Das Wirtschaftswachstum des bevölkerungsreichsten Lands der Erde hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt. Nach wie vor aber weist die Volksrepublik positive Wachstumszahlen auf und ist weiterhin auf dem besten Weg, die USA als größte Volkswirtschaft abzulösen.
Die Gründung einer Tochtergesellschaft in Form einer WFOE (Wholly Foreign-Owned Enterprise) ist seit Jahren die bevorzugte Form eines Markteintritts nach China. Eine WFOE ermächtigt ausländischen Firmen das Auftreten in einem vollständig in ausländischem Besitz befindenden Unternehmen. Dies ermöglicht unter anderem das Anbieten von Dienstleistungen, die Herstellung, den Handel und den Export von Waren sowie das Einstellen von lokalen und ausländischen Arbeitskräften. Jedoch zieht die Gründung einer WFOE auch ein hohes Maß an Aufwand mit sich und setzt ein exzellentes Verständnis des chinesischen Rechts voraus. Der folgende Artikel liefert wichtige Ratschläge, sodass die Gründung einer WFOE erfolgreich abläuft.
Wann wird eine WFOE benötigt?
Ist zwingend eine Firmengründung notwendig, um in den chinesischen Markt einzutreten? In den meisten Fällen wird die Gründung einer WFOE für viele ausländische Investoren als unumgänglich angesehen. Für sämtliche geplante Aktivitäten wie z.B. den Aufbau eines Vertriebsnetzwerks oder Qualitätsmanagement vor Ort muss im chinesischen Markt jedoch vorerst keine Firmengründung vorgenommen werden. Sogennante Professional Employment Organizations (PEO) ermöglichen eine kostengünstige und deutlich schnellere Alternative, um in China auch ohne lokale Tochtergesellschaft Produkte zu verkaufen oder Dienstleistungen anzubieten. Diese stellen entsande Mitarbeiter oder lokales Personal in deren Unternehmen ein und sind sowohl für die Beschaffung der Arbeitserlaubnis und des Arbeitsvisums als auch für die administrative Verwaltung zuständig. Solch eine Form des Markteintritts gibt Unternehmen die Chance, ihre Expansion kostengünstig und effizient zu voranzutreiben. Die ausländischen Muttergesellschaften kontrollieren demnach weiterhin durch einen Mitarbeiter vor Ort die Produkt- und Verkaufsstrategien, lassen diese jedoch über chinesische Zwischenhändler produzieren oder vertreiben.
Was ist unter dem zu registrierenden Kapital zu verstehen?
Seit 2006 wird zur Gründung einer WFOE kein gesetzlich festgelegtes Mindestkapital vorausgesetzt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass keinerlei Startkapital bereitgestellt werden sollte. Um eine erfolgreiche Gründung zu garantieren, muss den chinesischen Behörden daher ein bestimmter Mindestbetrag an Eigenkapital nachgewiesen werden. Dieser dient hauptsächlich dazu, alle anfallenden Kosten des neugegründeten Unternehmens abzudecken, bis diese eigenständig Gewinne erzielt. Das zu registrierende Kapital variiert stark zwischen verschiedenen chinesischen Provinzen und Städten. In chinesischen Tier 1-Städten wie Shanghai, Peking, Shenzhen und Guangzhou wird für eine erfolgreiche Registrierung einer WFOE empfohlen, mindestens einen Betrag von etwa einer Million Renminbi im Bankkonto zu hinterlegen. Die Regelung, dass mindestens 30% der Kapitaleinlage in Bar bei den zutreffenden Behörden vorzulegen ist, trifft nicht mehr zu.
Ausländischen Unternehmen stellt sich daher das Problem, aus diesen Angaben einen angemessenen Kapitaleinzahlungsbetrag abzuleiten. Dieser kann jedoch in Abhängigkeit zur Branche, des Registrierungsortes, des Typs der WFOE und der Mitarbeiterzahl, variieren. Falls das zu Beginn eingezahlte Kapital seitens den Behörden als nicht ausreichend angesehen wird, ist es jederzeit möglich, zusätzliches Kapital nachträglich hinzuzufügen. Da dies jedoch einen zeitintensiven Prozess beinhaltet und erneut bei den Behörden angemeldet werden muss, sollte der zuerst eingezahlte Betrag korrekt gewählt werden.
Bei der Wahl des Geschäftsbereich ist Vorsicht geboten
Der Geschäftsbereich beschreibt in einem Satz den Geschäftsfokus der WFOE in China. Es unabdingbar, die Beschreibung in Zusammenarbeit mit einer lokalen und erfahrenen Organisation zu erstellen, da diese nicht nur die zukünftigen Geschäftsaktivitäten eingrenzend bestimmt, sondern ebenfalls abgelehnt werden kann, falls falsche Formulierungen verwendet werden. Der Zweck sollte folgende Fragen eingehend beschreiben: Wie viele Mitarbeiter werden angestellt? Welche Nationalitäten sind im Team vertreten? Welche genauen Aufgaben werden die Mitarbeiter durchführen?
Beschäftigung von Mitarbeitern in der WFOE
Einer der wichtigsten Vorteile der WFOE ist es, sowohl lokale als auch ausländische Mitarbeiter direkt beschäftigen zu können. Aufgrund von strengen Regularien des chinesischen Arbeitsgesetzes ist es jedoch unerlässlich, eine kompetente Personalabteilung mit den Herausforderungen zu beauftragen. Diese sollte nicht nur grundlegende Aufgaben wie das Finden und Einstellen von lokalen Arbeitskräften, die Erstellung von Gehaltsabrechnungen und das Beantworten von Steuer- und Sozialversicherungsfragen behandeln, sondern auch bestens mit den sich ständig ändernden chinesischen Gesetzen vertraut sein. Wichtige Fragestellungen ergeben sich hierbei vor allem aus der Abfindungszahlung, der Kündigungsfrist, den gesetzlichen Feiertagen, den Urlaubstagen oder möglichen Geheimhaltungsvereinbarungen.
