Als die Covid-19-Pandemie große Teile der westlichen Welt lahmlegte, wurden erstmals seit Langem die chinesischen Reise-Weltmeister ausgebremst. Ab 2023 könnte der Strom der Touristen aus China in die Welt wieder Fahrt aufnehmen. Doch die sind dann nicht mehr dieselben wie vor der Pandemie. Chinesische Touristen 2023 – was deutsche Anbieter jetzt beachten müssen.
Chinesische Reisende waren lange maßgeblich dafür verantwortlich, dass in weiten Teilen der Welt die Tourismus- und Shopping-Kassen klingelten. Der Ausbruch und die weltweite Verbreitung des Coronavirus ab 2019/2020 führten indes zu einer starken Veränderung des chinesischen Reiseverhaltens.
Strengere Regelungen und stark reduzierte Angebote im Tourismusbereich und Flugverkehr brachten das Geschäft mit chinesischen Reisenden in Deutschland fast komplett zum Erliegen. Mit der unerwarteten Beendigung der bis dato strengen Pandemie-Regularien in China machen sich jetzt auch wieder westliche Tourismus- und Shopping-Anbieter große Hoffnung.
Chinesische Touristen 2023 – fünf wichtige Hinweise
Welche Punkte sollten deutsche und europäische Reiseunternehmen, Hotels, Travel-Retailer etc. bedenken, wenn sie sich auf den wachsenden Andrang auf China vorbereiten? Was hat sich in den letzten drei Jahren in China und unter chinesischen Reisenden verändert? Wie können deutsche Tourismus-Anbieter ab 2023 erfolgreich mit Gästen aus China umgehen?
Es geht erst langsam wieder los
Geht der Reisestrom aus China jetzt direkt wieder los? Sicher nicht. Nur langsam nehmen die Aktivitäten wieder Fahrt auf. Auf chinesischer Seite werden bisher nur zaghaft Visa für Europa ausgestellt. Auf europäischer Seite gibt es Bedenken hinsichtlich der Virusvarianten aus China, weshalb Schutzmaßnahmen wie Coronatests der Reisenden eingeführt wurden.
Schon allein der Flugverkehr in beide Richtungen ist noch stark begrenzt, weshalb nicht mit einem sofortigen Ansturm zu rechnen ist. Dennoch werden sich nun definitiv wieder mehr Menschen auf den Weg machen. Somit steigen auch die Chancen, mehr Reisen, Unterbringungen und Produkte an Chinesinnen und Chinesen zu verkaufen. Was müssen deutsche Anbieter jetzt und in Zukunft hierbei beachten?
Verändertes Konsumentenverhalten in China
China steht seit den Nullerjahren für ständige Veränderungen, auch was den Konsumsektor betrifft. Das Reich der Mitte ist nicht nur in Hinblick auf E-Commerce und Digitalisierung vielen westlichen Ländern weit voraus. Im Bereich der sozialen Medien setzt China längst Maßstäbe und es ist kein Zufall, dass mit TikTok eine der international angesagtesten Apps chinesische Wurzeln hat.
In den vergangenen drei Jahren hat sich chinesisches Konsumverhalten deutlich weiterentwickelt. China ist zum Beispiel noch digitaler geworden, was in Europa nicht überall der Fall war und ist, wenngleich die Pandemie die Digitalisierung auch hier in Teilen beschleunigt hat. Dies hat auch Einfluss auf die Erwartung chinesischer Touristen.
Veränderungen bei chinesischen Luxus-Shopping-Kunden
Im Tourismussektor spielen Luxus-Shopping-Kunden aus China eine große Rolle, die in den letzten Jahren kaum in Europa auf Einkaufstour gehen konnten. Einerseits werden sich einige von ihnen sicher sehr darauf freuen, wieder im Ausland einkaufen zu können. Aber wird es erneut zu den langen Schlangen vor Luxusläden kommen?
Andererseits haben nämlich viele Chinesen ihr Verhalten umgestellt und kaufen (westliche) Luxusgüter längst verstärkt in China. Dort haben die Händler nicht geschlafen und beispielsweise im sonnigen Hainan wahre Shopping-Paradise auf- oder ausgebaut. Entsprechend müssen sich Luxusmarken in Europa erneut Mühe geben, um die früher selbstverständlichen Kundinnen und Kunden aus China zurückzugewinnen.
Verändertes Reiseverhalten unter Chinesen
Nicht nur das chinesische Shopping-, auch das Reiseverhalten an sich hat sich seit 2020 deutlich verändert. Studien haben gezeigt, dass Reisende in und aus China aufgrund der Pandemie andere Schwerpunkte setzen, als das früher der Fall war.
Vor allem haben sie während der globalen Pandemie Länder vermieden, die hohe Inzidenzen vorzuweisen hatten. Mittlerweile sind die Zahlen in China (vermutlich) höher als in vielen europäischen Ländern. Dennoch werden Reisende aus China in Zukunft stärker darauf achten, möglichst sichere Reiseziele auszuwählen.
Verändertes Reiseverhalten aufgrund der Pandemie
In diesem Kontext haben sich innerhalb Chinas z.B. Trends zu mehr Reisen in ländliche und möglichst naturbelassene Regionen entwickelt. Schon vor der Pandemie haben mehr und mehr Touristen aus China auch in Europa verstärkt nach Geheimtipps und individuelleren Reisepfaden gesucht.
