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Chinas Wirtschaft 2021 – Konjunktur, Konsum und Vision für 2035

8. Januar 2021 von China-Wiki 3 Kommentare

Wie wird sich Chinas Wirtschaft 2021 und darüber hinaus entwickeln? Durch die Covid-19-Pandemie hat sich die gesamte Weltwirtschaft verändert. Manche Medien haben China bereits pauschal als Gewinner dieser Krise bezeichnet. Der Wirtschaftsexperte Markus H.-P. Müller wirft für das ICC-Portal einen differenzierten Blick auf Chinas Wirtschaft 2021 und darüber hinaus.

Inhaltsverzeichnis

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  • Weitere Konjunkturerholung im Jahr 2021
  • Konsumausgaben in China gewinnen an Dynamik
  • Konjunkturdämpfende Wirtschaftspolitik in China
  • Chinas 14. Fünfjahresplan und Vision für 2035
  • Chinas „dualer Kreislauf“ und Wachstumssektoren
  • Chinas Wirtschaft 2021 und internationale Abkommen
  • USA nach Trump und Chinas Wirtschaft 2021

Weitere Konjunkturerholung im Jahr 2021

Die chinesische Wirtschaft befindet sich in einer soliden Konjunkturerholung. Die Erholung im verarbeitenden Gewerbe begann im zweiten Quartal 2020, diejenige in den Konsum- und Dienstleistungssektoren im dritten Quartal und damit jeweils deutlich früher als im Rest der Welt. Trotz des schwachen Konjunkturumfelds und der Erhebung von Zöllen durch die USA konnten die Exporte Chinas die Markterwartungen übertreffen.

Aufgrund des COVID-19-bedingten Bedarfs erhielt China mehr Exportaufträge als die chinesischen Fabriken zeitnah produzieren und ausliefern konnten. Der starke Konjunkturerholungstrend dürfte sich 2021 fortsetzen bei einem BIP-Wachstum von 8,2% nach 2,2% im Jahr 2020. China dürfte damit die einzige große Volkswirtschaft mit positivem Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 gewesen sein.

Der Anteil Chinas am globalen BIP stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte auf 17,7%. Zum Teil auch bedingt durch Basiseffekte dürfte Chinas Wirtschaft 2021 das stärkste Wachstum seit fast 10 Jahren berichten.

Konsumausgaben in China gewinnen an Dynamik

Trotz strengerer Kontakt- und Abstandsbeschränkungen in den Wintermonaten aufgrund stärker werdender COVID-19-Pandemiesorgen sollte die Erholung der Konsumausgaben im Jahresverlauf stärker werden. Zunehmend stehen Impfstoffe zur Verfügung und inländische Reisebeschränkungen dürften weitgehend gelockert werden.

Aufgrund eines Rückgangs der Konsumausgaben war die Sparquote der chinesischen Haushalte 2020 deutlich höher und wir gehen davon aus, dass ein Teil dieser Mehrersparnisse bei weiteren Lockerungen der Pandemieeinschränkungen in diesem Jahr aufgelöst werden könnte. Auch haben sich die Arbeitsmarktbedingungen verbessert und das Lohnwachstum sollte sich weiter beschleunigen.

Konjunkturdämpfende Wirtschaftspolitik in China

Aufgrund der Fortsetzung der Konjunkturerholung ist zu erwarten, dass die chinesische Regierung 2021 antizyklische konjunkturpolitische Maßnahmen einleiten und sowohl geld- als auch fiskalpolitische Kürzungen vornehmen dürfte.

Die Marktzinsen haben sich bereits im zweiten Halbjahr 2020 normalisiert und die Notenbank dürfte in diesem Jahr einen eher dämpfenden geldpolitischen Kurs verfolgen, um eine Überhitzung der Volkswirtschaft zu vermeiden. Das Kreditwachstum sollte sich verlangsamen und man dürfte an den restriktiven Maßnahmen für den Immobilienmarkt festhalten.

