Von ICC-Redakteurin Mateja Mogus
Dem ehemaligen Englisch-Lehrer Jack Ma ist mit seinem einstigen Start-up-Unternehmen, der heutigen Alibaba Group, ein Milliarden-Clou gelungen. Der chinesische E-Commerce-Markt wurde revolutioniert und Alibaba zur Nummer eins des Online-Handels in China. Heute sind Start-ups in China allgegenwärtig. Wir geben einen Überblick.
Genauso wie Alibaba haben zahlreiche Internetgrößen wie Baidu, Youku und Tencent nachgezogen und bilden nun die Speerspitze der erfolgreichsten Unternehmen mit Start-up-Hintergrund in China. Ideenschmiede und Sitz der zugleich einflussreichsten Technologie-Unternehmen Chinas ist die Straße Zhongguancun mit ihren umliegenden Vierteln in Chinas Hauptstadt. In direkter Nähe zu Pekings Universitäten und dem pulsierenden Wissenschafts- und Technik-Zentrum wird es nicht ohne Grund das Silicon-Valley Chinas genannt.
Ende der Achtziger Jahre wurde es Privatpersonen erstmals erlaubt, ein eigenes Technologie-Unternehmen in Zhongguancun zu führen. Die Regierung erließ daraufhin weitere Reformen, bei denen Privatpersonen nun offiziell in Technologie-Firmen investieren konnten. Es wurden Fonds für Innovation eingerichtet und internationale wie nationale Technologie-Unternehmen mit Steuervorteilen nach Zhongguancun gelockt. Junge Chinesen fühlen sich durch die Attraktivität und den schnellen Erfolg solcher Start-up-Gründungen zunehmend angezogen. Waren einst ein sicherer Arbeitsplatz und ein festest Einkommen das Ziel eines jeden Berufseinsteigers, wächst heutzutage die Risikobereitschaft, um sich mit einer eigenen Geschäftsidee als Unternehmer zu etablieren und erfolgreich zu werden.
Die Initiative „Internet Plus“ in China
Die meisten Start-ups im Reich der Mitte tummeln sich in den Bereichen Internet und E-Commerce, da die technischen und finanziellen Schwellen, um ein gutes Produkt zu entwickeln, am niedrigsten sind. Auch wenn es Start-ups in verschiedenen anderen Branchen gibt, so geht beinahe die Hälfte aller Investitionen an Internet-Unternehmen, die auch von Regierungsseite aus stark unterstützt werden. So soll zum Beispiel die seit März 2015 bestehende staatliche Maßnahme „Internet Plus“ jungen Unternehmern in China die notwendige finanzielle Unterstützung liefern und bei dem Aufbau der Start-ups mit dem erforderlichen Know-How zur Seite stehen. Die chinesische Regierung bietet somit eine gute Infrastruktur, um das Start-up aus der Wiege in die Wirtschaft zu katapultieren. Hintergrund dieser Initiative war es, eine neue Triebkraft zu finden, welche die chinesische Wirtschaft weiter stimuliert und neben dem produzierenden Gewerbe ein weiteres ökonomisches Standbein schafft.
Landwirtschaft als Magnet für ausländische Start-ups
Außer Einheimischen haben auch Akteure aus der ganzen Welt Interesse daran, die günstigen Rahmenbedingungen für Gründer in China zu nutzen, um das eigene Unternehmen auf dem chinesischen Markt zu platzieren. Dabei zeigt sich vor allem, dass China nicht nur für Start-ups in der Online-Welt interessant ist, sondern buchstäblich einen guten Nährboden für Unternehmen im Bereich der Landwirtschaft bietet. Einige ausländische Start-ups haben dieses Potenzial erkannt und investieren jetzt in die Modernisierung von Anbautechnik und in organische Produkte. Ein Vorhaben, das in hochentwickelten Region der Erde mit Sicherheit nicht auf solche positive Resonanz stoßen würden. Ein anderes Beispiel stellt die start-up factory in Kunshan, Jiangsu, dar.
Brutstätte deutscher Unternehmen in China
Drei deutsche Unternehmer haben es sich zum Ziel gemacht, deutschen mittelständischen Unternehmen aus den Branchen Maschinenbau, Automobil und Umwelttechnik die nötige Starthilfe zu geben, bis sie eigenständig reif für den Markteintritt werden. Die start-up factory bietet Unternehmen die nötige Produktionsfläche und übernimmt zugleich alle notwendigen Management- und Verwaltungsaufgaben, um von den dadurch erzeugten Synergieeffekten zu profitieren. Nicht ohne Grund wird es die „Brutstätte“ für deutsche Unternehmen in China genannt.
Ein chinesisches Erfolgsmodell?
Nicht selten müssen sich chinesische Start-ups im Online-Geschäft den Vorwurf anhören, sie seien eine billige Nachahmung einer bereits existierenden App im Westen. Diese Parolen sind alt und längst unzutreffend. Auch wenn Parallelen existieren, so geht es vielmehr darum, ein bestehendes Produkt noch besser oder effizienter zu machen. Und genau das ist vielen chinesischen Start-ups gelungen. Letztlich gilt doch für alle Start-ups, ob in China oder anderswo auf der Welt, dass nicht immer eine bahnbrechende Idee gebraucht wird, um durchstarten zu können. Es genügt, ein altes Produkt weiterzuentwickeln, mit neuen Ideen auszuschmücken und so ein innovatives Erzeugnis mit konventionellem Kern zu schaffen.
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