Von Johannes Hederer
Die Beziehungen zwischen Köln und China haben eine lange und erfolgreiche Geschichte. Insbesondere seit Beginn der Kölner Städtepartnerschaft mit Peking, die 1987 etabliert wurde, hat hat sich die Zusammenarbeit stetig intensiviert. Wie bewerten chinesische Unternehmen die Lage in Köln? Johannes Hederer hat dies 2014 in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht und präsentiert die Ergebnisse auf dem ICC-Portal.
Die in Köln ansässigen chinesischen Unternehmen schätzen vor allem Kölns gute Lage innerhalb Europas, die Services der städtischen Institutionen, die Koelnmesse und die Sicherheit in der Stadt. Ferner werden den positiven Images, die die Stadt Köln ausstrahlt, eine sehr gute Note beigemessen. Diese Images sind sicherlich, neben der Infrastruktur und der Arbeit der städtischen Akteure, ein entscheidender Grund dafür, wieso sich chinesische Unternehmen so zahlreich in Köln angesiedelt haben und Köln zu einem der großen China-Standorte in Deutschland machen.
Verbesserungsbedarf gibt es aus Sicht der chinesischen Firmen sowohl bei den hohen Mietkosten (sowohl privat als auch geschäftlich), als auch bei der Verfügbarkeit von attraktivem Wohnraum. Es werden darüber hinaus mehr chinesischsprachige Services und – falls möglich – mehr Fördermittel gewünscht. Als Handlungsempfehlung für die Stadt Köln lässt sich außerdem nennen, zusätzlich zum bereits bestehenden Veranstaltungsangebot für chinesische Firmen, weitere regelmäßig stattfindende Seminare in chinesischer Sprache für chinesische Unternehmer in der Stadt anzubieten, um im Wettbewerb der China-Standorte zu bestehen.
Generell lässt sich aber sagen, dass die ansässigen chinesischen Firmen mit ihrem Unternehmensstandort in Köln sehr zufrieden sind, woraus die sehr gute Gesamtnote von 1,88 resultiert (bei einer Skala von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend).
Erfolge, Chancen und Herausforderungen
Die Stadt Köln hat es geschafft, die Anzahl chinesischer Unternehmen seit Beginn der China-Offensive 2005 auf 200 Firmen zu vervierfachen. Dies ist neben den bereits oben genannten Stärken der Stadt sicherlich auch dem UCB (Unique Customer Benefit) Kölns geschuldet, Visa- und Arbeitserlaubnisse innerhalb einer Rekordzeit zu bearbeiten und anbieten zu können. Die enge Städtepartnerschaft zu Peking lebt von den zahlreichen gegenseitigen Besuchen und Veranstaltungen beider Partner und schafft es dabei auch erfolgreich, Werbung für den jeweils anderen Wirtschaftsstandort zu generieren. Die Topbewertungen der Services der Wirtschaftsförderung Kölns und der IHK zu Köln lassen sich ebenfalls als positives Ergebnis der China-Arbeit in der Stadt Köln benennen.
Da diese Faktoren zu einer Attraktivitätssteigerung für die ansässigen chinesischen Unternehmen führen, kann hier eindeutig von Erfolgen für den Wirtschaftsstandort Köln gesprochen werden. Trotz der eher geringen Unternehmensgrößen der chinesischen Firmen in Köln und den damit eher geringen Beschäftigungseffekten lassen die hohe Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort und der geplante Ausbau in Köln weitere Zuwächse in diesem Bereich erwarten. Durch das bekannte und vor allem positive Image der Stadt Köln in China ist zudem zu erwarten, dass sich in Zukunft weitere Firmen aus der Volksrepublik für den Wirtschaftsstandort Köln entscheiden werden. Auch hier dürfte das schnelle Genehmigungsverfahren eine einschlägige Rolle in der Entscheidung einnehmen. Durch die zusätzliche, überregionale Unterstützung durch das China NRW Servicecenter von NRW.INVEST zu der bereits bestehenden Arbeit der Kölner China-Offensive dürften auch die Zukunftschancen für den Kölner China-Standort sehr positiv aussehen. Kölns Ziel für die Zukunft muss es sein, eine einzigartige China-Kompetenz und einen einmaligen Standort für chinesische Unternehmen anbieten zu können, um im Wettbewerb mit anderen China-Standorten in Deutschland bzw. Europa in den nächsten Jahren erfolgreich bestehen zu können.
Eine kommende Herausforderung wird dabei sicherlich die unterschiedliche finanzielle Ausstattung der Kommunen sein und damit einhergehend eine Verschärfung des Wettbewerbs um chinesische Unternehmen. Dadurch dürfte es nicht nur immer schwieriger für die China-Standorte werden, neue Unternehmen in der jeweiligen Stadt zur Ansiedlung zu bewegen, sondern auch bestehende Firmen am entsprechenden Standort zu halten. Doch auch hier dürfte die Stadt Köln in Zukunft aufgrund ihres hervorragenden Rufs und ihrer bisher sehr guten Arbeit gut aufgestellt sein, um diese Herausforderungen zu meistern.
Letztendlich ist die Standortentscheidung eines Unternehmens auch immer davon abhängig, um was für ein Unternehmen es sich handelt und vor allem, was für einen Standort es sucht. Durch die insgesamt sehr gut aufgestellten China-Standorte in Deutschland und dem anhaltenden Interesse der Chinesen am deutschen Markt dürfte das Thema „Chinesische Unternehmen und der Wettbewerb der China-Standorte“ noch lange ein aktuelles und spannendes Forschungsfeld bleiben.
Stadt Köln und China – eine deutsch-chinesische Erfolgsgeschichte
Helmut Schmidt und China – ein Rückblick
Chinesische Unternehmen in Deutschland – ein Überblick
Chinas Go Out-Politik und chinesische Auslandsinvestitionen
* Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug der Diplomarbeit des Autors über chinesische Unternehmen in Köln, die in mehreren Artikeln auf dem ICC-Portal teilveröffentlicht wird. Das Literaturverzeichnis versenden wir auf Anfrage.
Foto: Unterzeichnung des erweiterten Städtepartnerschaftsvertrags durch die Oberbürgermeister Jürgen Roters und Wang Anshun in 2014 © Stadt Köln
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