Beim Begriff Kung-Fu haben viele Bilder von fliegenden Mönchen und filmreifen Kampfszenen im Kopf. Es handelt es sich dabei aber um weit mehr als nur um ein Hollywood-Spektakel. In China, dem Geburtsort dieses Begriffs, steht Kung-Fu für eine tiefgreifendere Denkweise. Kung-Fu verkörpert eine besondere Disziplin, die Hingabe und Meisterschaft in jedem Lebensbereich betont. Was heißt Kung-Fu auf Deutsch? Das ist die wahre Bedeutung.
Schaut man in ein modernes chinesisches Wörterbuch, findet man unter Kung-Fu (im Englischen auch Kung Fu) erst einmal gar nichts. Denn im Chinesischen wird das Wort anders ausgesprochen und zusammengeschrieben – nämlich als gongfu. Die dazugehörigen Zeichen sehen wie folgt aus: 功夫. Wie genau lässt sich Kung-Fu bzw. gongfu im Kontext der chinesischen Kampfkünste nun richtig einordnen?
Was heißt Kung-Fu auf Deutsch? Kulturelle Hintergründe
Möchte man gongfu wörtlich übersetzen, dann würde man im chinesischen Wörterbuch unterschiedliche Bedeutungen finden. Zum einen steht der Begriff allgemein für „Fertigkeit“ oder „Meisterschaft“, wobei beide Bestandteile des Begriffs diese Bedeutungsebene ergeben.
Bei gongfu geht es inhaltlich darum, etwas mit so viel Engagement und Ausdauer zu tun, dass man darin eine außergewöhnliche Fertigkeit erreicht. Dabei ist es erst einmal egal, ob es sich um Kampfkunst, Malerei, Kochen oder sogar die Teezeremonie handelt. Wer darin wirklich gut wird, hat das wahre Kung-Fu der jeweiligen Disziplin verstanden.
Im Westen hat sich eine engere Bedeutung von Kung-Fu durchgesetzt, die vor allem die Bewegungen und Techniken der chinesischen Kampfkünste (wushu 武术) einschließt. Diese Kunstformen sind nicht nur ästhetisch beeindruckend, sondern auch Ausdruck einer jahrtausendealten Kultur, die Körper und Geist in Einklang bringt.
Wie wird Kung-Fu richtig ausgesprochen? Das Missverständnis…
Warum sagt man heutzutage oft Kung-Fu statt gongfu? Das hängt mit der früheren Umschrift zusammen, die sich im internationalen Kontext durchgesetzt hat. Nach aktuellen chinesischen Regeln (Pinyin) muss es aber richtig gongfu heißen – und das chinesische Wort wird auch eher mit einem weichen „G“ als Anlaut ausgesprochen.
Da im Chinesischen gongfu für unterschiedliche Dinge stehen kann, würde man häufig noch etwas wie „chinesisches“ (zhongguo 中国) vor das Wort stellen, damit wirklich klar ist, was gemeint sein soll. Gleichzeitig wissen viele Chinesinnen und Chinesen, die im Ausland leben, natürlich, dass mit Kung-Fu eben gongfu gemeint ist.
Herkunft von Kung-Fu (gongfu) und anderen Kampfkünsten
Einige meinen, Kung-Fu würde aus Japan stammen, was aber nicht richtig ist. Tatsächlich werden die Herkunftsländer der verschiedenen asiatischen Kampfkünste häufig durcheinander gebracht. Wir haben deshalb eine Liste mit den bekanntesten Traditionen zusammengestellt – inklusive der korrekten Ursprungsländer.
- Karate – aus Japan: eine Kampfkunst, die sich durch Schlag-, Tritt- und Abwehrtechniken auszeichnet.
- Taekwondo – aus Südkorea: eine Kampfsportart, die bekannt für ihre spektakulären Tritte und Sprünge ist.
- Judo – aus Japan: konzentriert sich auf Würfe, Hebeltechniken und Bodenkampf.
- Kung-Fu (gongfu) – aus China: eine Sammlung verschiedener chinesischer Kampfkunststile, die sowohl bewaffnete als auch unbewaffnete Techniken beinhalten.
- Muay Thai – aus Thailand: auch bekannt als Thai-Boxen, zeichnet sich durch den Einsatz von Fäusten, Ellenbogen, Knien und Schienbeinen aus.
- Silat – aus Indonesien/Malaysia: eine Kampfkunst, die verschiedene Stile umfasst, oft mit Schwerpunkt auf Waffen, Würfen und Gelenkschlössern.
- Aikido – aus Japan: eine Kampfkunst, die darauf abzielt, Angriffe durch Dreh- und Wurftechniken zu neutralisieren.
- Kendo – aus Japan: eine traditionelle japanische Schwertkampfkunst, die den Gebrauch von Bambusschwertern und Schutzrüstungen beinhaltet.
- Kyudo – aus Japan: die japanische Kunst des Bogenschießens, bekannt für ihre Ritualität und Präzision.
- Kalaripayattu – aus Indien: eine der ältesten Kampfkunstformen, die Schläge, Tritte, Griffe sowie den Einsatz von Waffen und Heiltechniken umfasst.
Diese Liste zeigt die Vielfalt und den Reichtum der Kampfkunsttraditionen in Asien, die jeweils ihre einzigartigen Techniken, Philosophien und historischen Kontexte haben.
Was bedeutet Kung-Fu wirklich? Unser Fazit
Kung-Fu muss eigentlich nicht ins Deutsche übersetzt werden, da es sich um einen Eigennamen handelt, der eine besondere Form der chinesischen Kampfkunst beschreibt. Müsste man es trotzdem übersetzen, könnte man sagen, dass Kung-Fu (gongfu) so etwas wie (Kampf-)Meisterschaft heißt.
Dass sich die mittlerweile veraltete Umschrift durchgesetzt hat, steht symbolisch dafür, dass viele Kulturschätze aus Asien nur in angepasster Variante den Westen erreichen. Immerhin war Kung-Fu als beliebtestes Filmgenres einer der ersten kulturellen Exportschlager, die es aus China in den Rest der Welt geschafft haben. Die richtige Aussprache wäre heute dennoch gongfu und nicht Kung-Fu.
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Artikelbild: Unsplash / Jade Lee; Quelle: Wörterbuch des modernen Chinesisch [Xiandai Hanyu cidian]; Keywords: Was heißt Kung-Fu auf Deutsch?
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