New York/Shanghai. Die Online Plattform Weibo ist das chinesische Pendant zu Twitter. Gegründet wurde Weibo 2009, im gleichen Jahr wurden in China internationale Netzwerke wie Twitter und Facebook verboten. Auch wenn Weibo Gemeinsamkeiten mit Twitter aufweist, so ist es kein reiner Klon. Auf Weibo können User Spiele Spielen, Videos streamen und sich mit ihren Stars vernetzen. User können zudem auch über tagesaktuelle Dinge diskutieren und mit verschiedenen Hashtags auch Kommentare zu Serien oder Sportereignissen teilen. Ändert sich die Plattform bald? Weibo als Staatsmedium? Alibaba vor Vorkauf der Anteile.
Laut Meldungen von Bloomberg, steht der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba kurz vor einem Verkauf seines 30-prozentigen Anteils an Weibo. Die Verkaufsgespräche mit der staatlichen Shanghai Media Group (SMG) sind bereits in vollem Gange. Laut Bloomberg steht dieser Schritt im Zusammenhang mit dem Wunsch der Regulierungsbehörden, den Einfluss chinesischer Tech-Giganten im Medienbereich einzuschränken.
Besitzstrukturen von Weibo – bald staatlich?
In dem Bloomberg-Artikel wird behauptet, dass SMG als eines der größten staatlichen Medien- und Kulturkonglomerate Chinas eine größere Chance hat, die Zustimmung der chinesischen Behörden zu erhalten als ein privater Erwerber. SMG ist ein großes staatliches Unternehmen mit mehr als einem Dutzend Fernseh- und Radiosendern, vielen Zeitungen und Zeitschriften, verschiedenen Produktions- und Vertriebsunternehmen für Theaterstücke und Filme und vielem mehr. Das Unternehmen hat einen großen Einfluss auf die Medien, nicht nur in Shanghai, sondern im ganzen Land.
Den Weibo-Jahresberichten für 2020 zufolge hält New Wave einen Anteil von 45 % an Weibo, gefolgt von Alibaba mit seinen 30 %. New Wave ist die Holdinggesellschaft des Weibo-Vorsitzenden Charles Chao. „Weibo wird sich in einen weiteren Kanal für SMG verwandeln“, prophezeien einige Weibo-Nutzer, wobei andere auch ihre Befürchtung teilen, dass Weibo mehr und mehr zu einer Plattform für offizielle Medien werden könnte. „Dies wäre ein großer Meilenstein im Zerfall von Alibabas Medienimperium“, schrieb ein anderer Kommentator. Manche fragen sich, ob die Entwicklungen mehr mit Weibo als Plattform oder mit Alibaba und seinem Medieneinfluss zu tun haben.
Diskussionen über Weibo als Staatsmedium
Im März 2021 berichtete das Wall Street Journal bereits, dass die chinesische Regierung die Alibaba Group aufgefordert habe, ihre Medienanlagen zu veräußern, weil sie Bedenken über den Einfluss des Unternehmens im sensiblen Medienbereich hat. „Wenn Alibaba aussteigt und staatliches Kapital einsteigt, wird Weibo sich voraussichtlich prächtig in ein ’staatliches Unternehmen‘ verwandeln“, schrieb ein anderer Weibo-Nutzer. Obwohl einige Kommentatoren befürchten, dass Weibo sich zum Schlechten verändern wird und dass es mehr Zensur geben wird, sehen andere eine sonnigere Zukunft für die Social Media-Plattform: „Es wäre gut, wenn Weibo ’staatlich‘ wäre, damit es nicht mehr vom Kapital kontrolliert wird, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.“
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Artikelbild: Weibo-Screenshot vom 5.3.2022
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