Was in Deutschland noch nach einem Buch von Michael Ende klingt, kennt man in China mittlerweile von der Partnersuche: Momo! Die gleichnamige Dating-App schlägt seit Monaten alle Rekorde. Social Media-Experte Stephan Mayer bringt die ICC-Leser auf den neuesten Stand.
Während sich viele junge Chinesen bisher weitgehend auf klassische Suchportale verlassen mussten, so gibt ihnen die Mobile-App, dank Umkreissuche, neue Möglichkeiten bei der Partnerwahl. Was die Zahl der Downloads angeht, knackte Momo vor einigen Wochen die 150-Millionen-Marke. Was Online-Dating angeht, so ist Momo (Chinesisch: Mòmò 陌陌) derzeit in aller Munde.
Erst Mitte vergangener Woche präsentierte das Pekinger Unternehmen mit Zweigstelle in San Francisco die fünfte Version der Mobile-App. Neu ist dabei vor allem ein Ranking-System, das Nutzer gemäß ihrer Zuverlässigkeit kategorisiert: Von „extrem unzuverlässig“ bis „zuverlässig“. Zuverlässigkeit heißt dabei für Momo vor allem Aktivität. Wer die App häufiger nutzt, kann zusätzliche Service-Angebote kostenfrei nutzen. Alle anderen User erhalten durch ein entsprechendes Entgelt die Möglichkeit, VIP-Dienstleistungen, wie zusätzliche Emoticons, anzufordern. Über Display-Ads können sich Werbetreibende auf Momo seit 2013 an Kunden wenden.
Zunätzlich verfügt Momo über eine eigene Mobile Gaming Plattform. Damit macht sich der App-Developer das Business-Konzept anderer Anbieter, wie zum Beispiel Tencent (QQ), zu eigen. Ähnlich wie bei Weixin besteht die Möglichkeit, andere User via Umkreissuche zu ermitteln. Mittels kurzer Statements können Smartphone-Nutzer die Aufmerksamkeit auf sich lenken und darüber hinaus zeigen, in welchen weiteren sozialen Netzwerken sie aktiv sind.
Schnelles Date oder „Bund fürs Leben“?
Der App-Developer verweist gerne auf Fälle, in denen junge Menschen aufgrund von Momo den „Bund fürs Leben“ geschlossen haben. Social Media-Experte Steven Millward glaubt jedoch, dass eine nicht unerhebliche Zahl der User auf der Suche nach umkomplizierten Bekanntschaften ist. Gerade die hocheffizienten Tools zur Umkreissuche ermöglichen es Singles aus Städten wie Shanghai und Peking schnell und ohne langfristige Hintergedanken miteinander in Kontakt zu kommen.
Dem Ruf als Netzwerk für schnelle Dates versuchen die Betreiber seit kurzem durch eine Marketing-Kampagne entgegenzuwirken. „Wir setzen alles daran, beleidigende und herabwürdigende Kommentare herauszufiltern und Fake-Profile zu löschen“, so Momos Geschäftsführer Tang Yan, der sich die App als Plattform für langfristige Bindungen wünscht.
Erfolgreich in China, in Übersee noch chancenlos
Ungeachtet des Erfolgs in China kämpfte Momo bisher vergeblich um Marktanteile in Übersee. Nach über eineinhalb Jahren entschloss sich der App-Developer jetzt zu einer vorläufigen Schließung der englischsprachigen Schwester-Plattform. Endgültig abgeschrieben habe man die internationalen User noch nicht. Vielmehr plane man für die kommenden Monate einen Relaunch der englischsprachigen Seite unter neuen Vorzeichen, so der App-Developer in einer von der South China Morning Post veröffentlichten Mitteilung. „Momos Probleme sind vergleichbar mit denen anderer chinesischer Netzwerke: In China erfolgreich, im Ausland weitgehend chancenlos“, so Jon Russell von der Agentur TheNextWeb. Auch die Nutzer von Weixin, Chinas bislang erfolgreichster Mobile App, stammen zu über 70 Prozent aus dem Reich der Mitte – und das trotz einer Reihe von innovativen Features, die das Netzwerk Konkurrenten, wie WhatsApp, überlegen macht.
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Socialmedia-Blog.Net meint
Danke für die Veröffentlichung!
Erika meint
Bin zwar etwas spät dran mit dem Lesen eueres Artikels und den Grüßen aber in diesem Sinne schließe ich mich dem Vor Kommentator an und sage danke!