Vom 10. bis zum 12. November 2014 fand in Peking der 26. APEC-Gipfel statt. Die Nachricht, dass China und die USA sich gemeinsam für den Klimaschutz einsetzen möchten, sorgte für positive Überraschung in der ganzen Welt. Heimliche Stars waren jedoch einige interkulturelle Aufreger…
Die Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) zielt als internationale Organisation darauf ab, im pazifischen Raum eine Freihandelszone zu realisieren. Die chinesische Regierung sorgte bei ihrer Austragung des APEC-Gipfels für eine nahezu perfekte Inszenierung, wie sie es schon im Jahr 2008 bei den Olympischen Spielen getan hatte. Vorab und währenddessen wurden beispielsweise wie üblich die Straßen leer gehalten, damit die Luft in der Hauptstadt möglichst erträglich ist.
Zum Abschluss wurden dann sogar konkrete Ziele in Sachen Klimaschutz formuliert. Die USA möchten ihren CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2025 gegenüber dem Jahr 2005 bis zu 28 Prozent senken, während China bis 2030 circa 20 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen will. Damit gehen die beiden größten Umweltverschmutzer der Welt vorerst vereint in eine umweltfreundlichere Zukunft. Zwischenmenschlich kam es jedoch zu einigen Unstimmigkeiten während des Gipfels.
Unter einer Decke? Russische Fürsorge sorgt für Unbehagen
Schenkt man den internationalen Medien Glauben, sorgte der russische Staatschef beim Wirtschaftsforum für einen interkulturellen Eklat. Nachdem er offenbar eine Äußerung der First Lady Chinas, Peng Liyuan, als Aufforderung dazu gedeutet hatte, legte er der Chinesin eine wärmende Decke auf die Schultern. Peng Liyuan bedankte sich zwar freundlich, gab die Decke dann jedoch schnell weiter. Chinesische Medien zeigten diese Szene nur kurz, bemühten sich anschließend, das Foto aus dem Netz zu ziehen, nachdem es für bereits für einigen Gesprächsstoff gesorgt hatte.
Medien im Westen erklärten, dass Putin gegen die Regeln der chinesischen Höflichkeit verstoßen habe, tatsächlich wird in China im offiziellen Rahmen auf engen Körperkontakt von Mann und Frau verzichtet. Doch war das der Hauptgrund für Pengs Reaktion? Die modebewusste Chinesin mag die Decke auch einfach als unpassendes Accessoire betrachtet haben. Noch viel wichtiger war vermutlich die staatspolitische Symbolik. China möchte sicher nicht als hilfsbedürftig erscheinen. Und auf öffentliche Hilfe vom russischen Nachbarn will man wohl noch weniger angewiesen sein, wo der Gipfel in Peking doch die chinesische Stärke zeigen solle.
Amerikanisches Kaugummi schmeckt nicht allen
Interessant waren auch wieder Szenen des Händeschüttelns und des Schulterklopfens. Zwischen den USA und Russland ist die Stimmung nicht nur aufgrund des Ukraine-Konflikts angespannt. Putin aber soll trotzdem – oder gerade deshalb – Obama bei einer Sitzung im Tagungszentrum kollegial auf Schulter geklopft haben. Dafür ist eigentlich der amerikanische Präsident bekannt. Wenn er sich nicht gerade verbeugt. Das tat er im Jahr 2010, als er dem damaligen Präsidenten Chinas, Hu Jintao, die Hand reichte. Anschließend wurde Obama viel gescholten, da er sich als Bittsteller präsentiert habe.
Auch in diesem Jahr ging etwas schief. Das Händeschütteln mit dem amtierenden Präsidenten Xi Jingping verlief zwar noch glimpflich. Wenngleich es wenig harmonisch erschien, als Obama seinem chinesischen Kollegen den Arm hielt, wohingegen Xi sich mit seinem Oberkörper weit weg lehnte, wie man es häufiger bei Hände schüttelnden Staatsleuten aus China sieht. Einen richtigen Fehltritt leistet sich Obama jedoch andernorts, urteilten jedenfalls die chinesischen Medien. Vor der Empfangszeremonie der Staats- und Regierungschefs stieg der Amerikaner Kaugummi kauend aus seinem Auto. „Skandalös!“, hieß es hier und da im chinesischen Netz, zum „Rüppel“ wurde Obama von einigen erklärt. Auch hier ist es fraglich, ob es lediglich um die richtige Etikette geht. Vielleicht wollte Obama nur den Zigarettenqualm wettmachen – wird ihm doch dieses Laster nachgesagt. In den Medien wurde vielmehr der langjährige Konkurrenzkampf zwischen den USA und China vergegenständlicht: in die Form eines kleinen Kaugummis. Die sind in China eigentlich, wie so vieles andere auch, beliebte (kulturelle) Importprodukte aus den USA.
Fazit: Zwischen den Kulturen oder zwischen den Staaten?
Gutes Benehmen ist ohne Zweifel ein wichtiger Faktor bei internationalen Treffen. Doch kommt es noch mehr darauf an, dass die zwischenstaatliche Harmonie der Teilnehmenden stimmt. Ist das nicht der Fall, dann wird jede Geste als Fauxpas ausgelegt. Übrigens kritisierte vor nicht allzu langer Zeit die Grünen-Abgeordnete Viola von Cramon diesbezüglich die Deutschen. Ihr nach verhielten sich deutsche Delegationen in China wie die Axt im Walde. Und es gibt so einige Anekdoten von deutschen Wirtschaftsvertretern, die im Reich der Mitte nicht den richtigen Ton treffen. Inwiefern das die deutsch-chinesischen Beziehungen auf lange Sicht beeinflusst, bleibt abzuwarten.
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