Chinesische Investoren kaufen in Deutschland seit einigen Jahren Unternehmen auf. Während das früher noch für Protest und Widerstand sorgte, sind nun immer mehr deutsche Firmen offen für Geld aus China. Doch sollte hier nicht vergessen werden, was chinesische Investoren wirklich suchen. Und was bei ihnen gar keine Chance hat.
Laut der Studie eines Beratungsunternehmens gingen im Jahr 2017 insgesamt 56 deutsche Firmen in den Besitz chinesischer Investoren über, im Jahr zuvor waren es lediglich 37. Die gesamte Summe für Übernahmen ist noch beeindruckender. Etwa 13 Milliarden US-Dollar flossen in 2016 aus China, wohingegen es im Vorjahr noch – dagegen mickrig erscheinende – 900 Millionen waren.
Es lassen sich zudem bestimmte Entwicklungen erkennen, wobei ein übergreifender Trend anhält. Von 2015 auf 2016 ist beispielsweise das Interesse im Automobilbereich moderat zurückgegangen. Nach wie vor begehrt waren die deutschen Hidden Champions. Dabei handelt es sich in der Regel um Nischenhersteller, die selbst in Deutschland nur Branchenkennern ein Begriff sind. Insgesamt bleiben die deutschen Maschinenbauer und Industrieausrüster im Fokus der chinesischen Investoren. Dies hängt damit zusammen, dass China bis 2025 die Eigenmarke „Made in China“ massiv stärken möchte. Chinesische Erzeugnisse sollen in weniger als zehn Jahren noch stärker für Qualität und Innovation stehen. Bis 2035 möchte Peking durch die Weiterentwicklung der Industrie sogar Deutschland und Japan überholt haben. Und dafür ist man bereit, erfolgreiche Unternehmen wie Kuka aufzukaufen.
Was chinesische Investoren wirklich suchen
Auch wenn chinesische Investition manchmal beliebig oder gar unklug erscheinen. Mit wenigen Ausnahmen sind die Einkäufe im Ausland sehr wohl durchdacht und folgen einem langfristig angelegten Wirtschaftskonzept. Der Übernahmeprozess mag mitunter nach außen hin chaotisch ablaufen – dies ist aber nicht selten Teil der chinesischen Verhandlungsstrategie. Wie schon erwähnt, sind Unternehmer und Investoren aus China an Schlüsseltechnologien aus Deutschland interessiert. Ebenso geht es ihnen um das Prestige und das Netzwerk, das eine Beteiligung in Europa mit sich bringen kann. Die Anforderungen an ein Investitionsobjekt können durch chinesische Vorlieben geprägt sein.
Im Tourismus ist noch immer das Interesse an 3 oder 4 Sterne-Hotels groß, die an den chinesischen Tourismus-Routen liegen – etwa in Frankfurt, München und im Dreiländereck am Bodensee. Chinesische Investoren arbeiten hier häufig direkt mit den Reiseunternehmen aus China zusammen, die nahezu garantieren können, dass die gekauften Häuser langfristig ausgebucht sind. Das ist natürlich ein starkes Versprechen an alle, die hier investieren möchten. Weitere Präferenzen chinesischer Investoren erklären sich durch das Konsumtenverhalten in China. So sind viele Chinesen verrückt nach bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetikmarken aus Deutschland und Europa. Falls ein solcher Hersteller nun zum Verkauf stünde, würden die Geldgeber aus China natürlich Schlange stehen.
Unternehmerisch unterscheiden sich die chinesischen Interessen ansonsten wenig von westlichen Vorstellungen. Natürlich suchen auch Chinesen Schnäppchen beziehungsweise vielversprechende Projekte, die schon jetzt überzeugende Zahlen vorweisen können.
Was chinesische Investoren nicht suchen
Chinesische Investoren haben zugleich klare Vorstellungen davon, was sie nicht gebrauchen können. Wenig oder halb entwickelte Objekte, ob nun Technologie oder Immobilie, stoßen generell auf geringes bis gar kein Interesse. Mittlerweile werden einige Beratungsfirmen und M&A-Agenturen mit deutschen Investitionsobjekten für China überhäuft, die hierzulande wirklich niemand haben will. In Ausnahmefällen kann es sein, dass ein Projekt trotzdem für Chinesen relevant ist, weil in China – zum Beispiel aus kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen – ein größeres Interesse an dem Produkt oder der Immobilie besteht.
In den meisten Fällen gilt aber diese Faustregel: Was sich in Deutschland nicht verkaufen lässt, will auch in China niemand haben. Jetzt mögen manche sagen: „Aber die Chinesen haben doch damals XY gekauft, was keiner gedacht hätte.“ Jedoch ist erstens das chinesische Investitionsverhalten stark gereift, sodass Fehlkäufe immer seltener werden. Zweitens wird es aktuell aufgrund neuer Regularien aus Peking wieder schwieriger für chinesische Investoren, Geld im Ausland zu platzieren. Drittens bieten eben inzwischen so viele deutsche Unternehmer, Makler und Privatpersonen alle möglichen Objekte zum Verkauf an, dass teilweise schon ein Käufermarkt, also ein Angebotsüberschuss, entstanden ist. Gleichzeitig sind chinesische Investoren skeptischer geworden, weil ihnen leider immer mehr Unsinn angeboten wird. Bedenkt man, dass vor einigen Jahren niemand nach China verkaufen wollte, ist das wahrlich eine faszinierende Entwicklung.
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