Von ICC-Redakteur Malte Steffenhagen
Das Jahr des Hahns ist da! Am Wochenende feierten Chinesen auf der ganzen Welt das Neujahrsfest. Das Jahr des Affen ist nun vorbei und wird vom Tierkreiszeichen des Hahns abgelöst. Genauer gesagt, handelt es sich dieses Jahr um einen Feuerhahn. Welche Bedeutung hat der Hahn in der chinesischen Astrologie, und wie wird sich das Element Feuer dieses Jahr auswirken? Wir wagen wieder einen tierischen Ausblick.
China im neujährlichen Ausnahmezustand
In diesen Wochen befindet sich das Reich der Mitte im Ausnahmezustand mit schätzungsweise 2,98 Milliarden Reisebewegungen – davon 356 Millionen mit dem Zug und 58,3 Millionen mit dem Flugzeug. Einige wenige Ausnahmen nutzen ganz individuelle Verkehrswege. So kursiert in den sozialen Medien eine amüsante Anekdote von einem Mann, der sich kein Zugticket leisten konnte und sich daher mit dem Fahrrad auf den 2.500 Kilometer langen Weg in die Heimat begeben hat. Als er auf einer Autobahn von einer Polizeistreife angehalten und befragt wurde, stellte sich heraus, dass er aus Versehen die letzten 500 Kilometer in die falsche Richtung gefahren war. Statt nach Norden in Richtung Heimat zu fahren, war er tagelang nach Süden geradelt. Die Geschichte schließt zum Glück mit einem Happy End. Die örtliche Polizei und einige Anwohner haben Geld zusammengelegt und dem orientierungslosen Mann ein Zugticket in seine Heimat spendiert.
Der stolze Hahn verspricht: 2017 wird ein erfolgreiches Jahr
Der Hahn ist eines der 12 Tierkreiszeichen der chinesischen Astrologie und kommt somit in einem Zyklus von 12 Jahren regelmäßig vor. Die Elemente, mit denen die Tierkreiszeichen allerdings kombiniert werden, sind nur fünf an der Zahl – Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde (jin 金, mu 木, shui 水, huo 火, tu 土). Deswegen kommt der Feuerhahn nur alle 60 Jahre vor. Das letzte Jahr des Feuerhahns war 1957. Der Hahn gilt in der Mythologie als ein stolzes Tier. Und zwar zu Recht. Tagsüber und in der Nacht verhält er sich recht unauffällig, doch morgens, wenn die ersten Sonnenstrahlen kommen, kräht der Hahn lautstark, sodass alle Menschen geweckt werden, aufstehen und ihr Tagwerk beginnen. Der Hahn verfügt also über eine gar nicht unwichtige gesellschaftliche Rolle und man kann ihm ein gewisses Maß an Autorität nicht absprechen. Ein Hahn kann aber auch wie ein eitler Gockel mitunter ganz schön angeberisch daherkommen. Diese Eigenschaften sollen auch bei Menschen, die in diesem Tierkreiszeichen geboren sind, wiederzuerkennen sein.
Im Jahr des Hahns geborene gelten als besonders zielstrebig, selbstbewusst und können viel reden, da sie sehr belesen sind. Sie sollen gerne im Mittelpunkt stehen, da sie redegewandt sind und zu jedem Thema etwas beitragen können. Hähne sollen aber leider auch nicht besonders sensibel sein. Wenn bei einem Hahn einmal das Feuer für etwas entfacht wird, hört und sieht er nicht mehr viel von dem, was um ihn herum passiert. Auch Widerspruch soll er nicht gelten lassen. Wichtig ist ihm vor allem der Erfolg. Beruflich macht einen Hahn vor allem seine Verlässlichkeit, seine Vertrauenswürdigkeit und seine Pünktlichkeit aus. Das Element des Feuers soll all diese Eigenschaften dieses Jahr noch verstärken.
Alle können in diesem Jahr mit beruflichem Erfolg rechnen. Laut chinesischer Astrologie kann jeder, der sich dieses Jahr beruflich besonders bemüht, besonders fleißig ist, mit besonders großem Erfolg rechnen. Wer im Jahr 2017 fleißig arbeitet, soll sich dieses Jahr besonders gut weiterentwickeln können und besonders viel Geld verdienen können. Doch es wird auch der ermahnende Finger gehoben. Man soll bei all dem wirtschaftlichen Streben nicht die gesellschaftliche Verantwortung vernachlässigen. Kinder, die im Zeichen des Hahns geboren wurden, sollen oft Journalisten, Soldaten oder Chirurgen werden.
