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Chinesische Unternehmen in Deutschland – ein Überblick

15. September 2015 von China-Wiki Kommentar verfassen

Von Johannes Hederer  

Die Auslandsinvestitionen zwischen China und Deutschland waren bis vor ca. zehn Jahren noch sehr einseitig: Seit Jahren gehen deutsche Unternehmen zahlreich nach China, nun ziehen die chinesischen Unternehmen nach. Wir geben einen Überblick der Entwicklung in den letzten Jahren

Wie viele chinesische Unternehmen es in Deutschland gibt, ist schwer zu quantifizieren. Dies hängt mit einer fehlenden, einheitlichen Definition über „chinesische Unternehmen in Deutschland“ zusammen, da einzelne Kommunen und Länder unterschiedliche Definition verwenden. Ferner sind nicht alle chinesischen Unternehmen in das Handelsregister eingetragen. Die Zahlen für chinesische Unternehmen in Deutschland schwanken demnach zwischen 800 und ca. 2.000 (vgl. Tirpitz et al. 2011, S. 27f. u. von Wrede 2009, S. 28).

Inhaltsverzeichnis

  • Chinesische M&A-Aktivitäten und Repräsentanzbüros
  • Vorbereitung chinesischer Unternehmen auf den Markteintritt
  • Standortwahl chinesischer Unternehmen in Deutschland
  • Deutscher Wettbewerb um chinesische Unternehmen

Chinesische M&A-Aktivitäten und Repräsentanzbüros

Chinesische Unternehmen gestalten ihren Markteintritt in Deutschland entweder durch Fusionen mit bzw. Übernahmen von deutschen Firmen (M&A-Aktivitäten) oder durch die Eröffnung von Vertriebs- oder Repräsentanzbüros, die zu Niederlassungs- oder Tochterbüros wachsen können. Die gewählte Art des Markteintritts hängt dabei entscheidend von der Größe des Unternehmens ab: Während die Gründung eines Repräsentanzbüros bei den kleineren- und mittleren Firmen im Vordergrund steht, zählt bei den größeren Firmen die Übernahme deutscher Unternehmen zu den bevorzugten Markteintrittsmodi. Im Jahr 2007 stellten diese M&A-Aktivitäten mit fast 90 Prozent aller chinesischen Auslandsinvestitionen in Höhe von rund 30,1 Milliarden US-Dollar die meist gewählte Art des Markteintrittes dar (vgl. Tirpitz et al. 2011, S. 29f.; Sohm et al. 2009, S. 138f. u. Reisach 2009, S. 40). Während die zahlreichen chinesischen M&A-Aktivitäten in Deutschland medial eine große Aufmerksamkeit genossen haben, blieben die durch Eröffnung eines Vertriebs- bzw. Repräsentanzbüros nach Deutschland kommenden chinesischen Unternehmen eher unbemerkt. Als nützliche Informationsquellen für den Markteintritt chinesischer Firmen in Deutschland werden vor allem persönliche Kontakte via Geschäftspartner oder  Messen bevorzugt. Dahinter folgen Internetrecherche und professionelle Informationsquellen wie Industrie- und Handelskammern, Wirtschaftsförderungen, Verbände und das China Council for the Promotion of International Trade (CCPIT) (vgl. Tirpitz et al. 2011, S. 33 u. 49ff.).

Vorbereitung chinesischer Unternehmen auf den Markteintritt

Jedoch sind die Unternehmen unterschiedlich gut auf den Markteintritt in Deutschland vorbereitet: Während allgemein gesprochen größere chinesische Unternehmen den Markteintritt meistens umfassend vorbereiten, sich von Beratungsfirmen unterstützen lassen und bereits vor Markteintritt gute Geschäftskontakte in Deutschland besitzen, sind kleinere Unternehmen oft lediglich schlecht vorbereitet bzw. besitzen nur wenige Kenntnisse des deutschen Rechtsrahmens und der Geschäftsgepflogenheiten. Die Strategieplanung geschieht bei diesen Unternehmen oftmals spontan und erst vor Ort. In Einzelfällen lässt dies den Eindruck entstehen, dass es dem Geschäftsführer vorrangig um eine Aufenthaltsgenehmigung ginge (vgl. Tirpitz et al. 2011, S. 31 u. Reisach 2009, S. 40f.). Bei M&A-Aktivitäten erweisen sich vor allem bereits im Vorfeld die klare Kommunikation der Absichten und die interkulturelle Zusammenarbeit der Mitarbeiter als Schlüssel für einen erfolgreichen Markteintritt und einen langfristigen Erfolg des Unternehmens am Standort (vgl. Sohm et al. 2009, S. 140f.).

