Die Wintersonnenwende stellt einen bedeutsamen Tag in der chinesischen Tradition dar. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird diesem Ereignis eine besondere Bedeutung zugeordnet. Was sich genau dahinter verbirgt, erklärt die renommierte TCM-Expertin Sabine Schmitz in diesem Beitrag.
Die Wintersonnenwende, auf Chinesisch als „dong zhi“ 冬至 bekannt, markiert einen wichtigen Wendepunkt im Jahreszyklus. Am 21. Dezember, dem kalendarischen Winteranfang, erleben wir auf der nördlichen Erdhalbkugel den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Dieser besondere Tag läutet eine Zeit der Veränderung ein, denn von nun an werden die Tage wieder länger und die Nächte kürzer.
Bedeutung der Wintersonnenwende in der TCM
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird dieser Tag mit einem faszinierenden energetischen Wandel in Verbindung gebracht. Obwohl die Yin-Energie noch dominiert, beginnt die Yang-Energie bereits sachte zu wachsen.
Diese subtile Veränderung zeigt sich in der Natur: Die zunehmende Sonneneinstrahlung lässt allmählich Eis und Schnee schmelzen, sodass die Bergquellen wieder zu fließen beginnen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Natur langsam aus ihrer Winterstarre erwacht.
Die Tradition der Teigtaschen zur Wintersonnenwende
Eine besonders schöne Tradition zur Wintersonnenwende ist das Essen von Teigtaschen, den sogenannten Jiaozi. Diese Tradition geht auf eine bewegende Geschichte zurück: Vor etwa 2.000 Jahren lebte Zhang Zhong Jing (auch: Zhang Ji), ein bedeutender Arzt der Han-Dynastie.
Als er die Not der Dorfbewohner sah, die unter Kälte und Hunger litten, entwickelte er eine heilsame „Kälte-Heilsuppe“. In ohrförmige Teigtaschen füllte er eine Mischung aus Hammelfleisch, Pfeffer und Heilkräutern – eine Speise, die den Menschen half, ihre erfrorenen Ohren zu heilen.
Diese Hammelfleisch-Teigtaschen, Yangrou jiaozi genannt, gelten in der TCM als wärmendes Lebensmittel, das den Körper von innen stärkt.
Gesundheitspflege zur Wintersonnenwende
Zur Gesundheitspflege in dieser besonderen Zeit empfiehlt die TCM einen ausgewogenen Lebensstil. Da die Yang-Energie noch schwach ist, aber zu wachsen beginnt, ist es ratsam, früh zu Bett zu gehen und erst nach Sonnenaufgang, wenn die Temperaturen steigen, das Haus zu verlassen. Warme Kleidung ist essenziell, und unnötige Aktivitäten im Freien sollten vermieden werden, um die kostbare Yang-Energie zu bewahren.
Besondere Aufmerksamkeit für Körperwärme
Besondere Aufmerksamkeit verdienen Füße und Kopf, denn ein warmer Körper zeugt von ausreichender Yang-Energie und guter Qi- und Blutzirkulation. Die Füße, weit vom Herzen entfernt, und der Kopf sollten besonders gut warm gehalten werden, um Erkrankungen vorzubeugen.
Stärkende Selbst-Akupressur kann hier sehr wirksam sein. Zur Stärkung der Nieren-Energie empfiehlt die TCM eine sanfte Selbst-Akupressur. Durch regelmäßige Massage der Punkte Yong Quan (Niere 1) und Tai Xi (Niere 3) für jeweils 5–10 Minuten, zwei- bis dreimal täglich, kann die Lebensessenz gestärkt und das Wohlbefinden gefördert werden.
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Die Wintersonnenwende aus TCM-Sicht im Fazit
Mit den Worten des englischen Dichters Shelley – „Wenn der Winter kommt, kann der Frühling weit sein?“ – erinnert uns die Wintersonnenwende daran, dass nach jeder dunklen Zeit das Licht zurückkehrt. Die Natur beginnt sich langsam zu erneuern, und wir können zuversichtlich dem kommenden Frühling entgegensehen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Gesundheit. Ihre Sabine Schmitz
Über die Autorin
Sabine Schmitz hat chinesische Medizin in China studiert und leitet heute als TCM-Therapeutin eine eigene Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin in Köln. Sie ist Autorin von zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen und TCM Fachbüchern. Sabine Schmitz ist Gründerin von Chinamed Cosmetics, Hautpflege mit TCM Kräutern, made in Germany.
Artikelbild: Midjourney
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