Der Sport- und Fitnessmarkt China hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Wurde noch bis in die 1990er ein muskulöser Körper belächelt, haben sich im neuen Jahrtausend Fitness- und Krafttraining auch als Massensportart durchgesetzt. Chinas Sportindustrie stellt auch für ausländische Unternehmen einen interessant Markt dar, ist aber nicht leicht zu überblicken.
Wer als Ausländer in China gelebt hat, kennt die Problematik sehr gut. Sport im Freien hat seine Tücken. Zum einen kann es je nach Region zumindest im Sommer schnell viel zu heiß sein. Zum anderen ist die Luftverschmutzung gerade in Großstädten ein massives Hindernis. Wer für einen Marathonlauf trainieren will, tut dies am besten fernab der Verkehrs- und Industriezentren und folgt dabei einem professionellen Trainingsplan. Zugleich hat die Umweltbelastung dazu beigetragen, dass Inhouse-Sport immer beliebter geworden ist.
Ein weiterer Hauptgrund für den erstarkten Fitness- und Kraftsport ist ein verändertes Schönheitsideal, das sich in China mit dem wachsenden Einfluss aus dem Westen etabliert hat. Ein gestählter Körper galt lange als Attribut der Arbeiterklasse, ist jetzt aber auch ein Statussymbol unter Besserverdienern. Wie so oft spielen politische Hintergründe bei Trends in China ebenfalls eine große Rolle.
Chinesische Regierung fördert Fitness der Bevölkerung
Schon während der Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele, die 2008 in Peking stattfanden, wurde landesweit der Massensport gefördert. Im Jahr 2014 erklärte der chinesische Staatsrat die nationale Fitness zur „nationalen Strategie“. Hier spielt die Verwestlichung ebenso hinein, denn durch die Übernahme – teils sehr schlechter – Essgewohnheiten wie Fast Food ist auch Fettleibigkeit im Reich der Mitte zum schwerwiegenden Problem geworden.
Die chinesische Regierung hat in der Folge unter anderem Gymnastik- und Sportgeräte in öffentlichen Parks eingerichtet, die insbesondere von der älteren Bevölkerung rege genutzt werden. Privatwirtschaftlich haben sich in den letzten 15 Jahren auch Fitnessstudios in China deutlich vermehrt. In 2017 waren laut Schätzungen rund 26 Mio. Chinesen im Fitnesscenter aktiv, in 2020 sollen es bis zu 70 Millionen sein.
Chinas Sportmarkt mit Chancen und Herausforderungen für Ausländer
Der Gesamtwert von Chinas Sport- und Fitnessmarkt wurde für das Jahr 2016 auf 216 Mrd. US-Dollar veranschlagt. Für ausländische Unternehmen bieten sich hier große Chancen, da durch die populärer gewordenen westlichen Trendsportarten wie Basketball und Fußball auch die dazugehörigen Marken sehr gefragt sind.
So wundert es nicht, dass Nike und Adidas in 2016 noch die Liste der erfolgreichsten Sportmarken angeführt haben. Doch die chinesische Konkurrenz schläft nicht und wird teils von der Pekinger Regierung unterstützt. Marken wie Anta, Lining und Xtep sind den ausländischen Top-Playern auf den Fersen. Weitere Marken kommen auf den Markt und erreichen über die Social Media schnell einen hohen Bekanntheitsgrad.
Betrachtet man die Ausfuhren chinesischer Sportartikel zeigt sich ein rückläufiger Trend, was auch an der gestärkten Nachfrage im Inland liegt. Hier zeigt sich eine der größten Herausforderungen. Dadurch, dass in China Patriotismus besonders im Sport großgeschrieben wird, können inländische Marken auf einen Heimvorteil bauen. Zudem kennen die chinesischen Sporthersteller noch besser die sportlichen Gewohnheiten ihrer Landsleute. Diese unterscheiden sich noch immer vom Westen, wenngleich inzwischen die gleichen Sportarten beliebt sind.
Das nächste Mega-Event steht in China schon vor der Tür
Wer in China erfolgreich sein möchte, muss vor allem sehr präsent und informiert im Inland sein. Darüber hinaus sind Kooperationen mit heimischen Organisationen, Verbänden und Firmen notwendig. Hier ist auch mit interkulturellen Herausforderungen zu rechnen, damit die Zusammenarbeit nicht im einseitigen Wissens- und Image-Transfer endet. Nicht zuletzt ist beim Marketing China-Expertise unabdingbar. Einige westliche Sportmarken haben sich beim Werben im Reich der Mitte schon mit ungeschickten Kampagnen unbeliebt gemacht. Besondere Rabattaktionen, wie sie in Deutschland z.B. Webseiten wie picksport.de bieten, sind in China hingegen extrem populär.
Trotz der vorhandenen Herausforderungen bleibt China als Zielmarkt attraktiv. Denn anders als die Gesamtwirtschaft wächst der Sportmarkt weiterhin rapide. Bis 2025 Jahren soll sich der Gesamtwert des Sportmarktes noch einmal verdreifachen. Im Land spürt man aktuell schon die Ankunft des nächsten Mega-Sport-Events. Spätestens für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking wird wieder die ganze Milliardenbevölkerung zu mehr Sportlichkeit aufgefordert.
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