Wie viel Theorie gehört in ein interkulturelles Training? Wie trainiert man am besten Teilnehmende mit unterschiedlichem Vorwissen? Wir haben am Beispiel des Ziellandes China einige Erfahrungswerte und Tipps für interkulturelle Seminare zusammengestellt. Sie können Trainierenden wie auch Trainierten als Orientierung dienen.
„Seien Sie [gegenüber Chinesen] nicht arrogant und überheblich. Sprechen Sie [mit Chinesen] nicht über Geld. [Chinesen] mögen keine zu weichen Betten.“ Sind das nicht gute Tipps für Hoteliers? Das britische Fremdenverkehrsamt VisitBritain veröffentlichte 2013/14 eine Liste mit Länderberichten, unter anderem über China und chinesische Touristen. Darin werden einige knappe, sehr allgemeine und vermeintlich hilfreiche Tipps für den Umgang mit ausländischen Hotelgästen gegeben. Diese führten jedoch nicht gleich zu einer verbesserten interkulturellen Kommunikation. Stattdessen machten sich Medien weltweit über die Dos and Don’ts lustig.
Waren die Empfehlungen denn wirklich schlecht? Vermutlich war es eher die Aufmachung und der fehlende Kontext, wodurch die Ratschläge zu plakativ und etwas komisch wirkten. Bei interkulturellen Verallgemeinerungen kann es leicht passieren, dass Botschaften ohne Zusammenhang plump oder gar verletzend erscheinen. In interkulturellen Trainings sollte man eben diesen Kontext liefern. Doch es verbleiben einige Herausforderungen, die nun beispielhaft vorgestellt werden:
Theorie vs. Praxis im Training
„Bitte nicht zu viel Theorie!“ – kommt hier und da als Forderung, wenn Unternehmen interkulturelle Trainings buchen. Das ist völlig verständlich, geht es doch letztlich darum, dass die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse aus dem Training in der Praxis anwenden. In der Regel funktioniert ein gesunder Mix aus einführender Theorie und vertiefender Praxis sehr gut. Wer sich mit interkultureller Forschung befasst, wird merken, dass manches Modell, das in der Wissenschaft schon als veraltet gilt, im Training noch immer beste Resultate hervorbringt. Als Wissenschaftler wird man sich von groben Mustern der Kulturunterschiede fernhalten wollen. Diese können aber im Training ein guter Einstieg sein, um in eine angeregte Diskussion zu gelangen.
Ähnliches gilt auch für interkulturelle Erfahrungswerte: Als Wissenschaftler würde man sich ebenfalls nicht nur auf die eigenen Erfahrungen stützen, um ein Argument zu untermauern, selbst wenn man seit Jahren interkulturell aktiv ist. Zu beschränkt ist doch die eigene subjektive Wahrnehmung. Im Training sind es aber gerade Erfahrungswerte und Beispiele aus der eigenen Praxis, durch die sich Inhalte leichter vermittelt lassen. Hier gilt es dann, eine Balance zu finden, die wissenschaftlich vertretbar und praktisch umsetzbar ist. […]
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