Auf Seiten der Fiskalpolitik dürfte sich das Defizit der Regierung im Vergleich zum Vorjahr verringern, und Infrastrukturinvestitionen dürften verlangsamt werden. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass Tempo und Umfang der Kürzungsmaßnahmen aufgrund der durch die Unsicherheiten der Entwicklung bei den COVID-19-Infektionen bedingten wirtschaftlichen Risiken moderat bleiben sollten.

Chinas 14. Fünfjahresplan und Vision für 2035

Im November 2020 hat die chinesische Regierung vorläufige Rahmenbedingungen für den 14. Fünfjahresplan (2021 bis 2025) und die Vision für 2035 veröffentlicht. Es wurden dieses Mal keine spezifischen Zahlen für BIP-Wachstumsziele genannt, sondern die neuen Pläne zielen darauf ab, China auf Sicht von 15 Jahren auf eine mittlere Position in der Rangfolge der entwickelten Länder zu bringen.

Da sich das Pro-Kopf-BIP eines „mittleren entwickelten Landes“ in einer Größenordnung von USD 25.000 bis USD 35.000 bewegt und sich das aktuelle Pro-Kopf-BIP Chinas im Jahr 2020 bei etwa USD 10.000 lag, deuten diese Angaben auf ein nominales BIP-Wachstum von etwa 6% bis 8% in den nächsten 15 Jahren. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) betrug 2020 der Anteil Chinas am globalen BIP 17,7% und der Anteil dürfte bis 2025 auf 20,3% ansteigen.

Mit der Umsetzung der Ziele der Vision 2035 könnte der Anteil längerfristig sogar noch stärker steigen. Nach Angaben der zentralen wirtschaftlichen Arbeitskonferenz (Central Economic Work Conference) von Dezember letzten Jahres hat die Regierung „technologische Autarkie“ und die „Entwicklung einer starken Binnennachfrage“ als zwei vorrangige Zielsetzungen definiert.

Chinas „dualer Kreislauf“ und Wachstumssektoren

Die Entwicklung eines starken Binnenmarktes, die Förderung höherwertiger Industrien und das Erreichen einer Autarkie in Technologien stehen weit oben auf der Liste der Zielsetzungen des 14. Fünfjahresplans. In Sinne der neuen Strategie eines „dualen Kreislaufs“ (mit stärkerer Eigenständigkeit der Binnenwirtschaft) plant China die Prioritäten auf Beschäftigung, Verringerung der Einkommensungleichheiten und Stärkung des sozialen Sicherungsnetzes zu legen, um das Konsumpotenzial des Landes auszuschöpfen.

Aufgrund einer starken Unterstützung durch die Politik, geringeren Auswirkungen des Außenhandelskonflikts und niedriger statistischer Basiseffekte sind die mittleren und westlichen Regionen innerhalb Chinas in den letzten Jahren stärker gewachsen als die Küstenregionen. Mit den Initiativen für einen binnenwirtschaftlichen Kreislauf dürften weitere Umschichtungen von Infrastrukturprojekten, Investitionen in Industrien und politische Unterstützungsprogramme in die mittleren und westlichen Regionen des Landes erfolgen. Zu den Sektoren mit den stärkeren Wachstumsaussichten dürften gehören: 5G, künstliche Intelligenz, Infrastruktur, nachhaltige Energiegewinnung und Gesundheit.

Chinas Wirtschaft 2021 und internationale Abkommen

Man kann davon ausgehen, dass China weiter enge Import- und Export-Beziehungen mit den Ländern der Seidenstraße (One Belt and One Road) knüpfen möchte, insbesondere mit den Ländern im eurasischen Raum. China hat sehr aktiv das Schmieden von wirtschaftlichen Allianzen mit den wichtigsten Handelspartnern verfolgt. ASEAN-10, China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland haben im November 2020 ein Freihandelsabkommen (RCEP) unterzeichnet.

