China stand vor einigen Jahrzehnten noch außerhalb der Weltgemeinschaft, kämpfte mit politischem Chaos, wirtschaftlichen Rückständen und sogar Hungerkatastrophen. Eben dieses Land ist mittlerweile ein Garant für Stabilität in der globalen Wirtschaft geworden. Auch geopolitisch nimmt China einen festen Platz in der Gemeinschaft der einflussreichsten Staaten ein. Werfen wir einen Blick auf das neue Jahr im Reich der Mitte – und dessen Einfluss auf den Rest der Welt.
Thema Wirtschaftswachstum: Luxusprobleme im weltweiten Vergleich
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich in den letzten Jahren zwar verlangsamt, beeindruckt aber dennoch im Vergleich mit Europa oder den USA. Für das Jahr 2019 erwarten OECD-Experten ein Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts von 6,3 Prozent. Unter die 6 Prozent-Schwelle dürfte Chinas BIP auch im Jahr 2020 nicht fallen. Bei einem weltweiten Wachstum von etwa 3,5 Prozent in 2019 sind die chinesischen Werte noch immer imposant.
Thema Handelskonflikte: USA und China als wichtigste Frenemies
Dass China mittlerweile auf Augenhöhe mit den USA streitet, ist bereits eine bemerkenswerte Tatsache. Vertreter der beiden Länder vereinbarten im Dezember 2018 eine 90-tägige Pause im Handelskrieg, bei dem es unter anderem um den westlichen Marktzugang in China und mehr Schutz für geistiges Eigentum geht. Aktuell wird wieder verhandelt – und sowohl China als auch die USA sind eigentlich besonders in der jetzigen Zeit auf Kooperationsbereitschaft angewiesen: In den Vereinigten Staaten geht es an den Börsen ohnehin turbulent zu, und die chinesische Wirtschaft leidet natürlich unter den amerikanischen Strafzöllen.
Trend größter Märkte: E-Commerce, Bekleidung und dann?
Der chinesische Binnenmarkt wächst weiter und damit nimmt auch – in Teilen – Chinas wirtschaftliche Unabhängigkeit zu. Im Bereich E-Commerce hat China den früheren Weltmeister USA nach Umsatz längst abgehängt. In 2018 lag der Online-Handelsumsatz im Reich der Mitte bei umgerechnet über 576 Mrd. €, in den Vereinigten Staaten nur bei knapp 457 Mrd. Gleichzeitig ist das Wachstumspotential in China noch deutlich höher als in Europa oder den USA. In 2019 ist laut McKinsey darüber hinaus zu erwarten, dass China zum ersten Mal seit Jahrhunderten die USA als größten Markt für Bekleidung überholen wird. Weitere erste Plätze im weltweiten Marktvergleich dürften folgen.
Trend Investitionen: Deutschland will Zugang erschweren
Was Investitionen in Deutschland anbelangt, ist China – zur Überraschung vieler – noch längst nicht auf Augenhöhe mit einigen europäischen Konkurrenten und den USA. In 2017 kauften die USA mehr als dreimal so viele Unternehmen wie Chinesen in Deutschland, wenngleich hierüber seltener berichtet wird. Auch das amerikanische Investitionsvolumen lag deutlich höher als das chinesische. Schweizer kauften in 2017 immerhin knapp doppelt so viele (80 zu 47) deutsche Firmen wie die chinesischen Konkurrenten. Beachtenswert ist aber, dass China gerne in Schlüsselindustrien investiert – was die deutsche Regierung zunehmend besorgt. In 2019 sollen die Regeln für derartige Käufe und Beteiligungen in Deutschland strenger werden.
Trend Innovationen: China vom Jäger zum Gejagten…
Chinesische Investitionen hängen auch mit dem Thema Innovationen zusammen. Einige Jahre lang kauften sich chinesische Unternehmer einfach neue Technik und Know-how im Ausland. Mittlerweile wird in China selbst reihenweise erfunden und systematisch in neue Innovationen investiert. Im Bereich von Elektroauto-Batterien hat das Reich der Mitte nicht nur einen Forschungsvorsprung, sondern sich zugleich strategisch Rohstoffreserven gesichert. Während die amerikanischen IT- und Social Media-Giganten schwächeln, sorgt zurzeit die chinesische App TikTok (Douyin) weltweit für Furore. Generell ist das Land in Bezug auf Digitalisierung zahlreichen westlichen Akteuren mit leisen Schritten enteilt. Dieser Trend wird sich in 2019 definitiv fortsetzen – wenn auch weniger heimlich.
Chinas Wirtschaft 2019 – Risiken und Herausforderungen
Bisher wurden hier vor allem positive Trends aufgelistet, selbstverständlich ist in 2019 auch mit wirtschaftlichen Herausforderungen in und aus China zu rechnen. Neben den (Handels-)Konflikten mit den USA kämpft die chinesische Regierung gegen faule Kredite. Denn das Wachstum im Land seit 2008 wurde mit einer hohen Verschuldung von öffentlichen Haushalten und Unternehmen erkauft. Auch die politischen Konflikte in der eigenen Nachbarschaft könnten die chinesische Wirtschaft weiter belasten. Ein schwächelndes China wäre natürlich für Deutschland ebenfalls ein Problem. Das Reich der Mitte war in 2018 das zweite Jahr in Folge der wichtigste Handelspartner der BRD.
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