Wer Produkte aus China in die EU importiert oder exportiert, wird sich früher oder später mit der CE-Kennzeichnung auseinandersetzen. Bei Nichtbeachtung drohen empfindliche Strafen. In diesem Expertenbeitrag wird gezeigt, wie man die CE-Kennzeichnung für ein Produkt erhält.
Sechs notwendige Schritte zur CE-Kennzeichnung
China ist der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands in Asien, Deutschland ist Chinas wichtigster Handelspartner in Europa. Besonders europäische Firmen produzieren Ihre Waren in China oder importieren bestehende Produkte. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass die Europäische Union ihre Türen für in China produzierte Produkte weit aufhält. Wenn physische Produkte in der EU verkauft werden, muss man sicherstellen, dass die Produkte den strengen Standards entsprechen, die von der Europäischen Kommission und den zugehörigen Behörden festgelegt wurden. Der Schlüssel ist der Prozess bis zur CE-Kennzeichnung, einer zentralen Selbst-Zertifizierung, die viele Waren, die in die EU verkauft werden, haben müssen. Die Strafen für den Export von unerlaubten Waren in die EU sind sehr streng. Es ist ausschlaggebend, dass man das Produkt CE-kennzeichnen lässt, eine Anleitung schreibt und eine Konformitätserklärung erstellt, bevor irgendwelche Vereinbarungen getroffen werden, um das Produkte in Europa zu verkaufen. Hier wird gezeigt, was man benötigt, um die CE-Kennzeichnung zu erhalten und die gesamten Vorteile des riesigen EU-Marktes nutzen zu können.
1. Ermittlung der Richtlinien, die den Produkttyp regulieren
Sobald man ein vermarktbares Produkt hat, besteht der erste Schritt darin, herauszufinden, welche EU Richtlinien und harmonisierte Standards diesen Produkttyp regulieren. Die EU hat mehr als 25 solcher Richtlinien und noch weitaus mehr Standards. Wenn man Pech hat, muss man das Produkt zur Entwicklung zurückbringen, um sicherzustellen, dass es allen Kategoriestandards entspricht. Wenn man mehr Glück hat, ist das Produkt bereits in einer marktfertigen Form: bei manchen Produkten kann man den ISO Standards folgen, um die EU Richtlinien einzuhalten, die das Produkt vielleicht bereits erfüllt.
2. Untersuchung der Anforderungen jeder Richtlinie
Jede Richtlinie enthält Anforderungen, die das Produkt erfüllen sollte. Aber nicht alle Anforderungen beziehen sich auf alle Produkte. Man muss sicherstellen, dass man die relevanten Richtlinien der Europäischen Kommission untersucht und die Anforderungen ermittelt, die für das Produkt relevant sind. Ein firmeneigenes Entwicklungsteam kann diesen Vorgang wahrscheinlich im Auftrag übernehmen; Wenn man ein kleines Startup-Unternehmen hat, muss man wahrscheinlich einen externen Berater beauftragen, um sicherzustellen, dass es ordentlich erledigt wird.
3. Ermittlung der richtigen Strategie zur Konformität
Die Art des Produktes bestimmt, wie man Konformität erhält. Für viele Produkte ist es erlaubt, dass man die Konformitäts-Prüfungen selbst durchführt. Für andere Produkte ist es zwingend notwendig, eine externe Stelle zu beauftragen, die die Konformitäts-Prüfung durchführt.
4. Falls notwendig, veranlasst man einen Konformitäts-Test
Jedes Produkt, das eine CE-Kennzeichnung erfordert, benötigt auch Belege eines erfolgreichen Konformitäts-Tests. Wenn adäquate Testresourcen zur Verfügung stehen und es erlaubt ist, den Test selbst durchzuführen, kann man diesen Prozess intern durchführen. Falls nicht, muss ein seriöses, zertifiziertes und externes Labor beauftragt werden, diesen Test im Auftrag durchzuführen.
5. Zusammenstellung einer vollständigen technischen Akte
Bevor man die Konformitätserklärung abschließt, ist zu bestätigen, dass die technische Akte vollständig und sicher ist. Erforderliche Einschlüsse können variieren, aber komplette technische Akten müssen im Allgemeinen über vollständige Produktbeschreibungen und Spezifikationsdatenblätter, schematische Darstellungen, unabhängige Testergebnisse, Benutzerhandbücher und anderen Daten verfügen.
6. Konformitätserklärung noch einmal prüfen
Wenn das Produkt und dessen Dokumentation alle Anforderungen erfüllt, besteht der letzte Schritt des Prozesses darin, die Konformitätserklärung zu verfassen. Hierin besteht mitunter die größte Herausforderung, da selbst kleinste Fehler den Versuch, die EU zu betreten, gefährden können und aufwändige Überarbeitungen notwendig machen. Wenn man Zweifel hat, konsultiert man einen Experten, der diesen Prozess bereits durchgeführt hat und versteht, auf was die EU-Handelsbehörden achten. Wenn die Konformitätserklärung verfasst wurde, fügt man diese einfach der technischen Akte hinzu.
Autor: Ferry Vermeulen
Ferry Vermeulen ist der Gründer von der INSTRKTIV GmbH. INSTRKTIV hilft Unternehmen bei der Erstellung ihrer rechtskonformen und benutzerfreundlichen Handbücher und technischen Dokumentationen. Lesen Sie auch seinen Artikel über das Erstellen von rechtskonformen Konformitätserklärungen.
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Helmut Kuntz meint
Meine Erfahrung als Konformitätsberater (Elektroartikel) für inzwischen mehrere China-Importeure ist, dass gute Chinesische Firmen die Prüfunterlagen zu den anzuwendenden Normen haben. Verblüffend oft verstehen sie aber nicht, wie eine EU-Konformitätserklärung inhaltlich richtig auszuführen ist.
Entweder erstellt man eine (aber erst nach inhaltlicher und ob zeitlich nicht schon verfallen-Prüfung der Prüfberichte) und lässt den Chinesen unterschreiben, oder man labelt selbst und stellt die Konformitätserklärung aus. Die zur Belegung erforderlichen Prüfberichte bekommt man in der Regel, wenn man weiß, was man alles benötigt.
Bin Rentner und mache Konformitätsberatung nur (noch) nebenher. Wer zum Thema Konformität von Elektro- und Kommunikationsprodukten beim Chinaimport Fragen hat, kann sich bei mir melden. Habe viel Erfahrung und bezüglich der Normen tiefgehendes Wissen, bin auch Autor eines Buches über Konformität.