Im ICC-Artikel Alternative China-Informationen im Netz wurden deutsche Medien vorgestellt, die sich mit China befassen, ohne die üblichen Einseitigkeiten der Berichterstattung zu übernehmen. Wir haben nachgefragt, wer hinter den Projekten steht und was diese Menschen motiviert, sich für einen alternativen Blick auf China einzusetzen. Für diesen Artikel stand die Chefredakteurin von Stimmen aus China (SAC) Rede und Antwort.
Interview mit Viviane Lucia Fluck,
Chefredakteurin von Stimmen aus China
Was ist Stimmen aus China?
Stimmen aus China wurde 2008 von Dr. Kristin Kupfer und Peter Franke im Rahmen der Asienstiftung gegründet und wird seit 2011 von der Robert Bosch Stiftung gefördert. Der Gedanke, der damals und auch noch heute hinter Stimmen aus China steht, ist es, die (durchaus kritische) Meinungsvielfalt des chinesischen Internets aufzuzeigen. Um der deutschsprachigen Leserschaft chinesische Themen näherzubringen, werden von unserem Team chinesische Blogs, Mikroblogs usw. übersetzt und analytisch aufbereitet.
Seit 2013 haben wir auch einige Uni-Kooperationen gestartet bei denen SAC-Artikel in Seminare eingebaut werden und Studenten die Möglichkeit gegeben wird, auf SAC Artikel zu veröffentlichen. Zusätzlich gibt es nun einen Youtube-Kanal mit Interviews und übersetzten Kurzfilmen. Mit einigen Medien und Organisationen wie z.B. dem Forum Umwelt und Entwicklung arbeiten wir auch zusammen und schreiben für deren Rundbriefe und Publikationen Artikel.
Was ist dem Team von SAC wichtig?
Es geht uns darum, die klassischen China-Stereotype, die uns als „junge Chinaexperten“ im Alltag begegnen, in Frage zu stellen. Dass es in China keine öffentlich geführten Debatten gäbe, in denen die Regierung kritisiert wird, ist ein typisches Beispiel für ein Vorurteil gegenüber China, welches leider auch oft von den deutschen Medien reflektiert wird.
Tatsächlich gibt es, trotz Zensur, gerade in Chinas Internet lebhafte Debatten, die sozialkritisch die Regierung und das Leben in China hinterfragen. Diese Diskussionen einer breiteren deutschsprachigen Leserschaft zugänglich zu machen, ist eine große Motivation und macht auch viel Spaß. Sei es in Form eines sozialkritischen Animationsfilms oder einer analytisch aufbereiteten Diskussion über Fußball in China.
SAC möchte deutschsprachigen Lesern China näherbringen und gängigen Klischees entgegenwirken. Außerdem ist es spannend und wichtig, sich mit ähnlichen Projekten wie z.B. Doppelpod oder dem ICC-Portal auszutauschen. Zusätzlich hat jede(r) Autor(in) natürlich auch ganz persönliche Präferenzen und Motivationen. Weil diese so divers sind, haben wir seit diesem Jahr auch ein paar persönlichere Infos zu allen Mitwirkenden auf unsere Teamseite gestellt.
Was ist Ihr momentaner Favorit unter den SAC-Beiträgen?
Das ist sehr schwer zu beantworten… Einige Artikel finde ich besonders gut, weil sich der/die AutorIn im Schreibstil fantastisch weiterentwickelt hat. Das freut mich dann auf einer eher persönlichen Ebene, denn wir bieten unserem Team mindestens eine Fortbildung pro Jahr und viel Feedback. Da wir alle mehr oder weniger junge Akademiker sind, ist es schön zu sehen, wie wir alle (die Redaktion eingeschlossen) lernen und uns weiter entwickeln. Dann gibt es natürlich Artikel, die besonders spannend oder lustig sind. Meine Favoriten ändern sich also eigentlich immer.
Jetzt im Moment ist es der Artikel zum fünften Jahrestag des Wenchuan Erdbebens. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich zu dem Thema einen ganz besonderen Bezug habe, weil ich während des Erdbebens in Sichuan gelebt habe und danach eine kleine NGO mit aufgezogen habe. Viel Spaß macht mir auch unser neuer Youtube-Kanal, einfach weil das noch mal eine andere und teilweise sehr unterhaltsame Herangehensweise an das Thema China und China-Klischees ist, zum Beispiel bei dem Interview mit Dong Chengpeng.
Sven Hänke meint
Mir gefällt SAC auch immer besser. Gut, dass es da voran geht. Ich finde die vielen übersetzten Zitate jedoch immer noch ziemlich störend. Vielleicht geht es ja nur mir so, aber ich habe wirklich Schwierigkeiten, diese Texte zu lesen. Vielleicht sollte man die Zitate evtl. besser unter dem Text hinzufügen – als Zusatzinformation. Das würde an dem Konzept insgesamt ja nicht viel ändern, aber die Seite würde journalistischer „rüberkommen“.
gernottingham meint
Ich find das geht eigntlich soweit ganz gut. Zitate machen das ganze auch authentischer. Am besten finde ich aber, dass es immer mehr zu China im deutschen NEtz gibt!! Das wurde auch langsam zeit.
gr
xiaoguang meint
Finde SAC sehr gut – endlich nicht mehr auf die schräge Berichterstattung von den großen Medien angewiesen sein!
Dazu war der hier auch nicht schlecht:
https://china-wiki.de/chinabilder-im-21-jahrhundert-ausenpolitischer-kampf-der-kulturen