Von Imke Kahrmann
In der Zeit der sozialistischen Herrschaft war China lange Zeit der einzige verbündete Staat Albaniens. Nach Jahrzehnten der Isolation hat sich der Balkanstaat mittlerweile politisch und wirtschaftlich geöffnet. Auch chinesische Investoren zieht das Land heute wieder an. Wir geben einen Überblick.
Der im Jahr 1912 unabhängig gewordene Staat Albanien (Republika e Shqipërisë) ist mit einer Fläche von 28.748 km² eines der kleinsten europäischen Länder. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wies das Land trotz dieser Größe eine der stärksten Verbindungen zum kommunistischen China auf. Bereits 1949 wurden politische und diplomatische Beziehungen zwischen beiden Ländern etabliert. Enver Hoxha gründete 1944 die Sozialistische Volksrepublik Albanien und führte das Land bis zum Jahr 1985 an. Selbst in der kommunistischen Welt stellte Albanien einen Sonderfall dar, Hoxha behauptete des Öfteren, dass Albanien das einzig wahre sozialistische Land der Welt sei. Als 1961 im Zusammenhang mit dem chinesisch-sowjetischen Konflikt eine drastische Verschlechterung der Beziehungen zwischen Moskau und Tirana eintrat, verstärkte Albanien das Band der Freundschaft nach Fernost.
17 Jahre lang dauerte diese chinesisch-albanische Freundschaft. Peking gegenüber erwies sich Enver Hoxha schließlich als unerbittlicher Gegner jeglicher pragmatischer Reformbemühungen. So stellte der neue Kurs Deng Xiaopings, der auch mit den Vereinigten Staaten Kontakte knüpfte, für Hoxha einen Treuebruch dar, der nicht verziehen werden dürfe. Ende der 1970er endete so auch die albanisch-chinesische Freundschaft und es folgten Jahre der totalen Isolation für den kleinen Balkanstaat.
China als früher Unterstützer Albaniens
Der albanisch-chinesische Frühling brachte für den jungen Agrarstaat Albanien immense wirtschaftliche Hilfeleistungen, besonders im Aufbau eines Industriesektors. Während der Herrschaft Hoxhas entstanden viele Wasserkraftwerke an den Flüssen im Landesinneren sowie Fabriken. Neben 1,8 Millionen Tonnen Getreide wurden auch über einer Million Tonnen Stahl sowie 10.000 Traktoren von China nach Albanien gebracht. Die sechs chinesischen Kraftwerke in Albanien versorgten das Land mit Strom. Außerdem gab es einen regen Austausch zwischen Studenten, die im jeweils anderen Land studieren durften. An der Universität Tirana gab es 30 chinesische Studenten und im fernen China wurde zwei Mal täglich im Radio Peking eine halbe Stunde in albanischer Sprache Nachrichten aus Wissenschaft, Kultur, Kunst und albanisch-chinesische Musik gesendet.
China und Albanien heute
Seit 2001 sind China und Albanien wieder verstärkt in Kontakt getreten. Albaniens damaliger Ministerpräsident Sali Berisha besuchte in 2009 den Premier Wen Jiabao, um die Zusammenarbeit zu verstärken. China ist heute eines der wichtigesten Zielländer für die albanischen Exporte. Seit 2014 ist auch das Konfuzius-Institut an der Universität Tirana präsent. Bei der offiziellen Eröffnung des Institutes waren unter den über 200 Gästen auch der albanische Ministerpräsident Edi Rama, der chinesische Botschafter Ye Hao, der albanische Bildungsminister und die Präsidenten der Universitäten Tirana und Peking.
Bildquelle: IISH / Stefan R. Landsberger Collections
Auch interessant:
Chinas Go Out-Politik und chinesische Auslandsinvestitionen
Alles nur Wirtschaft? Die deutsch-chinesischen Beziehungen seit 1972
Das chinesische Rentensystem und die aktuelle Finanzkrise
Standort Xinjiang: Chancen und Herausforderungen einer vergessenen Region
Diskutieren Sie mit!