Kaum eine Warengruppe war in den letzten Wochen begehrter als Mundschutz- und Atemmasken. China war schon vor der Coronavirus-Pandemie einer der größten Hersteller für diese Medizinprodukte. Zugleich häuften sich zuletzt Schlagzeilen über mangelhafte Warenlieferungen aus Asien. Wir geben einen Überblick zur Produktion in China und sprechen mit einer Expertin für die Beschaffung chinesischer Importgüter. Das gilt es zu bedenken, wenn man Mundschutz aus China kaufen möchte.
In Deutschland herrscht seit dem 29. April Maskenpflicht im Nahverkehr und beim Einkaufen. Wenngleich die Meinungen auseinandergehen, können Masken einigen Studien zufolge das Risiko einer Ansteckung anderer mit Covid-19 minimieren. Bei Verstößen gegen die deutsche Maskenpflicht sind in manchen Bundesländern bereits Bußgelder fällig. In China sind Atemmasken aufgrund der Luftverschmutzung schon seit Jahren weit verbreitet. Durch den Ausbruch des jüngsten Coranavirus sind sie speziell in den stark betroffenen Regionen Pflicht – und auch im restlichen Land schützen sich viele Menschen freiwillig damit. Die Preise in China liegen deutlich niedriger als beispielsweise in Europa, weil ein Großteil der Masken aus chinesischer Produktion stammt.
Produktion in China – Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Beschaffung
China galt lange als Werkbank der Welt, wobei der Fokus auf der einfachen und vor allem manuellen Fertigung lag. Mittlerweile hat die Produktion in China ein internationales Niveau erreicht und kann trotzdem in einigen Bereichen noch mit relativ günstigen Herstellungskosten punkten. Wie kommt es dann, dass etwa in der Weihnachtszeit nach wie vor über schlechte Qualität chinesischer Produkte berichtet wird? Dies liegt daran, dass es in China weiterhin auch sehr einfache Produktionsstätten gibt, die sich auf simple Waren wie beispielsweise Wegwerf-Hygieneartikel für Hotels spezialisiert haben. Und natürlich werden in China längst nicht überall hohe Qualitätsstandards eingehalten.
Manche ausländische Einkäufer verzweifeln bis heute, weil sie im Reich der Mitte auf Betrüger reinfallen. So kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass zwar die Produktproben zufriedenstellend waren, die finale Lieferung jedoch nicht. Außerdem bekamen Delegationen aus Europa nicht selten eine chinesische Top-Fabrik vorgestellt, doch mussten später herausstellen, dass diese gar nicht für die anschließende Produktion genutzt wurde. Entsprechend sind ein starkes Netzwerk und eine stetige Kontrolle für den Einkauf in China unabdingbar.
Mundschutz aus China kaufen – Tipps von der Expertin für Import aus China
Wir haben mit Maren Hartung vom Reise- und Handelsunternehmen Kaytrip gesprochen, das aktuell mit der Partnerfirma Honssan für zahlreiche Großkunden in Europa Mundschutz und Atemmasken importiert.
ICC: Wie groß ist aktuell die Nachfrage nach Schutzprodukten aus China?
MH: Uns erreichen zurzeit täglich zahlreiche Anfragen aus verschiedenen Branchen. Manche Firmen haben sich jetzt für fünf, sechs Wochen eingedeckt, werden aber später wieder Nachschub benötigen. Zwar werden Mundschutze und Gesichtsmasken inzwischen auch von einigen Händlern in Deutschland angeboten. Größere Mengen sind jedoch nach wie vor schwer zu bekommen, hier nutzen wir unsere Ressourcen. Unser Partner Honssan ist ausgesprochen versiert im Cross-Border-E-Commerce, wodurch der gesamte Prozess inklusive Zoll und Versand sehr professionell abläuft.
ICC: Wie erklären sich die minderwertigen Warensendungen aus China?
MH: Zum einen haben viele Verbraucher den Mundschutz von chinesischen Kleinhändlern über die üblichen E-Commerce-Portale gekauft. Hier kann man Glück und Pech haben – ob und wie diese Produkte kontrolliert wurden, lässt sich schwer einsehen. Zum anderen ist auch bei umfangreichen Bestellungen von Großhändlern aus China die Qualität nicht garantiert. Im Moment stellt gefühlt das halbe Land auf Maskenherstellung um. Da ist es klar, dass die Produktion noch nicht einheitlich optimal läuft.
ICC: Worauf achtet Kaytrip bei der Beschaffung von Produkten aus China?
MH: Grundsätzlich sind beim Maskenkauf CE und die Konformitätserklärung sehr wichtig. In China sind nur bestimmte Unternehmen für die Produktion qualifiziert, was auch offiziell dokumentiert wird. Wir arbeiten mit langjährigen Partnern zusammen und haben natürlich Kollegen vor Ort, die begutachten und kontrollieren können. Wir stellen sicher, dass die Waren von erfahrenen Produzenten kommen, die auch in China einen guten Ruf haben. Darüber klären wir mithilfe von Branchenkennern, ob die notwendigen Zertifikate vorliegen. Diese lassen wir bei Bedarf noch einmal gesondert prüfen.
ICC: Ist abzusehen, wie sich der Markt für Mundschutz aus China weiter entwickeln wird?
Leider ist das Coronavirus in vielen Ländern noch nicht unter Kontrolle. In China bleibt der Bedarf ebenfalls hoch, obwohl die offiziellen Zahlen versprechen, dass das Virus erfolgreich eingedämmt wurde. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die weltweite Nachfrage erst einmal weiter steigen wird. Drücken wir alle die Daumen, dass ab 2021 nicht mehr so viele Masken benötigt werden.
Vielen Dank für das Interview, Frau Hartung!
Kontakt Kaytrip/Honssan: Maren.hartungkaytrip.com
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Martin Schmitt meint
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