Da der eigentliche Fokus der WFOE hauptsächlich auf der Entwicklung der ausländischen Unternehmen im chinesischen Markt liegt, machen diesen meist arbeitsrechtliche Regelungen zu schaffen und zwingen dazu, eine professionelle Beratungsgesellschaft mit den anfallenden rechtlichen und administrativen Aufgaben zu beauftragen. Es ist zu beobachten, dass neben den komplexem administrativen Tätigkeiten auch vermehrt das Recruiting junger Spitzenkräfte ausgelagert wird. Es steht außer Frage, dass ausländische Firmen weniger mit den Gegebenheiten des chinesischen Arbeitsmarktes vertraut sind und daher vor allem in der Beschaffung ausgebildeter junger Arbeitskräfte, der sogenannten Millenials, Schwierigkeiten auftreten. Diese spezifische Personengruppe zielt auf junge, überdurchschnittlich ausgebildete und technikaffine Arbeitskräfte ab. Die in Shanghai ansässige Beratungsfirma INS bietet hierfür einen auf China spezialisierten Headhunting und Recruitment Service an, welcher bereits über 50 Unternehmen bei deren Aktivitäten im chinesischen Markt erfolgreich unterstützt hat.
Den richtigen Ort für eine Niederlassung finden
Die Wahl eines passenden Standorts der WFOE sollte bedacht gewählt werden, da eine strategische Entscheidung der Unternehmung langfristig Zeit und Geld sparen kann. Diese sollte anhand folgender Fragen getroffen werden: Welche chinesischen Millionenstädte passen am besten in die angestrebten Firmenaktivitäten? An welchem Standort kann sich das Unternehmen langfristig und nachhaltig entwickeln? Welche Kostenvorteile existiert zwischen verschiedenen Standorten? Wie ist das Lohnniveau an einem Standort? Ist eine gute Infrastruktur vorhanden? Gibt es steuerliche Vorteile?
Einhaltung aller Regeln und Gesetze
Es sollte sich jedoch nicht ausschließlich auf den Gründungsprozess der WFOE fokussiert werden. Auch hohe Buchhaltungsanforderungen müssen seitens ausländischer Investoren bereits im Voraus genauestens bedacht werden. Fehler sollten vor allem aufgrund strenger Gesetze und Regelungen vermieden werden, da es sonst zu langfristigen Einschränkungen in der Geschäftstätigkeit der WFOE kommen kann. Um diese Probleme vorzubeugen, sollte von Beginn an ein professionelles und geschultes Buchhaltungsteam mit den anfallenden administrativen Aufgaben beauftragt werden.
Ortsansässige Beratungsfirmen bieten meist neben Firmengründungen auch buchhalterische Dienstleistungen für das alltägliche Geschäft an, um juristische und administrative Fehler vorzubeugen und fortlaufend im Einklang mit dem chinesischen Arbeitsrecht zu bleiben.
Schwierigkeit der WFOE-Gründung
Die Gründung einer WFOE kann sich zu einem langen und komplexen Prozess hinziehen, falls die Anforderungen der chinesischen Bürokratie unterschätzt werden. Abgesehen von der Tatsache, dass der größte Teil der Papiere in chinesischer Sprache einzureichen sind, sollte während des gesamten Gründungsprozesses geplant sein, welche spezifischen Dokumente bei den Behörden zu welchem Zeitpunkt vorzulegen sind. Dies garantiert eine rechtzeitige Fertigstellung aller Dokumente und beugt Schwierigkeiten mit chinesischen Behörden vor.
Die auftretenden Sprachbarrieren stellen sich als eines der größten Problem ausländischer Unternehmen dar. Es wird vorausgesetzt, dass man während einer Firmengründung in China Formulare in chinesischer Sprache einreichen zu muss. Falls das ausländische Unternehmen keine mit dem Prozess vertrauten chinesischen Mitarbeiter besitzt, ist es ratsam, professionelle Hilfe einer lokalen Agentur in Anspruch zu nehmen. Diese kennt die genauen Abläufe des Verfahrens und hilft den Investoren die administrativen Hürden zu meistern.
Wie kann der Schutz des geistigen Eigentums sichergestellt werden?
Der Schutz des geistigen Eigentum (Intellectual Property) ist eine der größten Sorgen ausländischer Unternehmen, welche sich in Form einer Tochtergesellschaft in China niederlassen. Bevor überhaupt in Betracht gezogen wird, eine WFOE zu gründen, sollte sich jede ausländische Unternehmung folgende Fragen stellen: Welche Form des geistigen Eigentums wird dem chinesischen Markt zur Verfügung gestellt? Wissen Sie, wie Sie Ihr geistiges Eigentum nach chinesischem Recht schützen können? Haben Sie Ihre Patente in China registrieren lassen? Diese und weitere Fragen müssen beantwortet werden, denn nur wenn Ihr geistiges Eigentum durch Patente und gültige Verträge abgesichert ist, kann es durch das chinesische Rechtssystem geschützt werden.
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Weitere Information zur Gründung einer WFOE in China und zu Lösungen rund um die globale Expansion erhalten Sie bei NH Global Partners: www.nhglobalpartners.com/
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