Von Carsten Wolff
China gilt Reisenden als ein Land von besonderer Anziehungskraft. Politisch und wirtschaftlich sorgt es immer wieder für Kontroversen. Nur wenigen ist bekannt, dass China auch eine Oase für Freunde des Glücksspiels bereithält.
Mit einem zunehmend freien Markt, einer Bevölkerung, die zum ersten Mal eine echte Aufstiegsmobilität in der Mittelklasse erlebt und einer wachsenden Konsumkultur nutzen derzeit viele Bürger die Möglichkeit, sich im Glücksspiel zu versuchen. Obwohl dies in China als illegal gilt, bildet Macau aufgrund seines Status als Sonderverwaltungszone eine Ausnahme. Auch im stark chinesisch geprägten und eigentlich sehr strengen Singapur ist das Glücksspiel inzwischen legal, weshalb Touristen in Scharen anreisen, um sich mit Zocken die Zeit zu vertreiben.
Nicht nur Glücksspiel ist in China verboten, selbst Spielkonsolen waren lange Zeit nicht erlaubt, mittlerweile sind sie unter strikten Auflagen verkäuflich. Auch in diesen Einschränkungen sehen Experten einen Grund dafür, dass so viele Chinesen nach Singapur und Macao pilgern. Andere begründen dies mit dem westlichen Einfluss auf die asiatische Kultur. Hollywood- und Vegas-Szenarien, die einen glamourösen und verschwenderischen Lebensstil aufzeigen, wirken auf Asiaten mit mehr Geld und Freizeit anziehend.
In der chinesischen Kultur lässt sich eine eine lange Tradition der Liebe zum Spiel entdecken. Das Brettspiel Go 囲碁 bzw. Weiqi 围棋 soll schon in den vorchristlichen Jahrhunderten Chinas verwendet worden sein. Auch Spiele wie Mah-Jongg (Majiang) 麻將 waren schon früh im Reich der Mitte verbreitet, wenngleich sie nicht ganz so alt sind, wie manche vermuten. Als die kommunistische Regierung an die Macht kam, wurden die traditionellen Spiele offiziell verboten. Doch selbst der Vorsitzende Mao Zedong soll Freund von Mah-Jongg gewesen sein und erst kürzlich wurden chinesische Beamte dazu aufgefordert, sich nicht diesen Vergnügungen hinzugeben, sondern besser ihren Aufgaben nachzukommen.
Man kann heute ganz offensichtliche wirtschaftliche Vorteile durch den Casino-Tourismus in Ostasien erkennen. In der westlichen Welt, wo das Glücksspiel vielerorts erlaubt ist, entstehen zunehmend Online-Casinos wie SpinPalace.com, die mehr und mehr Besucher anziehen und sich dadurch guter Umsatzzahlen erfreuen.
In China kann die Glücksspielzentrale Macao als ein großer Gewinner des wachsenden Wohlstandes angesehen werden. Dort trägt das Glücksspiel 50 Prozent zur Wirtschaft und laut jüngerer Untersuchungen sogar 70 Prozent zu den staatlichen Steuereinnahmen bei. Mit den großen Einkünften dieses Industriezweiges werden zahlreiche staatliche Programme finanziert, wodurch ein Teil auch an die Bevölkerung weitergegeben wird. Da darf man wohl annehmen, dass viele Menschen, die hiervon profitieren, nur einen Gedanke im Kopf haben: „Hoffentlich bleibt das Glücksspiel in China auch weiterhin illegal!“
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Ronald_Hsia meint
Interessant hierzu, habe ich kürzlich gelesen: „In Macao wird es übrigens nach Regeln gespielt, die als China Rules berühmt und berüchtigt sind und mich immer an das Bankett in der Großen Halle des Volkes erinnern. Jeder Dritte kann ungefragt die Hand eines Spielers übernehmen: Er braucht nur einen größeren Einsatz in dessen Slot zu platzieren – – also sozusagen nur die Tischkarten auszutauschen. China Rules, Ausländer geraten immer leicht aus der Fassung, wenn sich jemand über ihren Rücken beugt, ihnen die Karten aus der Hand nimmt und weiterspielt – – aber so geht das hier von alters her and for the time to come. Wer mehr Geld hat, ist mächtiger, wer mächtiger ist, hat die Karten in der Hand, wer die Karten in der Hand hat, bestimmt das Spiel, wer das Spiel bestimmt, gewinnt das Geld, wer mehr Geld hat … und so weiter.“
ChingChing meint
Interessanter Beitrag! Ich war in Macao, ist echt der Wahnsinn. Da kann Las Vegas einpacken. Schade nur, dass in der Stadt nur noch wenig an die Kultur der Portugiesen erinnert. Das ist doch eigentlich viel interessanter…