Das RCEP-Abkommen könnte zur größten Freihandelszone der Welt werden und die Teilnehmerländer haben vereinbart, in einer Übergangsphase von mehreren Jahren für 90% der gehandelten Güter die Zölle abzuschaffen. Das RCEP umfasst sowohl die entwickelten als auch die weniger entwickelten Länder der Region und stellt eine umfassende Vereinbarung in Bezug auf Zölle, Investitionsförderung und Erleichterung von grenzüberschreitenden Aktivitäten dar. Dadurch sollten die Lieferketten im verarbeitenden Gewerbe und in den Dienstleistungssektoren längerfristig profitieren.

Außerdem wurde nach Verhandlungen, die fast sieben Jahre lang angedauert hatten, im Dezember 2020 zwischen der Europäischen Union und China ein Investitionsabkommen (Comprehensive Agreement on Investments, CAI) vereinbart, das als ein wichtiger Schritt hin zu einem Freihandelsabkommen angesehen wird. Wichtige Elemente des Vertrags betreffen den Marktzugang und Wettbewerbsbedingungen für Sektoren wie Immobilien, verarbeitendes Gewerbe, Bausektor oder Finanzdienstleistungen.

USA nach Trump und Chinas Wirtschaft 2021

In Bezug auf die Beziehungen zwischen USA und China dürften unter der neuen Biden-Regierung im Jahr 2021 weitere Verhandlungen zu Fragen des Außenhandels, Finanzwesens und Technologie stattfinden. Allerdings ist zu erwarten, dass auch unter der Biden-Präsidentschaft an einer harten Verhandlungsposition gegenüber China festgehalten werden dürfte. Dies wird sich entsprechen auf Chinas Wirtschaft 2021 auswirken.

Über den Autor

Markus H.-P. Müller studierte Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er ist leitender Angestellter in globaler Position bei der Deutschen Bank und zudem Dozent in wissenschaftlichen Einrichtungen wie der Frankfurt School of Finance, der Banking and Finance Academy in Uzbekistan und der Universität zu Bayreuth tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der strukturellen Transformation von Ökonomien und Gesellschaften sowie im Bereich der Nachhaltigkeit.

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Kategorie: China-Prognosen, Chinas Wirtschaft Stichworte: China 2035, China und Europa, China-Prognose 2021, Chinas Wirtschaft 2021, Coronavirus China, Coronavirus China 2021, Freihandelsabkommen RCEP, Joe Biden China, Made in China 2025

Kommentare

  1. dr.wang meint

    9. Januar 2021 um 7:35 am

    danke für den abgewogenen ausblick

    Antworten
  2. Severin88 meint

    9. Januar 2021 um 1:07 pm

    Wäre schön, wenn Deutschlan in den Bereichen 5G und künstliche Intelligenz auch etwas aufholen würde. Bzgl. Infrastruktur müssen wir nach BER und S21 gar nicht mehr reden. In China wird so etwas in ein paar Monaten gebaut. Selbst bei nachhaltiger Energiegewinnung ist China schon viel weiter als wir hier denken. Thema Gesundheit? Da reicht ein Blick auf die Coronazahlen. Selbst wenn die 5 Mal so hoch liegen., wie von Peking angegeben – immer noch ein Traum im Vgl. zum westlichen Albtraum…

    Antworten
  3. chinaseher meint

    10. Januar 2021 um 9:41 am

    China wächst seit den 1980ern und ist mittlerweile eine unabhängige Wirtschaftsmacht. Wer jetzt sagt, die profitieren nur von Corona, hat das noch nicht ganz verstanden.

    China hat aus jeder Krise – inkl. die letzte große Finanzkrise – schnell gelernt und das Beste aus der Situation gemacht. Was kann China dafür, dass es nun einmal die Weltzentrale zur Herstellung von einfachen Medizinprodukten geworden ist?

    Auch deutsche Firmen haben diese Produktion schon vor Jahrzehnten gerne an China abgebeben, oder?

    Antworten

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