Es gibt wohl kaum einen reiselustigen Chinesen, der nicht davon träumt, einmal das traumhafte Süddeutschland zu erkunden. Schloss Neuschwanstein und das Hofbräuhaus München wirken magnetisch – auch auf Gäste aus Asien. Dass ICC-Portal hat sich im Herbst 2014 bei Hoteliers aus der Region erkundigt, ob chinesische Touristen ein besonderes Buchungs- und Aufenthaltsverhalten zeigen.
Insgesamt nahmen 104 Hoteliers an der Umfrage über asiatische und speziell chinesische Touristen in Süddeutschland teil. Der gute Rücklauf zeugt vom wachsenden Interesse an der Thematik, das sich auch in den Anfragen in deutschen Suchmaschinen widerspiegelt. Doch wie gut sind die deutschen Hotelbetreiber wirklich auf den Besuch aus dem Reich der Mitte eingestellt?
Website, Broschüren und Service auf Chinesisch
Insgesamt gaben 14 der Hoteliers an, im Hotel Informationsmaterial oder Service in einer asiatischen Sprache anzubieten, darunter sieben Mal Chinesisch. Damit liegt der Süden im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland weit vorne. Dies ist auch tatsächlich einer der größten Wünsche chinesischer Gäste ist, wie eine frühere Erhebung von Hotels.com gezeigt hat. Von 3.000 Befragten wünschten sich darin 88 Prozent chinesischsprachige Internetseiten, Zeitungen, TV-Programme etc. Knapp die Hälfte bat zudem um Chinesisch sprechendes Personal im Hotel. Mit einer Internetseite auf Chinesisch arbeiteten nur drei der Befragten in Bayern und Baden-Württemberg – hier besteht fraglos noch Nachholbedarf.
Anstieg chinesischer Touristen in Bayern und Baden-Württemberg
„Die Chinesen sind die neuen Japaner des Tourismus“ – so heißt es gelegentlich scherzhaft. Tatsächlich sind die Zahlen des Incoming-Tourismus aus dem Reich der Mitte sehr beeindruckend. Stolze 97 Millionen Chinesen sind im Jahr 2013 ins Ausland gereist, 1,7 Millionen davon haben Deutschland besucht. Laut Statistiken der World Tourism Organization bietet China seit 2012 den weltweit größten Marktanteil an Touristen. Im Jahr 2013 haben chinesische Touristen 129 Milliarden US-Dollar für Reisen ins Ausland ausgegeben. Damit wird erwartet, dass China auch Amerika als größte Reise- und Touristenwirtschaft bis zum Jahr 2027 überholen wird. Wie sieht die Entwicklung in Bayern und Baden-Württemberg aus? Die aktuelle ICC-Umfrage bestätigt den Trend eindeutig. Vier von fünf der befragten Hoteliers haben in den letzten Jahren eine Anstieg an chinesischen Hotelgästen vermerkt – auch das ist wohl deutscher Rekord. Ein Drittel der Befragten nannte einen Zuwachs von 2 bis 5 Prozent, knapp ein Fünftel der Hoteliers konnte sogar einen Anstieg von über zehn Prozent vorweisen.
Buchungen chinesischer Touristen: Firmen und HRS
Als häufigste Buchungen wurden solche über ortsansässige Firmen und über Online-Portale wie Booking.com und HRS angeführt. Auf dem zweiten Platz standen nationale oder internationale Reisebüros und Wholesaler. Knapp gefolgt wurden diese von Direktbuchung chinesischer Kunden. Im Deutschlandvergleich hat der Süden besonders viele Firmenbuchungen. In Bezug auf die Direktbuchungen ist nochmals auf die Wichtigkeit chinesischsprachiger Internetseiten – ggf. in korrekter Übersetzung – hinzuweisen. Viele Chinesen sind an ihre Suchmaschinen aus der Heimat (v.a. Baidu) gewohnt, die chinesische Internetseiten schlichtweg bevorzugen.
Verhaltensweisen und Wünsche chinesischer Gäste
Wodurch zeichnen sich chinesische Hotelgäste in Bayern und Baden-Württemberg aus? Zuerst wurde hier, wie auch in anderen deutschen Bundesländern, das besondere Essverhalten der Gäste aus China genannt. Diese sind beispielsweise warme Speisen am Morgen gewöhnt – traditionell werden in China drei warme Mahlzeiten pro Tag gereicht. In diesem Kontext wunderte sich ein Hotelier darüber, dass Suppen auf dem Zimmer im Wasserkocher zubereitet wurden. Grundsätzlich gilt: Chinesische Touristen im Ausland sind zwar experimentierfreudig, doch ab und an muss auch das Altbewährte auf dem Tisch steht. Daher sollte man bei vielen Besuchern aus China darauf achten, die Karte etwas anzupassen.
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Die Hoteliers aus Bayern und Baden-Württemberg erklärten, dass es immer wieder zu kleineren Verständigungsproblemen mit Touristen aus China komme. Zugleich hätten die Asiaten viele Fragen und ein starkes Informationsbedürfnis. Chinesen möchten in Süddeutschland möglichst viel in möglichst kurzer Zeit sehen und reisen gerne in Reisegruppen an. Hinsichtlich größerer Gruppen ist es gut zu wissen, dass diese am Abend gerne etwas Zeit zusammen verbringen, weshalb mitunter eines der Doppelzimmer zum Gruppenraum umgestaltet wird. Seltener werden auch zwei gegenüberliegende Zimmer durch geöffnete Türen miteinander verbunden, was für westliche Hotelgäste etwas unangebracht erscheinen mag.
Tipps für die Betreuung asiatischer Hotelgäste
Generell ist es wichtig, dass durchgehend heißes Wasser für Tee oder Fertigsuppen anzubieten. In China gibt es vielerorts öffentliche Kocher mit kostenlosem Heißwasser zum Trinken. Chinesen haben oft eine eigene kleine Thermos- oder Glaskanne dabei, um den eigenen Tee zu genießen. Wenn im deutschen Hotel guter (!) Tee aus China bereitsteht, ist das natürlich umso besser. Aus Süddeutschland kam unter anderem der Hinweis, einen chinesischsprachigen Leitfaden aufs Zimmer zu legen, damit beispielsweise keine nasse Wäsche auf dem Holzschreibtisch trocknet. Ferner wurde empfohlen, sich nicht zu leicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Wer häufiger in China unterwegs ist, weiß, dass in Hotels und Restaurants der höheren Preiskategorien das Personal eine an Unterwürfigkeit grenzende Höflichkeit pflegen kann. Dies interpretieren manche als Erbe aus dem chinesischen Kaiserreich, in dem Dienst noch im Sinne von Dienen umgesetzt wurde. In jedem Fall kann es nicht Schaden, den chinesischen Hotelgästen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu gehört beispielsweise auch zu wissen, mit welchen Shopping-Gewohnheiten die Chinesen anreisen.
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