Wenn man heutzutage an Bücherständen in chinesischen Flughäfen oder Bahnhöfen vorbeikommt, sieht man dort viele Publikationen mit Abbildungen von altertümlichen Gelehrten. Wer die Titel lesen kann, erfährt, dass es sich um Ratgeber handelt, die Weisheiten aus dem alten China für die heutige Leserschaft neu auflegen. Viele dieser Bücher bieten auch Business-Tipps an.
Der Trend der Neuauflage der Klassiker ist ein Ergebnis der Retraditionalisierung, die in China seit den 1990er-Jahren erkennbar ist. In TV-Sendungen, Freizeitkursen und vor allem verschiedensten Büchern werden die alten Philosophen neu interpretiert. Mittlerweile gibt es auch einige deutschsprachige Werke mit Management-Tipps aus dem alten China, manche übersetzen nur chinesische Werke, andere bieten eigene Interpretationen an. Was ist von dieser Literatur zu halten? Inwiefern sind die alten Meister gute Ratgeber für die heutige Geschäftswelt? Auf den nächsten Seiten werden drei zentrale Strömungen vorgestellt und diskutiert.
Konfuzius für das Management?
Hört man den Namen Konfuzius 孔子 (551-479 v.Chr.), denkt man wohl nicht zuerst an Tipps für das Management. Nach dem, was uns überliefert ist, hat sich der Meister auch nur wenig für Wirtschaftsthemen interessiert. Lediglich war es ihm wichtig, dass der Herrscher sich gut um die Bevölkerung im Reich kümmert. Im Zentrum der konfuzianischen Lehre standen Werte wie Menschlichkeit und Rechtlichkeit, beachtenswert war zudem, dass jeder in Staat und Gesellschaft seiner jeweiligen Rolle nachkommen sollte. Der Herrscher hatte sich herrschergemäß zu verhalten, der Vater vatergemäß und so weiter. Grundsätzlich lassen sich einige Prinzipien des Konfuzianismus durchaus auf die Geschäftswelt übertragen. In einem Unternehmen – könnte man mit Konfuzius sagen – müssen die Vorgesetzten sich um die Mitarbeiter kümmern und moralisch vorbildhaft agieren. Auch lässt sich für die Mitarbeiterführung ableiten, dass jeder gemäß seinen Talenten, Stärken, aber auch Schwächen behandelt wird. So ist Konfuzius nämlich auch mit seinen eigenen Schülern umgegangen.
Laozi für die Unternehmensführung?
Laozi 老子 (evtl. 6. Jh. v.Chr.) war, wenn es ihn denn jemals gab, ebenfalls kein Wirtschaftsphilosoph. Dennoch wurden und werden heutzutage die Texte des frühen Daoismus für geschäftliche Aktivitäten ausgelegt. Erklärt wurde beispielsweise, dass man sich beim Geschäfte machen ab und zu im daoistischen Nicht-Handeln (wuwei 無為) üben solle. Das ist nur leider ein undurchsichtiges Konzept, das schwer zu praktizieren ist: Man soll tatsächlich handeln, indem man nicht handelt? Als realistischen Tipp könnte man formulieren, dass man zurückhaltend sein soll, nicht überstürzt agieren soll, Dinge in Ruhe belassen soll et cetera. Eine Forderung der Daoisten bestand ferner darin, zu einem Ur- oder Naturzustand zurückzukehren, in dem das menschliche Miteinander noch harmonisch und überschaubar gewesen sei. Das wünscht man sich im heutigen Business-Stress sicher häufiger, realisierbar ist das jedoch nicht. So bleibt das daoistische Konzept für die heutige Wirtschaft in der Regel auch sehr vage.
Sunzi und Strategeme für den Wirtschaftskrieg?
Wer das Wirtschaftsgeschehen als eine kriegerische Auseinandersetzung versteht, ist gut beraten, einmal Sunzis 孙子 (evtl. 6. Jh. v.Chr.) Ideen zur Kriegsführung zu lesen […]
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