Chinesische Touristen & Shopping-Kunden – Webinar mit China-Wiki als Medienpartner
Diese Entwicklung dürfte sich in und nach 2023 weiterhin verstärken. Zahlreiche chinesische Reisende haben in der Zeit, in der Europa von Lockdowns geprägt war, außerdem das chinesische In- und Umland noch mehr für sich entdeckt. Damit ist auch die Konkurrenz für europäische Reiseziele stärker geworden.
Verschlechtertes Image westlicher Destinationen
In Deutschland wurde im Covid-Kontext sehr kritisch über China berichtet. Was hier viele nicht wissen, ist, dass im Reich der Mitte ebenfalls extrem besorgt und kritisch über Europa berichtet wurde.
Speziell die dramatischen Phasen mit hohen Sterberaten wurden von einigen Medien Chinas sehr genau dokumentiert. Dabei ging es sicher mitunter auch darum zu betonen, wie gut China die Pandemie im eigenen Land im Griff hatte.
Europa im Covid-Chaos im Kopf
Mittlerweile sieht die Situation zwar ganz anders aus, aber trotzdem haben viele Chinesinnen und Chinesen noch immer die Bilder vom Europa im Covid-Chaos im Kopf. Das lässt sich nicht über Nacht ändern – vor allem nicht ohne passende Kommunikationsarbeit.
Entsprechend müssen westliche Destinationen jetzt an ihrem Image arbeiten, um wieder Menschen aus China anzulocken. Niedrige Infektionszahlen in Europa sind sicher ein Pluspunkt, aber das allein reicht nicht aus, um Reisenden aus Asien ein sicheres Gefühl zu geben.
Europäische und deutsche Reize in Vergessenheit
Nicht zuletzt haben in China in den letzten drei Jahren weitere negative Schlagzeilen aus Europa und aus Deutschland die Medien geprägt. Neben den harten Zeiten der Pandemie waren das auch der Brexit und zuletzt natürlich der Ukraine-Krieg, der in Chinas Medien nicht selten als Ost-West-Konflikt wahrgenommen wird, wo Europa stärker in der Nähe der unliebsamen Amerikaner gesehen wird.
Baidu-Frage: Verstehen sich Deutschland und China gut?
Wer zurzeit in der chinesischen Google-Variante Baidu nach Deutschland sucht, erhält als erste „Ähnliche Frage“ diejenige danach, ob Deutschland und China sich gut verstehen. Die (geplante) Chinapolitik der deutschen Regierung, die hier nicht bewertet werden soll, hat auch Auswirkungen auf das Image Deutschlands in China. Bisher sind die in Bezug auf Deutschland als attraktives Reiseziel nicht sonderlich positiv.
Destinations- und Tourismusmarketing wichtiger denn je…
Vor diesem Hintergrund ist es noch wichtiger, dass deutsche Destinationen und Anbieter in Hotellerie, Retail und Gastronomie wieder Werbung für die touristischen Highlights hierzulande machen.
Diese muss natürlich auch in Kanäle gelangen, die in China zugänglich sind. Neben Beiträgen in chinesischen Nachrichten- und Unterhaltungsmedien lohnt hier zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Reisebloggern aus China.
TikTok-Marketing 2020 – chinesische Touristen und Konsumenten mit Douyin erreichen
Chinesische Touristen 2023 – Krise als Chance
Es ist wahrscheinlich, dass der Tourismus zwischen Europa und China langsam und hoffentlich sicher (!) wieder Fahrt aufnimmt. Gefährliche Virusvarianten könnten dazu führen, dass es nochmals zu stärkeren Einschränkungen kommt. Im Idealfall werden jedoch spätestens Ende 2023 wieder mehr Reisende aus China in Europa zu erwarten sein. Deutschland ist und bleibt ein attraktives Reiseziel für die kaufkräftigen Chinesinnen und Chinesen.
Europäische Destinationen, Hotels und Stores sollten sich derweil nicht auf dem Ruhm der Zeiten vor Covid-19 ausruhen. Europas Image hat nicht zuletzt aufgrund der chinesischen Berichterstattung gelitten und die Konkurrenz für westliche Reiseziele ist in China und Asien stärker geworden. Mehr denn je ist es jetzt nötig, chinesischen Reisenden die Vorzüge eines Aufenthalts in Europa aufzuzeigen.
Die aktuelle Situation klingt kritisch, kann aber zugleich eine große Chance sein. Wer frühzeitig damit startet, chinesische Reisende anzusprechen, dürfte klar im Vorteil sein, wenn es wieder richtig losgeht. Zudem wird bald eine junge und neue Generation an Touristen aus China Deutschland bereisen. Wer sie direkt überzeugt, gewinnt auch langfristig.
Ein Beitrag der Tourismusexperten der Agentur China-Kommunikation – eine Zusammenfassung mit weiteren Tipps erhalten Sie kostenlos per Mail-Anfrage an .
SeppB meint
Wir freuen uns in München auf jeden Fall wieder sehr auf chinesische Touristen!