Von ICC-Redakteurin Jennifer Nemeth
Am 18. Januar 2014 wurde die erste chinesische Handelskammer in Deutschland (CHKD) im Haus der deutschen Wirtschaft in Berlin eröffnet. Chinesische Unternehmen sollen in Zukunft durch diese Institution unterstützt werden. Wie lässt sich das große Interesse an Deutschland erklären?
Chinas Top-Investitionsziele: Deutschland attraktiver als je zuvor
In dem Rahmen einer Umfrage von Ernst & Young wurden 2012 chinesische Unternehmen nach ihrer Meinung über Deutschland bzw. Europa als Investitionsziel befragt. Demnach hat jedes vierte chinesische Unternehmen in den fünf vorhergehenden Jahren Investitionen im Ausland getätigt. Davon gaben 34% an in den USA und 28% in Deutschland investiert zu haben. Mindestens einen Standort hatten 9% der Befragten in Europa und davon wiederum 63% einen in Deutschland. 25% der Befragten bezeichneten Deutschland als den attraktivsten Investitionsstandort weltweit.
Unkenntnis über die Marktverhältnisse erschwere chinesischen Unternehmen noch das Investieren im Ausland. Aber explizit Deutschland biete für viele Einrichtungen die besten Rahmenbedingungen. Bevorzugt werden Headquarter, Forschungseinrichtungen, Logistik und Produktion nach Deutschland verlagert. Besonders begehrte Ziel-Branchen seien in Deutschland mit Abstand der Maschinenbau und die Automobilindustrie. Als konkretes Instrument wird meistens noch auf Joint-Ventures gesetzt. Nach Angaben von gut 9% der Befragten war ein Unternehmenskauf geplant. Was die Ziele der geplanten Investitionen in Europa anbelangte, gaben 71% an, zusätzliche Absatzmärkte erschließen zu wollen.
Chinas Going-Global-Strategie: Invesitionen legen zu
Die Wirtschaftssenatorin Yzer bezeichnete die Ansiedlung der CHKD als ein „wichtiges Signal für die Stärke unserer Wirtschaftsbeziehungen“. Die chinesische Regierung forciert immer stärker ausländische Investitionen der chinesischen Wirtschaft. Dazu gehört auch, dass China und die Europäische Union sich schon seit Februar 2011 in Verhandlungen befinden, um ein bilaterales Investitionsabkommen zu diskutieren. Deutschen Unternehmen investieren zwar noch immer mehr in China als umgekehrt. Doch ist nicht zu verkennen, dass die globale Investitionsstrategie Chinas an Bedeutung gewinnt. Diese Bedeutung spiegelt sich auch darin wider, dass chinesische Unternehmen bislang laut dem Auswärtigen Amt rund 3,1 Mrd. US-Doller in Deutschland investiert haben und sich in Deutschland rund 900 chinesische Unternehmen befinden.
Allgemein stehen gute Zeiten für chinesische Investoren an, denn die Industriestaaten bieten eine gesunde Wirtschaftsstruktur, marginale politische Risiken und hohe soziale Stabilität. Nachteile liegen teilweise in der Verschuldung vieler dieser Staaten. Aber besonders Deutschland bietet nach allgemeiner Einschätzung die geringsten Investitionsrisiken. Bestärkt werden solche Eindrücke von den langjährigen stabilen Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland. Die neue chinesische Handelskammer ist schon jetzt ein Zeichen dieser guten Zusammenarbeit und mag auch den Ausgangspunkt für weitere Kooperationen bilden.
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