Psychische Gesundheit hat schon im alten China eine große Rolle gespielt. Die Beschäftigung damit hat sich aber immer wieder gewandelt, die heutige Situation ist von einer besonderen Dynamik gekennzeichnet. Dieser Artikel betrachtet die Entwicklung von traditionellen Konzepten hin zu modernen Herausforderungen. Dabei finden historischen Wurzeln Berücksichtigung und auch der aktuelle Stand der psychischen Gesundheitsversorgung im Reich der Mitte wird näher vorgestellt. Herz am rechten Fleck? Psychische Gesundheit in China damals und heute.
Im alten China wurde die psychische Gesundheit durch einen ganzheitlichen Ansatz verstanden. Geistige und körperliche Gesundheit galten als untrennbar verbunden. Zentral war das Konzept des Qi (Lebensenergie) und das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang. Man ging davon aus, dass ein Ungleichgewicht des Qi zu psychischen Störungen führen kann.
Psychische Gesundheit im alten China
Die traditionelle chinesische Medizin sah direkte Verbindungen zwischen Emotionen und Organen. Beispielsweise wurde angenommen, dass Wut die Leber schädigt, während übermäßige Freude dem Herzen schaden kann.
Das Herz galt als besonders wichtig für die geistige Gesundheit und wurde als „Herz-Geist“ oder Xin betrachtet, das den Körper steuert. Neben frühen medizinischen Abhandlungen befassten sich auch die frühen chinesischen Philosophen wie Konfuzius und Mengzi laut Überlieferung mit Tugenden und dem „Herz am rechten Fleck“.
Externe Kräfte und Behandlungsansätze
Einige Glaubensrichtungen bzw. Denkschulen schrieben Geisteskrankheiten externen Kräften wie Geistern oder Dämonen zu. Behandlungen umfassten Kräuter, Akupunktur und „emotionale Therapie“.
Ziel war es, das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen, manchmal durch Methoden wie abführende Medikamente oder eine spezielle Form des Aderlasses, der als ein Vorläufer der heute bekannten Akupunktur gesehen werden kann.
Akupunktur in der TCM – ehrliche Einschätzung einer Expertin
Frühe institutionelle Betreuung
Die erste offiziell dokumentierte Behandlung psychisch Kranker in China fand während der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) statt. Spezielle Einrichtungen namens kümmerten sich um obdachlose Witwen, Waisen und eben auch psychisch Kranke.
Psychische Gesundheit in China – die aktuelle Situation
Psychische Störungen werden in China zunehmend als wichtiges Problem der öffentlichen Gesundheit erkannt. Schätzungen zufolge leiden etwa 130 Millionen Erwachsene in China an einer psychischen Störung.
Depressionen und Angstzustände gelten als die beiden am weitesten verbreiteten psychischen Störungen im Land. Im Zusammenhang mit Medienkonsum wird zudem immer wieder über mögliche Auswirkungen auf die psychische Entwicklung speziell von jungen Menschen diskutiert.
Psychische Gesundheit – einige wichtige Regierungsinitiativen
Die chinesische Regierung hat verschiedene Strategien zur Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung ergriffen:
- 2013 wurde das erste Gesetz zur psychischen Gesundheit eingeführt, das einen rechtlichen Rahmen für den Schutz der Rechte von Psychiatriepatienten und einen besseren Zugang zur Versorgung bietet.
- Die gemeindenahen psychiatrischen Dienste wurden landesweit ausgebaut.
- Die Zahl der psychiatrischen Krankenhäuser und Kliniken wurde erhöht.
- Es wurden Anstrengungen unternommen, um die Zahl der Psychiater durch akademische Ausbildung zu erhöhen.
Entwicklung des Gesundheitssystems
China arbeitet an der Entwicklung seines psychiatrischen Versorgungssystems. Es gibt laufende Bemühungen, ein umfassendes Rehabilitationsprogramm für die psychische Gesundheit im ganzen Land aufzubauen.
Die Regierung versucht, die Zugänglichkeit von psychiatrischen Diensten zu verbessern, insbesondere in ländlichen Gebieten. Bei der Versorgung auf dem Land sollen auch immer stärker digitale Lösungen integriert werden.
Herausforderungen im Gesundheitssystem
Trotz der Fortschritte steht China bei der psychischen Gesundheitsversorgung vor großen Herausforderungen. Es mangelt an Fachkräften und Spezialisten für psychische Gesundheit, vor allem in ländlichen Gebieten.
Die Ressourcen für die psychische Gesundheit sind ungleichmäßig verteilt, wobei sich die meisten Krankenhäuser und Fachkräfte auf die Provinzhauptstädte und die entwickelten östlichen Regionen konzentrieren.
Die mit psychischen Erkrankungen verbundene Stigmatisierung ist nach wie vor ein großes Hindernis für die Inanspruchnahme einer Behandlung.
Schwerpunkte aktueller Maßnahmen
China widmet der psychischen Gesundheit verstärkte Aufmerksamkeit in folgenden Bereichen:
- Psychische Gesundheit von Schlüsselgruppen wie Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen.
- Häufige psychische Störungen, wobei der Schwerpunkt nicht mehr nur auf schweren psychischen Erkrankungen, sondern auf einem stärker publikumsorientierten Ansatz liegt.
- Die psychische Gesundheit des Militärs, mit Bemühungen, Rekruten zu überprüfen und Bewältigungstechniken für Erkrankungen wie PTBS zu vermitteln.
In westlichen Ländern derzeit beliebte Konzepte wie psychologische Beratung, systemisches Life Coaching etc. finden in international geprägten Städten wie Shanghai auch über ausländische Expats, die Seminare und Coaching anbieten, mehr und mehr Verbreitung.
Psychische Gesundheit in China – die Zukunftsaussichten
Zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen rund um psychische Gesundheit konzentriert sich China also auf mehrere wesentliche Aspekte. An erster Stelle steht die Erhöhung der Investitionen in die psychische Gesundheit, um die notwendigen Ressourcen für Verbesserungen bereitzustellen.
Parallel dazu wird großer Wert auf die Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch Aufklärung gelegt, mit dem Ziel, die immer noch weit verbreitete Stigmatisierung psychischer Erkrankungen zu verringern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung des psychosozialen Versorgungssystems, wobei insbesondere die bessere Integration der gemeindenahen Versorgung angestrebt wird.
Durch diese kombinierten Anstrengungen hofft China, die Qualität und Zugänglichkeit der psychischen Gesundheitsversorgung landesweit deutlich zu steigern.
Psychische Gesundheit in China im Fazit
Obwohl China in den letzten zehn Jahren erhebliche Fortschritte in der psychischen Gesundheitsversorgung gemacht hat, bleibt noch viel zu tun.
Die Hauptziele sind, die Behandlungslücke zu schließen, den Zugang zur Versorgung zu verbessern (vor allem in ländlichen Gebieten) und das Stigma, das mit psychischen Problemen verbunden ist, abzubauen.
Die Kombination aus traditionellem Wissen und modernen Ansätzen könnte China dabei helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen und die psychische Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern.
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Artikelbild: Unsplash / Ke Atlas; Schlagworte: Psychische Gesundheit in China
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