Standortwahl chinesischer Unternehmen in Deutschland

Die Standortwahl, welche Stadt oder Region in Deutschland von chinesischen Unternehmen bevorzugt wird, hängt unter anderem von der Branche ab, in der investiert werden soll und was genau gesucht wird. Durch die sehr gut ausgebaute Infrastruktur ist Deutschland flächendeckend sehr attraktiv für chinesische Firmen. Während das produzierende Gewerbe traditionell vor allem viel Fläche und gute Transport- und Absatzmöglichkeiten benötigt, setzt der Dienstleistungs- und Informationssektor auf andere Faktoren. Dort stehen vor allem die Kunden- und Geschäftspartnernähe, gute Verkehrsanbindungen, eine zentrale Lage (innerhalb Europas bzw. Deutschlands) und auch die Bekanntheit bzw. das Image einer Region oder Stadt im Vordergrund. Ferner wird ein bereits bestehendes chinesisches Netzwerk oder eine chinesische Community vor Ort, wie bspw. chinesischsprachige unternehmensorientierte Dienstleistungen oder chinesische Sprachschulen, in die Standortwahl miteinbezogen (vgl. von Wrede 2009, S. 30f.; Tirpitz et al. 2011, S. 32, 52ff. u. HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH 2005, S. 8).

Als bedeutende China-Standorte in Deutschland mit einer signifikanten Anzahl  chinesischer Unternehmen werden in verschiedenen Studien die Städte Hamburg, Frankfurt am Main, Köln und Düsseldorf bzw. generell Nordrhein-Westfalen genannt, wobei hierbei, aufgrund der nicht einheitlichen Definition, die Anzahl der genannten Unternehmen stark variieren. Außerhalb dieser genannten Zentren lassen sich chinesische Unternehmen zudem verstärkt, aber nicht so zahlreich wie an den oben genannten Standorten, in Berlin und Süddeutschland finden (vgl. Tirpitz et al. 2011, S. 28, 65; Aßmann 2007, S. 115; Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main 2007, S. 5 u.  Aßmann 2003, S. 3).

Deutscher Wettbewerb um chinesische Unternehmen

Durch das wachsende Interesse der Kommunen bzw. Länder an der Ansiedlung chinesischer Unternehmen bildet sich in Deutschland ein Wettbewerb um diese heraus, in dem jede Kommune bzw. jedes Land versucht, die Standortnachteile anderer Standorte für sich zu nutzen und mit eigenen Stärken zu trumpfen. Diese Stärken reichen von Standortvorteilen, wie guter Erreichbarkeit bzw. großer Absatzmarkt, über Arbeitskräftepotential, chinesische Dienstleistungen, eine chinesischen Community oder speziell für chinesische Unternehmen ausgerichtete Workshops oder Veranstaltungen (vgl. Aßmann 2007, S. 128 u. Siedenbiedel 2006, S. 59).

* Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug der Diplomarbeit des Autors über chinesische Unternehmen in Köln, die in mehreren Artikeln auf dem ICC-Portal teilveröffentlicht wird. Das Literaturverzeichnis versenden wir auf Anfrage.

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Kategorie: China Go out-Politik, China-Informationen, China-Prognosen, Chinas Wirtschaft, Chinesische Investoren Deutschland Stichworte: Chinesische Auslandsinvestitionen, Chinesische Investoren, Chinesische Unternehmen in Deutschland, Image Chinas, Wirtschaft China

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