeziehung
Der Außenhandel ist ein zentraler Motor der chinesischen Volkswirtschaft. Das Volumen hat sich dabei in den letzten Jahren verzehnfacht und erreichte 2016 knapp 3,7 Bio. US-Dollar. Die Wirtschaft ist stark exportlastig. Exporten von rund 2,1 Bio. US-Dollar standen letztes Jahr Importe von 1,6 Bio. US-Dollar gegenüber. Die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland sind intensiv. China ist mittlerweile der wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik. 2016 wurden von dort Güter für 91,6 Mrd. Euro importiert und Waren dorthin im Wert von 71,4 Mrd. Euro exportiert. Zum Wirtschaftsaustausch tragen auch die etwa 100.000 in Deutschland lebenden und arbeitenden Chinesen bei. Sie transferierten alleine im vergangen Jahr mit Dienstleistern wie Azimo rund 650 Mio. Euro an Familienangehörige und Angestellte in China.
Dynamische Wirtschaft mit typischen Schwellenland-Problemen
In den letzten Jahrzehnten war die chinesische Wirtschaft durch eine außerordentlich dynamische Entwicklung mit oft zweistelligen Wachstumsraten gekennzeichnet. Die Transformation von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft verlief dabei nicht ruckartig wie im ehemaligen Ostblock, sondern unter staatlicher Lenkung in einem allmählichen Prozess. Bis heute hat der Staat maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaft, viele Schlüsselindustrien sind immer noch in Staatsbesitz. Wie für viele Schwellenländer typisch, ist die Entwicklung in China durch Ungleichgewichte gekennzeichnet. Dazu gehört nicht nur ein starker Stadt-Land-Gegensatz, auch sonst gibt es gravierende ökonomische, ökologische und soziale Probleme.
Seit 2010 kam es zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und es zeigten sich erstmals Zeichen einer konjunkturellen Abschwächung. Mit einer Rate von 6,7 Prozent (2016) wächst Chinas Wirtschaft aber immer noch schneller als die der meisten Industrieländer. 2017 wird mit einem Zuwachs von 6,5 Prozent gerechnet. Inzwischen setzt die staatliche Wirtschaftspolitik verstärkt auf mehr qualitatives statt quantitatives Wachstum mit dem Ziel einer nachhaltigeren Entwicklung. China ist hierbei mehr denn je auf verlässliche Partner angewiesen.
Trump als Fluch und Segen zugleich
Donald Trump, der im Wahlkampf noch große Töne gegen China und Deutschland als Exporteure spuckte, wurde zuletzt etwas moderater in seinen Äußerungen. Die ersten Treffen mit Merkel und Xi verliefen ebenfalls ereignisärmer als erwartet. Nichtsdestotrotz hat der neue amerikanische Präsident seinen beiden wichtigen Wirtschaftspartnern schon mehrfach mit ungeschickten Auftritten vor den Kopf gestoßen. Das dürfte die deutsch-chinesischen Beziehungen auch langfristig positiv beeinflussen, da die beiden Länder ein eingespieltes Duo sind. Trotz mancher innenpolitischer Diskrepanzen wollen sie unbedingt füreinander die wichtigsten Partner im jeweiligen Kontinent bleiben.
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