Von Imke Kahrmann
Ukrainisch ist die Amtssprache von 32 Millionen Ukrainern und Russen im Gebiet der heutigen Ukraine. Nach dem Russischen und Polnischen ist es weltweit die slawische Sprache mit der dritthöchsten Sprecherzahl. Doch wie sieht es mit der Förderung der Sprache im Ausland aus? Welche Form der Unterstützung und Verbreitung wünschen sich Muttersprachler in Deutschland?
Diese und weitere Fragen wurden im vergangen Sommer in einer Erhebung zum Thema Mehrsprachigkeit in der heutigen Ukraine gestellt. Hintergrund war ein studentischer Forschungsrahmen im Bereich der Germanistik mit dem Titel Mehrsprachigkeit in Theorie und Praxis. Im Zeitraum vom 12. Juli bis zum 4. August 2015 nahmen 187 Personen im Alter von 18 bis 46 Jahren, die im Gebiet der heutigen Ukraine geboren sind, an der Umfrage teil.
Sprachenverteilung in der heutigen Ukraine
75% der Teilnehmenden waren Frauen, 25% Männer. Insgesamt gaben 87% an, dass Ukrainisch ihre Muttersprache sei, gefolgt von 48%, die Russisch angaben. Diesen Angaben zufolge sahen einige der Teilnehmenden beide Sprachen als Muttersprache. Die größte Gruppe der Teilnehmenden war im Alter zwischen 26 und 34 Jahren (55%), gefolgt von den 35- bis 45-Jährigen (24%) und den 18- bis 25-Jährigen (21%). Bei der Frage, welche Sprachen sie des Weiteren beherrschten, lag Polnisch mit 30% weit vorne, auch Weißrussisch und Russinisch (je 2%) sowie Jiddisch, Krimtatarisch und Türkisch (je 1%) wurden marginal genannt.
Förderung der ukrainischen Sprache weltweit
Im weiteren Verlauf der Umfrage ging es um das Thema der nationalen und internationalen Förderung der ukrainischen Sprache. Auf die Frage, ob Ukrainisch als Fremdsprache an Schulen in Deutschland angeboten werden solle, antworteten 85% mit Ja, lediglich 15% mit Nein. Des Weiteren waren sich 94% der Befragten einig, dass die ukrainische Sprache international mehr gefördert werden solle. Auch die Frage, ob Ukrainisch an Universitäten in Deutschland studiert werden könne, bejahten 96%.
Im Anschluss wurde gefragt, wie diese Fördermöglichkeiten der ukrainischen Sprache konkret aussehen sollten. Hier waren verschiedene Auswahlmöglichkeiten angeführt: 83% sprachen sich für einen Ausbau der Städtepartnerschaften und Austauschprogramme aus, um das Ukrainische zu stärken. 78% hielten ukrainische Sprachkurse im Ausland und 62% Ukrainische Sprachkurse in der Ukraine für sinnvoll. Außerdem könne man mit stärkerer Medienpräsenz des Ukrainischen im Ausland (77%), aber auch in der Ukraine selbst (68%) dafür sorgen, dass die Sprache aktiv gefördert werde. In einem Kommentarfeld wurde zu weiteren Vorschlägen zur Förderung eingeladen. Demzufolge solle ein verstärktes Kulturangebot zum Beispiel durch Festivals, Ausstellungen, Kultur- und Sprachzentren sowie Restaurant für eine nachhaltige Verbesserung der Sprachförderung führen.
Künftige Aufgaben der Sprachförderung
Zwar gab es eine klare positive Stellungnahme zur Förderung des Ukrainischen, jedoch wurde auch erklärt, dass es zurzeit an didaktisch passenden Lehrmaterial mangele. Die Herausforderung für junge Ukrainerinnen und Ukrainer wird es also nicht nur sein, systematisch pädagogisch-didaktisches Material zu schaffen, um der Nachfrage nach der Förderung ihrer Muttersprache gerecht zu werden. Daneben gilt es, Partnerschaften von Städten, Fakultäten oder Kulturveranstaltungen aufzubauen und zu erweitern, damit das Ukrainische national und international nicht an Bedeutung verliert.
WM 2014 im Kulturvergleich: Niederlagen, Nationalstolz und Erwartungen
Geschäftstaktiken auf Brasilianisch: Listigkeit im Business
Alles nur Small Talk? Engländer und Deutsche im Dialog
Reihe Weltblick: Essenskultur in Frankreich und Deutschland
Weltblick: Die Ukrainische Sprache und ihre internationale Förderung
Diskutieren Sie mit!