PEKING. Die in Kalifornien geborene Sino-Amerikanerin bzw. Chinesin mit amerikanisch-chinesischen Wurzeln Eileen Gu hat die Goldmedaille im Freestyle-Skiing-Wettkampf „Big Air“ gewonnen. Die 18-Jährige wurde vom chinesischen Publikum gefeiert, musste sich aber auch mit Anfeindungen aus ihrem „anderen“ Heimatland, den USA, auseinandersetzen.
Die Begeisterung für die Olympiasiegerin Eileen (Ailing) Gu überlastete kurzzeitig die Server des Kurznachrichtendienstes Weibo. Die Medien im Reich der Mitte überschlugen sich mit Superlativen und nannten die junge Frau, die fließend Englisch und Chinesisch spricht, das neue Idol Chinas. Anders als bei den Sommer-Sportarten sind chinesische Wintersport-Stars noch nicht sehr zahlreich.
Eileen Gu – Begeisterung in China, Hass aus den USA
Während Gut in den chinesischen Netzwerken und Medien gefeiert wurde, schlugen ihr auf der amerikanischen Plattform Instagram viele Hasskommentare entgegen. Unklar ist, ob Gu, die ab diesem Jahr in den USA studieren wird, für die Teilnahme an den Winterspielen ihre US-Staatsbürgerschaft aufgegeben hat.
Dies ist eigentlich notwendig, da die doppelte Staatsbürgerschaft in China nicht erlaubt ist. In den Interviews, die sie nach ihrem Sieg gab, wich Gu dieser Frage jedoch elegant aus. Sie erklärte: „Wenn ich in Amerika bin, bin ich Amerikanerin. Wenn ich in China bin, bin ich Chinesin.“
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Zhu Yi – nach Stürzen Hassbotschaften aus China
Im Gegensatz zur Überfliegerin Eileen Gu konnte die eingebürgerte Wintersportlerin Zhu Yi nicht im Wettbewerb überzeugen. Die in Amerika geborene chinesische Eiskunstläuferin, die im Damen-Einzel antrat, stürzte mehrfach bei ihrer Darbietung. In der Folge kam es zu Spott und Häme im chinesischen Internet, die sich auch auf die amerikanischen Wurzeln der jungen Frau bezogen.
Patriotismus ist in China deutlich ausgeprägter als in vielen anderen Länder. Im chinesischen Sport ist das Konkurrenzdenken speziell in Bezug auf die USA omnipräsent. Aktuell (9.2.2022) liegt China mit drei Goldmedaillen deutlich vor den USA mit nur einem Sieg, was von chinesischen Medien besonders gerne gesehen wird.
Einbürgerungen für internationale Wettkämpfe
Einbürgerungen für internationale Wettkämpfe sind selbst außerhalb von China nicht ungewöhnlich. Auch im deutschen Profifußball gibt es einige Fälle, in denen sich junge Talente nach längerem Überlegen für oder gegen die DFB-Teilnahme entschieden haben. So ist Bayerns Jung-Star Josip Stanisic in 2021 der kroatischen statt der deutschen Nationalmannschaft beigetreten.
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