Von ICC-Redakteur Volker Stanislaw
Was den Europäern ihr Alkohol ist, ist den Chinesen ihr Tee? So ließe sich knapp die Vereinbarung zum erweiterten Schutz von geografischen Namensrechten zwischen der EU und China zusammenfassen. Die Schwerpunkte beim verbesserten Markenschutz geben nicht nur interessante Einblicke in kulturelle Gewohnheiten. Sie zeigen auch Potentiale beim interkulturellen Marketing auf.
Das deutsche Reinheitsgebot für Biere ist ein Begriff, der in der Welt Berühmtheit erlangt hat. Es steht seit Jahrhunderten für Qualität. Doch wer einen genaueren Blick auf die Produkte der bayerischen Brauereien wirft, sieht noch weitere Begriffe: Bayerisches Bier und Münchener Bier, wenn es direkt aus der bayerischen Hauptstadt kommt. Mit diesen Labels entstehen auch starke Instrumente für das geografische Marketing – schließlich kann nicht jede Stadt mit eingetragenen Traditionsprodukten punkten.
EU und China vereinbaren verbesserten Markenschutz
Während des 19. EU-China-Gipfels Anfang Juni 2017 haben Vertreter beider Seiten vereinbart, 200 geografische Namensrechte von heimischen Produkten zu schützen. Das Abkommen soll die regionalen Produkte im jeweils anderen Markt schützen. Ähnliche Abkommen wurden bereits vor zehn Jahren geschlossen. Der chinesische Lebensmittelmarkt ist mittlerweile der größte Abnehmer von Lebensmittelerzeugnissen geworden. Sowohl China als auch Europa sollen nun von einem verbesserten Markenschutz profitieren.
Ein Punkt sticht bei der Durchsicht der Listen besonders ins Auge: die EU lässt insgesamt 71 alkoholische Produkte schützen (14 Spirituosen-, 3 Bier- und 54 Weinnamen). Auf der chinesischen Seite fehlt der Alkohol fast völlig (nur 4 Weinsorten und 7 Spirituosen). Es werden aber die Namen von 26 Teesorten und 14 Fruchtsorten geschützt. China sichert sich unter anderem Kaffeenamen (Baoshan Arabica Coffee) oder Bohnenpasten (Pixian Bean Paste). Von deutscher Seite werden u.a. die Namen Münchener Bier und Bayerisches Bier geschützt.
Marketing-Potentiale für NRW in China
München ist natürlich ein beliebter Reiseort für asiatische Touristen. Der bayrische Bierkrug und das deftige Essen stehen in Teilen Asiens für Deutschland im Allgemeinen. Längst aber ist auch NRW eine sehr attraktive Reiseregion gerade für Chinesen geworden. Der Kölner Dom gehört zu ihren absoluten Tourismus-Highlights und Düsseldorf hat sich längst zum neuen Ballungszentrum für chinesische Firmen und Expats entwickelt.
Wie sieht es aber mit den Produkten aus NRW aus? Altbier und Kölsch fehlen auf der Liste der geografisch geschützten Traditionsprodukte, obwohl sie bei chinesischen Touristen sehr beliebt sind. Vielleicht wird die neue Landesregierung in NRW ja in Zukunft auch einen Namen wie „NRW-Bier“ einführen? Es würde dem Ruf unserer Region in China mit Sicherheit guttun.
Links: Abkommen, EU-Liste, China-Liste
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