Was unterscheidet Menschen aus Deutschland und China im interkulturellen Miteinander? Wo kommt es leicht zu Konflikten? Wie lassen sich Missverständnisse am besten vermeiden? In dieser Reihe stellen wir zentrale Kulturunterschiede im deutsch-chinesischen Kontakt vor, die in einer Umfrage unter 54 Deutschen und 54 Chinesen ermittelt wurden.
Die größten deutsch-chinesischen Kulturunterschiede?
Gefragt wurde nach den fünf größten deutsch-chinesischen Kulturunterschieden und darum gebeten, je ein Beispiel oder eine Erklärung aus der eigenen Erfahrung zu geben. Trotz einiger Gemeinsamkeiten hatten die deutschen und chinesischen Befragten auch unterschiedliche Auffassung darüber, was sie kulturell unterscheidet.
In den beiden ersten Teilen der Reihe wurden bereits die Ränge 5 bis 3 sowie Rang 2 vorgestellt.
Rang 5: Arbeit und Privatleben und das Thema Essen
Rang 4: Gewissenhaftigkeit und Nationalgefühl
Rang 3: Spontanität versus Planung und Gesichtswahrung
Rang 2: Kritik äußern und Konfliktverhalten
Im vorliegenden abschließenden Artikel wird nun der meistgenannte Kulturunterschied aus deutscher und chinesischer Perspektive präsentiert. Interessanterweise waren sich in diesem Punkt die deutschen und chinesischen Befragten einig:
Deutsch-chinesische Kulturunterschiede: Rang 1
Direkte und indirekte Kommunikation
Ist dieser Kulturunterschied schon selbst zum Klischee geworden? Jedenfalls waren sich die meisten der Befragten beider Länder einig, dass sich die Kulturen in diesem Punkt am stärksten unterscheiden: 16 Deutsche und 15 Chinesen waren hiervon überzeugt.
Die Erklärungen der beiden Gruppen waren auch sehr eindeutig. Die Deutschen seien direkter, während die Chinesen sich eher indirekt ausdrückten. Bei der Bewertung dieser kulturellen Eigenschaften waren die Befragten auch recht nah beieinander, wenngleich mit umgekehrten Vorzeichen.
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Neu! Kulturunterschiede im Deutsch-chinesischen Knigge
Wie lässt sich besser mit Kulturunterschieden umgehen?
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Zu umständlich oder nur höflich? Zu direkt oder nur ehrlich?
Mehrere Deutsche beklagten, es sei kompliziert und umständlich, mit der indirekten Art der Chinesen umzugehen. Man könne kaum die Meinung des chinesischen Gegenübers herausfinden, ohne jemanden zu beleidigen, erklärte beispielsweise ein deutscher Befragter.
Von chinesischer Seite wurde bedauert, dass die deutsche Direktheit manchmal an Unhöflichkeit grenze. Deutsche seien mitunter sehr ungeduldig, wenn die Meinungen ausgetauscht würden. Ein höfliches „Vielleicht“ werde nicht akzeptiert, gegensätzliche Meinungen und sogar Konflikte würden gefördert, schätzte ein chinesischer Befragter ein.
Beide Seiten fügten auch Gründe dafür an, dass die deutsche Direktheit beziehungsweise die chinesische Indirektheit vorteilhafter sei. Ein Deutscher erklärte, Direktheit sei mit Ehrlichkeit vergleichbar. Ein Chinese sagte, indirekte Kommunikation habe auch mit Respekt zu tun.
Direkte vs. indirekte Kommunikation: Was tun?
Pauschalantworten gibt es hier – wie so oft – leider nicht. In der interkulturellen Forschung und Praxis wird zuerst die Sensibilisierung für die Eigenkultur vorgeschlagen. Darin führen sich die Akteure vor Augen, mit welcher Ausgangskultur sie in den interkulturellen Austausch gehen – denn darüber denkt man im Alltag kaum nach.
In einem weiteren Schritt werden allgemeine Kulturunterschiede, die besonders dominant sind, besprochen. Je nachdem, mit welchen Kulturen man im Geschäftsalltag zu tun hat, lohnt auch ein Ziellandtraining, z.B. zu den Ländern China oder Deutschland. Darin lernen die Teilnehmenden, respektvoll und aufmerksam interkulturell zu agieren, um den üblichen Konflikten aus dem Weg gehen zu können oder sie erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Auch die Befragten gaben ähnliche Vorschläge: Ein Chinese erklärte, dass er sich immer kurz selbst frage, ob nun er persönlich oder ein Problem gemeint ist, wenn ihm ein Deutscher zu direkt erscheint. Häufig merke er dann, dass gar kein zwischenmenschlicher Konflikt vorliege.
Ausblick: Chinesen sind anders – Deutsche auch
Einige interkulturelle Konflikte sind unvermeidbar. Doch es ist sicher hilfreich, andere Kulturen besser kennenzulernen und den interkulturellen Dialog zu suchen. Kulturunterschiede können auch als Chancen gesehen werden, sich gegenseitig zu ergänzen und zu verbessern.
Erfreulicherweise hinterließen die deutschen und chinesischen Befragten nicht den Eindruck, durch kulturell bedingte Konflikte verbittert zu sein. Viele nahmen die typischen Kommunikationsprobleme auch mit einem Lächeln. Dies wurde bereits in einer früheren Umfrage unter Deutschen in China als Empfehlung angeführt, um am Arbeitsplatz im Reich der Mitte gut zurechtzukommen.
Haben Sie Interesse an einem interkulturellen Training, um sich oder Ihre Mitarbeiter für Deutschland, China und den deutsch-chinesischen Austausch vorzubereiten? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
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winniii meint
ich hätte eher den punkt „hiearchien“ ganz oben erwartet… aber vielleicht sind die deutschen und chinesen sich da gar nicht so uneinig. bei punkt bürokratie würde ich das zum beispiel erwarte. -)
PekingEnterich meint
Interessante Untersuchung! Für direkte und indirekte Kommunikation muss man gar nicht so weit reisen, denke ich. Wenn ich die deutschen und englischen Kollegen (aneinander vorbei) reden hören, dann kommt mir das schon sehr bekannt vor;)
hampi meint
warum so weit reisen: mit den schweizern ist das schon ähnlich! die deutschen sind einfach freund der brechstange;) (ich gebe zu: ich auch)