Gastbeitrag von Dieter Böning (Vorsitzender der GDCF Düsseldorf)
Jahr für Jahr berichten etliche deutsche Städte, welche Erfolge sie bei der Ansiedlung chinesischer Firmen erzielt haben. Dabei überbieten sie sich mit immer höheren Zahlen, jeder will der erfolgreichste sein. Aber nirgendwo wird berichtet oder festgehalten, wie viele dieser Unternehmen (speziell Kleinunternehmen) nach relativ kurzer Zeit erfolglos in ihr Heimatland zurückkehren. Wir wollen hier versuchen, einige Gründe dieses Misserfolgs aufzuzeigen.
Geht ein deutscher Unternehmer nach China, hat er sich meist gut vorbereitet – oder er scheitert sehr schnell. Er kann sich in Deutschland auf zahlreiche Fachberater stützen, die ihn vorbereiten, und findet in China meist umfangreiche Hilfe der deutschen Konsulate, Außenhandelskammern, Landesvertretungen und externe deutsche Dienstleister, die auch in China „unterwegs“ sind. Fragen wie Visa und Arbeitserlaubnis sind meist schon in Deutschland geklärt und es gibt im Empfangsland keine Restriktionen, wie viel Umsatz vorgeschrieben wird oder wie viele lokale Arbeitskräfte einzustellen sind. Natürlich gibt es andere Probleme: Sprache, interkulturelles Verhalten und vor allem der Aufbau von Netzwerken und Beziehungen (guanxi).
Mangelnde Vorbereitung auf Deutschland
Aber wie sieht es mit seinem chinesischen Gegenüber aus? Ist der vorbereitet? Hat er sich schon in China auf den deutschen Markt und deutsche Gepflogenheiten einstellen lassen (können)? Wohl kaum, denn entsprechende chinesische Berater gibt es im Heimatland wenig oder gar nicht. Er kommt also relativ unvorbereitet in Deutschland an, kennt die Gesetze, Mentalität und Gepflogenheiten nicht, meint aber oft, dass er aufgrund seiner Kenntnisse des chinesischen Marktes auch in Deutschland schnell Fuß fassen wird.
Und dann kommt ein böses Erwachen. Vieles ist in Deutschland eben ganz anders. Das fängt an beim Umgang mit den genervten Mitarbeitern des Ausländeramtes und hört nicht bei den auf unerfahrene Ausländer spezialisierten Abzockern auf. Meist muss der chinesische Unternehmer auch die Erfahrung machen, dass er mit seinen Englischkenntnissen (wenn er sie überhaupt besitzt) nicht überall durch kommt. Bis er endlich begriffen hat, dass er externe Dienstleister wie Steuerberater, Rechtsanwalt, Finanzberater, Wirtschaftsprüfer usw. braucht, hat er meist schon viel Geld verloren. Hinzu kommt, dass viele Kleinunternehmer äußerst beratungsresistent sind. Auch vermeiden es viele Unternehmer, gute und damit eben auch teure Mitarbeiter einzustellen. Das macht sich dann aber sofort mit schlechtem Service und mangelnder Einsatzbereitschaft bemerkbar. Meist sind diese Unternehmer auch nur mit begrenzten Mitteln ausgestattet, sodass keine finanzielle Flexibilität vorhanden ist.
Tipps für Kooperationen im Deutsch-chinesischen Knigge
Wie lässt sich besser mit unterschiedlichen Geschäftsgewohnheiten umgehen? Die Kapitel in diesem China-Knigge liefern Ihnen:
- Überblick deutsch-chinesischer Kulturunterschiede
- Erfahrungen für das interkulturelle Management
- Tipps für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit
Chinesische Studenten als Unternehmer
Eine andere Problematik begegnet uns bei den chinesischen Studenten, die sich hier nach Abschluss ihres Studiums selbständig machen wollen. Sie haben nach dem Ausländergesetz ein Jahr Zeit, entweder eine gut bezahlte Arbeitsstelle zu finden oder sie machen sich mit einer eigenen Firma selbständig. Aber auch das ist nicht so einfach. Sie müssen zuerst einen entsprechenden Antrag an ein Gremium stellen, das aus Wirtschaftsförderung, IHK und Ausländeramt besteht. Dazu müssen sie vor allem einen Businessplan für die kommenden zwei Jahre vorlegen, der sowohl ihren Kapitaleinsatz als auch die von ihnen beabsichtigte Schaffung von neuen Arbeitsplätzen beinhalten muss. Das wird auch innerhalb der ersten zwei Jahre überprüft. Wird das Ziel nicht erreicht, kann es sein, dass sie ihren Aufenthaltstitel verlieren. Da diese Jungunternehmer meist auch nicht über umfangreiche Finanzmittel verfügen, ist die Heimkehrerquote bei ihnen sehr hoch.
Tipps für einen erfolgreichen Start
● Elementar sind das Verständnis der unterschiedlichen Wertesysteme, Umgangsformen, mentalen Befindlichkeiten sowie der landestypische Gebrauch von Sprache und Symbolen.
● Die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu kennen und zu beachten, ist essenziell.
● Beim Gang ins Ausland greift ein anderes Vertrags-, Steuer- oder Haftungsrecht und das in einem fremden Sprach- und Kulturraum, wo chinesischen Unternehmern die Kontakte zu Behörden, lokalen Banken und ansässigen Unternehmen oft fehlen. Wer ins Ausland geht, braucht zu Hause und vor Ort jeweils Berater, die die kompletten steuerlichen, juristischen und arbeitsrechtlichen Aspekte beherrschen und im Auge haben.
● Erfolgreich ist ein Unternehmer, der über marktspezifisches Wissen verfügt und dieses systematisch durch Geschäftsreisen, Messe- und Konferenzbesuche sowie die Bildung von Netzwerken und Partnerschaften vertieft.
● Um mögliche Reibungen zu minimieren, sollte eine lokale Quelle gefunden werden, die permanent als Interpret, Ratgeber und kultureller Coach zur Verfügung steht.
● Umfassende Marktanalysen durchführen (lassen).
Hilfestellungen und Informationen:
- CUV – Chinesischer Unternehmerverband
Chinesische Übernahmeflut in Deutschland – Sorgen und Perspektiven
Chinesen in Deutschland: Von Logistik, Glück und Sachlichkeit
Made in Germany! Deutschland zieht weiterhin chinesische Investoren an
Kommunale Chinaexperten im Dialog: Deutsche Städte nähern sich China
Svenja Feez meint
Klasse Beitrag! Gerne mehr davon.
Alexander Baron von Engelhardt meint
Ich schließe mich dem Vorredner an. Der Beitrag ist sehr neutral geschildert. Wir erleben es sehr oft, dass ohne den entsprechenden Berater, scheitert der chinesische Einwanderer schon an einer „Lapalie“ einer privaten Krankenversicherung, wenn er sich hier als Selbständiger niederlassen will. Der freundliche Versicherungsmakler um die Ecke würde gerne aber kann nicht helfen. Ich habe und hatte das Vergnügen eine Chinesin beraten zu können, die kein Wort Deutsch spricht. Sie sprach fließend Englisch. Damit kamen alle zurecht. Sie wußte, was sie sollte und wollte, so konnte ihr geholfen werden. Quellen sich zu informieren, gibt es eigentich viele. Die öffentliche Hand veröffentlicht Werbetexte noch und nöcher – zum Teil auch nichtssagend.
Immer wieder ein Vergnügen diesen Blog zu lesen!
Alexander von Engelahrdt
Rechtsanwalt