Ein chinesischer Blog-Artikel hat kürzlich Verhaltensweisen vorgestellt, die Chinesen an sich feststellen, wenn sie schon (zu) lange in Europa leben. Es handelt sich um Gewohnheiten, die unter Europäern ganz gewöhnlich aussehen, Chinesen in ihrer Heimat aber eigentlich befremdlich finden. Im zweiten Teil der besonderen Sammlung geht es um Alkohol, Nachtisch und Rucksäcke.
ICC hat im ersten Teil die Anzeichen 1 bis 10 ins Deutsche übersetzt und erklärt, wie sich der Umgang mit Lächeln, Grüßen oder Klopapier zwischen China und Europa unterscheiden kann. Dabei wurde deutlich, dass sich Chinesinnen und Chinesen in Europa schnell und unbewusst bestimmte lokale Verhaltensweisen angewöhnen. Diese fallen ihnen erst auf, wenn sie zurück nach China reisen oder mit Daheimgebliebenen in Kontakt treten. Hier folgt der zweite Teil der einzigartigen Liste:
11. Sobald die Sonne herauskommt, will man sofort nach draußen.
Erklärung: Wer aus einer der warmen Regionen in China kommt, muss sich erst einmal an das kalte Klima in Teilen Europas gewöhnen. Wenn sich dann endlich mal die Sonne zeigt, möchte man das natürlich auskosten. Außerdem bevorzugen viele Chinesen in der Heimat eher die vornehme Blässe, während sie sich in Europa auch langsam mit einem leicht gesonnten Teint anfreunden. Nicht zuletzt ist insbesondere bei Hitze in chinesischen Großstädten der Smog ein Problem, sodass man lieber im Haus bleibt.
12. Kaum sieht man eine Grünfläche, möchte man sich darauf hinlegen.
In China sind Grünflächen zumindest in Städten häufig nicht zum Sitzen und Liegen gedacht, sondern dienen eher zur Zierde. Zudem gilt der Boden in China – ob nun zu Recht oder nicht – grundsätzlich als schmutzig, weshalb man sich Stuhl oder Bank sucht beziehungsweise nur hinhockt.
13. Man geht gerne etwas trinken und gilt gleich als Alkoholiker.
„Wollen wir zusammen ein Bierchen trinken gehen?“ In China würde man sich eher zum Essengehen, für Karaoke etc. verabreden, unter anderem weil die Bar-Kultur weniger ausgeprägt ist. Hören Chinesen dann von ihren Bekannten in Europa, dass diese ständig „etwas trinken gehen“, klingt das natürlich schnell nach übermäßigem Alkoholkonsum unter Europäern. Tatsächlich muss hier Trinken natürlich nicht Betrinken bedeuten. Und in China wird beim Essen oder Singen auch gerne gebechert. Nur heißt es dort anders.
14. Beim Essen besteht man auf Nachtisch, selbst wenn man schon pappsatt ist.
So vielfältig und köstlich die chinesische Küche sein kann. Die Tradition des Nachtischs kommt wohl nicht aus China. Viele Ausländer sind überrascht, dass am Ende sogar eigentlich erst der Reis serviert wird. Desserts wie wir sie in Europa kennen sind im Reich der Mitte recht selten. Bis auf etwas Obst, das hier und da gereicht wird, schafft man ohnehin nichts mehr, wenn Chinesen richtig aufgetischt haben.
15. Verlässt man das Haus, wird der Rucksack auf die Schultern genommen.
Offensichtlich ist der Rucksack in Europa verbreiteter als in China. Dort sieht man fraglos meist Hand- und Tragetaschen, obgleich auch Rucksäcke mittlerweile auf dem Vormarsch sind.
16. Und Taschen werden generell gerne auf den Boden gestellt.
Siehe zu Fußboden und Hygiene wieder Punkt 12.
17. Bei Bus und Bahn kennt man überall Pläne und kaum Drehkreuze.
In China findet man nicht immer Zeitpläne – beispielsweise in der U-Bahn. Dort macht das auch nichts, weil ohnehin alle paar Minuten eine Bahn kommt. Stattdessen gibt es überall Ticket-Kontrollautomaten und Drehkreuze, häufig auch noch Gepäck-Scanner, wie wir sie in Deutschland nur am Flughafen vorfinden.
18. Bucht man ein Flugticket, schaut man sofort auf das erlaubte Reisegepäck.
Reisen Auslandschinesen zurück in die Heimat, müssen sie meist zahlreiche Geschenke und Mitbringsel einpacken. Entsprechend ist das erlaubte Koffergewicht besonders wichtig für sie. Sind 20, 25 oder sogar 30 kg erlaubt? Darf man eventuell gleich zwei Koffer mitnehmen? Das würde natürlich Platz für viele weitere Geschenke ermöglichen.
19. Steht man irgendwo in der Schlange, hält man immer einen Meter Abstand.
Was das Anstehen an Kassen oder Eingängen betrifft, stimmt ausnahmsweise fast jedes Klischee über China. Gerade Ausländer wundern sich, wie – nett gesagt – kuschelig es in Schlangen werden kann. Auch Vordrängeln ist üblicher als beispielsweise in Deutschland. Chinesen, die lange in Europa leben, gewöhnen sich auch an die hier gängigen Abstände – zurück in China fällt ihnen die veränderte Gewohnheit dann schnell auf.
20. Man gewöhnt sich ans Käffchen, sobald man nichts zu tun hat.
China ist eigentlich kein Kaffeetrinker-Land. Dank Starbucks und Co. hat sich die internationale Café-Kultur zwar stärker verbreitet. Um als Chinese jedoch regelmäßig Kaffee statt Tee zu trinken, muss man wohl erst in Europa gelebt haben.
Haben Sie ähnliche oder ganz andere Erfahrungen in Europa oder China gemacht? Dann freuen wir uns auf Ihren Kommentar!
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