Die ganze Welt ist im Pokémon GO-Fieber? Nein, nicht überall kann die Begeisterung für die lustige Viecherjagd ihren freien Lauf nehmen. Pokémon GO ist der neue Megatrend im Mobile Gaming und arbeitet mit der Technik der erweiterten Realität (Augmented Reality). Entwickelt wurde das Spiel, das für die Betriebssysteme iOS und Android verfügbar ist, vom US-amerikanischen Softwareunternehmen Niantic Labs. Gamer in China haben davon jedoch vorerst wenig.
Weltweit waren und sind zeitweilig die Server überlastet, weil der Pokémon GO-Andrang so groß ist. Das kostenlose Spiel mit den berühmten Figuren von Nintendo erschien am 6. Juli 2016 in Australien und Neuseeland im Google Play- und App-Store. Am darauffolgenden Tag wurde es offiziell in Nordamerika veröffentlicht. Seit dem 13. Juli 2016 steht die App auch in Deutschland bei Google und Apple zum Download bereit. Apple gab am 22. Juli 2016 bekannt, dass Pokémon Go den Rekord für die meisten Aufrufe aus dem App-Store in der ersten Woche aufgestellt hat. Laut Experten könnte das Spiel in den nächsten zwei Jahren bis zu 3 Milliarden US-Dollar einspielen.
Pokémon GO – Spielweise und Umgang mit Daten
Gleich zum Start erhält man den ersten Pokémon, weitere Pokémon gilt es mit dem mobilen Gerät in der echten Welt zu fangen. Auf der Karte im Spiel wird angezeigt, wo in der Nähe sich Pokémon aufhalten, wohin sie sich entfernen usw. Gerade an touristischen Plätzen, in Parks oder an Seen, halten sich viele der begehrten Wesen auf. Aus diesem Grund wird das Spiel auch immer bekannter – denn die Zocker outen sich sofort mit ihren ungewöhnlichen Bewegungen. Auf dem heimischen Sofa wird niemand neue Pokémon und Pokebälle einsammeln können. Wird ein Pokémon in freier Wildbahn gefunden, aktiviert sich die Handy-Kamera und es entsteht ein Pokémon-Bild im Kamerabild der realen Welt. Nun muss der Fang nur noch mit einem Pokeball getroffen werden.
Wie funktioniert diese Verbindung zwischen elektronischer und realer Welt? Die Rekord-App nutzt die Lokalisierungsdaten des mobilen Gerätes, um die Realität zu erweitern. Das ist auch der Grund, warum jeder, der Pokémon Go nutzt, umfassende Bewegungsdaten an die Hersteller sowie Google oder Apple schickt. Dies hängt wiederum davon ab, ob man das Spiel auf dem Android-Smartphone oder auf dem iPhone laufen lässt. Das Ganze funktionierte also nur dann, wenn mithilfe von GPS, Mobilfunkdaten oder WLAN-Daten die Spieler lokalisiert werden können. Neben den Bewegungsdaten sammelt der Hersteller Niantic weitere Daten wie das Geburtsdatum und die Mailadresse der Spieler.
Pokémon Go in China: City Elves Go als Alternative
Warum lässt sich Pokémon Go nicht in China spielen? Begeisterte Gamer gibt es dort bereits zuhauf, die Smarthpone-Affinität ist im Reich der Mitte sogar noch ausgeprägter als in vielen anderen Ländern. Da jedoch Google-Accounts und Google Maps, die für das Spiel benötigt werden, in China nicht frei zugänglich sind, ist der Spielspaß dort vorerst nicht verfügbar. Zwar haben chinesische Fans anfangs versucht, auf inoffiziellen Umwegen das Spiel zu nutzen, indem beispielsweise andere Orte vorgetäuscht werden. Doch droht bei gehackten Versionen mittlerweile eine Sperre durch Niantic und der Hersteller hat offenbar das GPS für die meisten Teile Chinas selbst geblockt.
Bekanntlich bricht im Reich der Mitte große Kreativität aus, wenn ausländische Produkte oder Programme nicht zugreifbar sind. Und siehe da, kurz nach der Beta-Veröffentlichung von Pokémon GO, erschien im chinesischen App-Store ein Spiel mit großen Gemeinsamkeiten: Chengshi jingling GO城市精灵 GO – ins Englische übersetzt als City Elves GO oder City Spirits GO. Es handelt sich ebenso um ein bewegungsorientiertes Mobile Game, das es zur Aufgabe macht, lustige Monster zu jagen und einzufangen. Geschaffen wurde die Alternative zu Niantics Überraschungshit vom Entwickler Tanyu Mobi 探娱互动 aus Shenzhen. Inzwischen taucht der chinesische Doppelgänger auch ganz oben in den Suchergebnissen chinesischer App-Stores auf, wenn man darin nach Pokémon GO sucht. Es wäre nicht das erste Mal, dass in China durch einfallsreiche Nachahmung ein neuer Trend entsteht. Suchmaschine Baidu hat etwa einst erfolgreich die Google-Lücke gefüllt und ein besonders beeindruckendes Beispiel aus letzter Zeit ist WeChat: Die App wurde fraglos in Anlehnung an WhatsApp entwickelt wurde, mittlerweile jedoch sogar als Vorbild für neue Funktionen in westlichen Diensten genutzt wird.
Die Entwickler von City Elves GO streiten jede Nachahmung ab, geben sich aber als Pokémon-Fans zu erkennen. Dass City Elves GO wohl vorerst nicht aus dem Schatten von Pokémon GO treten wird, liegt vor allem an einem technischen Unterschied. In der chinesischen Variante durchstreifen die Spieler auch die umliegende Gegend nach den süßen Fabelwesen, die den Pokémon-Figuren durchaus ähneln. City Elves GO bietet jedoch keine Augmented Reality, was den großen Reiz bei Pokémon GO ausmacht. Statt echten Bildern gibt es weiterhin nur Zeichentrick zu sehen.
Etwas Hoffnung dürfen sich die chinesischen Fans des Originals indes machen. Angeblich verhandelt gerade Chinas führendes Internet-Unternehmen Tencent mit Niantic und Nintendo. Die Pokémon-Jagd bleibt also auch im Reich der Mitte spannend.
Bild: Screenshot von http://csjl.tanyu.mobi/
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