Von ICC-Redakteur Lars-Pascal Reuter
Chinas Einfluss als Teil der internationalen Handelsgemeinschaft ist in den letzten Jahren rapide gewachsen. Auch die Wichtigkeit der chinesischen Nationalwährung, dem Renminbi 人民币 (kurz: Yuan), in Bezug auf den internationalen Markt nimmt seit jeher konstant zu. Was jedoch bedeutet die Aufwertung der chinesischen Währung?
Durch Deng Xiaopings Reformpolitik begann für China ab dem Jahr 1978 ein rasanter Aufstieg von einem Entwicklungsland zu einer der größten Volkswirtschaften der Erde. Mit der wachsenden Bedeutung Chinas auf dem Weltmarkt wurde auch die chinesische Währung stetig wichtiger. Vor diesem Hintergrund werden nun immer mehr Stimmen aus den USA, der EU und auch Japan laut, die chinesische Regierung halte den Yuan künstlich unterbewertet, um Vorteile im Export-Geschäft und dem nationalen Wirtschaftswachstum zu generieren. Im Juli 2005 gab die chinesische Regierung dem internationalen Druck nach und machte eine zukünftige Änderung ihrer Geld- und Wechselkurspolitik bekannt. Der Renminbi wurde erstmals leicht um 2,1 Prozent gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Zusätzlich wurde die US-Dollar-Anbindung des Renminbi gelöst und auf einen nicht vollständig bekannten Währungskorb verlagert. Als einer der größten Handelspartner Chinasist auch Deutschland von dieser Entwicklung betroffen. Doch welche Ziele verfolgt die chinesische Regierung mit Ihrer Wechselkurspolitik? Und spielt eine fortschreitende Währungsaufwertung deutschen Unternehmen in die Kartenoder belastet sie die deutsche Geschäftsentwicklung im Reich der Mitte?
Renminbi-Politik: Pro und Contra für die chinesische Industrie
Wechselkurse sind eine wichtige ökonomische Variable zur Regulierung von Kapital- und Handelsströmen zwischen handeltreibenden Nationen. Chinas enormem Kapitalfluss ist zu verdanken, dass das Wechselkurssystem der Volksrepublik sich stets im Blick der Weltöffentlichkeit befindet. Die Aufgaben der People´s Bank of China in der Durchführung der Geld- und Wechselkurspolitik werden aus dem chinesischen Zentralbankgesetz Artikel 3 deutlich, in dem es heißt: „The aim of monetary policies shall be to maintain the stabillity of the value of the currency and thereby promote economic growth.“ Das Primärziel ist also der Erhalt der Währungsstabilität des Renminbi sowie die Förderung des Wirtschaftswachstums. Nach der Bekanntgabe einer flexibleren Währungspolitik im Juli 2005 erfuhr der chinesische Renminbi zwischen den Jahren 2005 und 2008 eine Aufwertung von insgesamt 21 Prozent gegenüber dem US-Dollar.
Während der Asienkrise 2008 sah sich die chinesische Regierung allerdings gezwungen, die Währungsankopplung an den US-Dollar in den Jahren 2008 bis 2010 erneut herzustellen. Trotz der zweijährigen Unterbrechung, wird an der Flexibilisierung des Renminbi-Wechselkurses festgehalten. Dabei sind selbstverständlich die Forderungen der USA und der EU nach einer weiteren Aufwertung zweitrangig – auch die chinesische Regierung verfolgt mit ihrer Geldpolitik entsprechende Ziele. Um Chinas enorme Handelsüberschüsse und die Exportabhängigkeit langfristig abzubauen, muss eine flexiblere Währungspolitik verfolgt werden. Ein Wandel weg vom Status eines exportorientierten Produktionsstandorts hin zum konsumgetriebenen Innovationsstandort ist nötig. Die Stärkung des Renminbi hat dabei einen negativen Einfluss auf den chinesischen Export und ausländische Investitionen in China, die dadurch kostspieliger werden.
Allerdings geht die fortschreitende Aufwertung der chinesischen Währung auch mit einem positiven Impuls auf die chinesische Industrie einher. Durch diese „Produktionspeitsche“ sind Unternehmen zunehmend gezwungen, mehr auf neue Technologien und Innovationen zu setzten um effizienter zu produzieren, da die Lohn- und Arbeitskosten stetig steigen. Auf Dauer kann das Reich der Mitte seinen Status als Billiglohnland und Werkstatt der Welt nicht halten, denn längst wird in anderen Ländern wie Bangladesch oder Kambodscha günstiger produziert. Immer mehr ausländische Unternehmen verlagern ihre Produktion in Länder mit geringeren Lohnkosten.
Renminbi-Politik: Bedeutung für deutsche Unternehmen
China ist der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands in Asien, Deutschland ist der wichtigste Wirtschaftspartner Chinas in Europa – so betitelt das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland die deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen. Nach Frankreich, den USA, Großbritannien und den Niederlanden ist China der fünftgrößte Abnehmer von deutschen Exportprodukten. Deutsche Ingenieurskunst ist dabei weiterhin Exportschlager Nummer eins. Die wichtigsten Güter stellen mit Abstand Kraftwagen und Kraftwagenteile (29% der Exporte), sowie Maschinen (27% der Exporte). Kein Wunder ist es also, dass die chinesische Wechselkurspolitik für deutsche Unternehmen eine signifikante Bedeutung hat.
Durch die langsame, aber dennoch fortschreitende Aufwertung der chinesischen Währung können deutsche Unternehmen ihre Güter günstiger auf den chinesischen Markt bringen. Die schrittweise Aufwertung macht die Anpassung an diese Entwicklung zudem planbarer, denn ein komplett freier Wechselkurs könnte größere Wechselkursschwankungen und somit Risiken mit sich bringen. Gleichzeitig steigen die Löhne in der Volksrepublik China, die Kaufkraft der Chinesen steigt stetig und macht importierte Produkte aus Deutschland für immer breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Aus den einstigen Produzenten würden somit Konsumenten werden. Dies würde sich auch positiv auf den Absatz deutscher Unternehmen auswirken, die bereits in China für den dortigen Markt produzieren, anstatt Ihre Güter aus Deutschland zu exportieren.
Allerdings steigt als Folge eines stärker werdenden Renminbi auch die Konkurrenz aus China selbst. Chinesische Unternehmen werden gezwungen, konkurrenzfähiger und effizienter zu produzieren, um auf dem lokalen, aber auch globalen Markt bestehen zu können. Ein starker Yuan führt also langfristig zu effizienteren lokalen Wettbewerbern. Die ständig steigende Qualität chinesischer Produkte könnte dabei künftig ein Problem für deutsche Unternehmen darstellen – noch allerdings gilt „Made in Germany“ weltweit als Gütesiegel für gute Qualität und steht vor allem bei der chinesischen Bevölkerung sehr hoch im Kurs.
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