Das chinesische Zeichen für Hahn (ji 鸡/雞/鷄) kann übrigens nicht eindeutig einem männlichen Federvieh zugeordnet werden. Es kann genauso gut auch Huhn oder Henne bedeuten. Die chinesische Sprache ist wegen ihrer wenigen Silben und ihrer vielen Homonyme immer gut für Wortspiele. Besonders gut eignet sich hierfür die Silbe „ji“. Je nach Tonhöhe kann sie verschiedene Bedeutungen haben, so zum Beispiel auch „Hahn“, aber auch so viel wie „Glück“. Jedes Jahr zum Neujahrsfest wünscht man sich in China „ji xiang ru yi“ (吉祥如意), was oft mit „Viel Glück in allen Unternehmungen“ übersetzt wird. Die erste Silbe „ji“ 吉 von „jixiang“ 吉祥 kann man dieses Jahr gerne durch „ji“ 鸡 für Hahn ersetzen, was zwar in einem anderen Ton ausgesprochen wird, aber zu einer lustigen Interpretation der Redewendung führt: „ji“ xiang ru yi “鸡“祥如意.
Besonders viel Pech für Hähne – Rot hilft
Man könnte jetzt denken, dass dieses Jahr ein ganz besonders gutes Jahr für Hähne wird. Das Gegenteil ist aber ebenso möglich. Hähne müssen dieses Jahr äußerst vorsichtig sein. Im sogenannten benmingnian 本命年, also dem Jahr des eigenen Tierkreiszeichens, muss man sich auf mehr Pech einstellen als in allen anderen Jahren. Es gibt aber Mittel und Wege, um dieser Flut an Unglück vorzubeugen. Rot gilt als die glückverheißendste Farbe und kann jegliches Pech abwehren. So kann zum Beispiel rote Kleidung – zum Beispiel rote Unterwäsche, rote Socken oder ein roter Gürtel – vor Unglück schützen. Jade soll auch helfen, sodass viele ihr Tierkreiszeichen an einem roten Band als Kette um den Hals tragen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass man sich diese Kleidungsstücke auf keinen Fall selber kaufen darf. Das bringt wieder Unglück. Am besten lässt man sie sich von Familie und Freunden schenken.
Aber auch die richtige Ausrichtung der Möbel kann helfen. Jedes Jahr gilt eine andere Himmelsrichtung als unglücksverheißend und man sollte sich vorher genauestens informieren, welche Richtung dieses Jahr das Pech abwehren kann. Dies gilt nicht nur für das heimische Bett, sondern für alle Lebensbereiche. Wenn man bei Business-Meetings in die falsche Richtung schaut, kann dies schlimmste Auswirkungen haben.
Der Hahn im chinesischen Mondkalender
Auch wenn der westliche gregorianische Kalender schon lange offiziell in allen Bereichen des chinesischen Lebens gilt, richten sich Traditionen und Feste immer noch nach dem Mondkalender, der auf Chinesisch eher als „Bauernkalender“ (nongli 农历) bezeichnet wird. Daher wird in einigen asiatischen Ländern, die sich auch noch nach dem Mondkalender richten, das Neujahrsfest immer etwas später gefeiert, als hierzulande. Der chinesische Mondkalender richtet sich nach einem Zyklus von Himmelsstämmen (tiangan 天干) und Erdzweigen (dizhi 地支), woraus sich gemeinsam mit den fünf Elementen ein Zyklus von 60 Jahren ergibt. Das Jahr des Feuerhahns ist das 34. in diesem Zyklus und gehört zum Himmelsstamm ding 丁 und dem Erdzweig you 酉, also bezeichnet man das Jahr 2017, bzw. den Zeitraum zwischen dem 28.1.2017 und dem 15.2.2018, traditionell eigentlich als das „ding–you-Jahr“ (dingyounnian 丁酉年).
In der Mythologie gilt der Hahn als das erste Lebewesen, das erschaffen wurde. Nachdem der Riese Pangu 盘古 Himmel und Erde getrennt hatte und somit das Universum geschaffen hatte, schuf die Göttin Nüwa 女娲, die ersten Tiere, bevor sie am siebten Tag aus gelbem Ton den Menschen schuf. Das erste Tier, das sie zum Leben erweckte, war der Hahn, der stellvertretend für die Zeit, also für Tag und Nacht stand.
Aber nun zurück in die Zukunft: Wer sich in diesem Jahr besonders viel Mühe gibt, kann auch besonders erfolgreich sein. Chinesische Astrologie hin oder her – wenn es bei der Motivation hilft und der Hahn mit seinem Weckruf etwas bewirkt, dann ist das doch in jedem Fall etwas positives. ICC wünscht Ihnen ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr des Hahns!
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