Erfahrungsbericht von Lukas Blumenauer. Diplomarbeit bei Georg Fischer Automotive, Sommer 2013
Es gab eine Frage, welche ich vor meinem Abflug nach China immer öfter hörte: „Und du willst wirklich nach China gehen?“ Ja, ich war mir sicher, dass die Möglichkeit, meine Diplomarbeit hier zu schreiben, genau die richtige Entscheidung ist.
Ich bin inzwischen seit zwei Monaten in China und habe mich gut eingelebt. Nun will ich Euch einfach mal ein paar Einblicke in meinen chinesischen Alltag geben.
Arbeiten in China: Handarbeit und Dienst nach Vorschrift
Ich bin Student und studiere seit 2008 Gießereitechnik an der TU Bergakademie Freiberg. Meine Diplomarbeit schreibe ich bei Georg Fischer Automotive an den Standorten Kunshan und Suzhou. Thema meiner Diplomarbeit ist im Wesentlichen die Entwicklung einer neuen Fahrtreppenstufe für den chinesischen Markt.
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Generell unterscheiden sich die Werke hier nicht allzu groß von europäischen Standorten. Sowohl die Aluminium-Druckgießerei in Suzhou als auch die Eisen-Sand-Gießerei in Kunshan ist nach europäischen Maßstäben ausgelegt und geführt.
Einige Unterschiede im chinesischen Arbeitsalltag gibt es dann aber doch. Zuallererst gibt es natürlich viel mehr Arbeiter und Handarbeit. Auch die Herangehensweise an Aufgaben unterscheidet sich teilweise wesentlich. Chinesische Arbeiter möchten in der Regel keine Verantwortung übernehmen und ihren Dienst nach Vorschrift verrichten, diesen dann aber sehr gewissenhaft und schnell. Sobald Probleme auftreten, werden diese nicht gelöst, sondern umgangen. Hat man gelernt, mit dieser Arbeitsweise umzugehen, ist auch hier zielstrebiges Arbeiten möglich.
Sprache in China: English oder Chinesisch?
Die Verständigung in der Firma funktioniert sehr gut. Die meisten Studierten sprechen gutes Englisch und für alle anderen Wünsche ist schnell ein Übersetzer gefunden. Im krassen Gegenteil dazu steht die Kommunikation im Alltag. Ich habe mir vor meiner Abreise keine großen Gedanken über die Sprachbarriere oder sonstige Hindernisse gemacht. Auch habe ich im Vorfeld mehrmals gehört, dass es kaum Sinn macht die Sprache zu lernen, da sie zu komplex ist.
Diesen Tipp möchte ich nach zwei Monaten definitiv nicht geben. Schätzungsweise 90% der Bevölkerung versteht weder „Yes“ noch „No“ und so begann ich schnell, die ersten Worte zu lernen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich auf das Sprechen zu konzentrieren. Einfach die Aussprache der verschiedenen Silben üben und dann nach und nach die Wörter auswendig lernen. Auf diese Weise lernt man sicher kein perfektes Chinesisch, kann sich am Alltag aber gut verständigen.
Alltag in China: ein Dorf mit 2,2 Millionen Einwohnern
Das Leben in China ist wirklich sehr angenehm. Ich wohne in einem netten Apartment im zehnten Stock eines Hochhauses in Kunshan. Dieses liegt direkt am neu erbauten Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge. Das ist für mich optimal, da ich innerhalb von 15 Minuten sowohl Shanghai als auch Suzhou erreichen kann. Obwohl Kunshan inzwischen rund 2,2 Mio. Einwohner hat (50% Wachstum in vier Jahren), ähnelt es vom Charakter her mehr einem Dorf. Gerade der Kontakt und Erfahrungsaustausch mit anderen Expats ist in den größeren Städten einfacher.
Die normalen Lebenshaltungskosten in China sind sehr günstig, vorausgesetzt, man ernährt sich chinesisch. Das chinesische Essen ist sehr lecker, abwechslungsreich und gesund. Einzig Freunde großer Fleischstücke müssen damit leben, stets mehr Knochen als Fleisch im Mund zu haben. Für die Experimentierfreudigen unter uns gibt es auf jeden Fall ständig neue Lebensmittel zu entdecken: Schweineohren, Entenfüße, tausendjährige Eier, Schnecken…
Die gute Infrastruktur ermöglicht es auch, ohne Auto viel von China zu entdecken. Ich kann auf jeden Fall nur empfehlen, abseits der großen Touristenströme das Land zu erkunden. Dadurch erhält man einen viel tieferen Einblick in das teilweise noch traditionelle Leben und viele tolle Erinnerungen.
Es lassen sich natürlich schwer alle Eindrücke in einem so kurzen Beitrag zusammenfassen. Aus diesem Grund kann ich jedem nur empfehlen, das Abenteuer China selber zu wagen. Es lebt sich hier mit Sicherheit nicht schlechter als irgendwo anders auf der Welt.
Waren oder sind Sie auch beruflich in China tätig? Dann freuen wir uns sehr über einen Erfahrungsbericht von Ihnen! Einfach den Text an info@china-wiki.de senden, gerne mit ein, zwei Fotos von Ihnen in China.
GF Automotive AG – Passion for a lighter future:
Die Georg Fischer Automotive AG, eine Division der Georg Fischer AG, mit Firmensitz in Schaffhausen ist ein anerkannter Entwicklungs- und Fertigungspartner der Automobilindustrie mit 10 Produktionsgesellschaften in drei Ländern (Deutschland, Österreich, China). Das Kerngeschäft ist die Entwicklung und Produktion hoch beanspruchbarer Gussteile aus Eisen, Aluminium und Magnesium für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. GF Automotive hat die Forschung & Entwicklung seit Jahren auf Gewichtsreduktion und Leichtbau und somit auf die Senkung von CO2-Emissionen und effizienteren Kraftstoffverbrauch ausgelegt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.gfau.com
assti meint
interessante einblicke! ich muss auch irgendwann einmal rüber…
Norbert meint
Das erinnert mich sehr an mein erstes Jahr in China… Diese tolle erste Zeit erlebt man natürlich nur einmal. Nach ein paar Jahren ändert sich die Perspektive – nicht unbedingt ins Schlechte. Aber man sieht vieles einst Andersartige als normal an so dass man in der Heimat vielleicht das Normale als anders anzusehen beginnt… Norbert
jochenbersch meint
habe ich ganz ählnich erlebt. ist immer ein abenteuer wert das land! (nur diese luft in peking… am besten nicht dorthin;)