Es gibt viele Dinge, die man an China lieben kann und eins davon ist natürlich das chinesische Essen. So köstlich und vielfältig das chinesische Essen auch ist, stellen sich diesbezüglich auch gesundheitliche Fragen. Tatsächlich nutzt man in China Essen als Möglichkeit, den Körper zu regulieren bzw. wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Form der Ernährung nennt man chinesische Ernährungstherapie. Sie wird in diesem Beitrag von der TCM-Expertin Sabine Schmitz genauer erklärt. TCM-Ernährungstherapie – eine Einführung in die chinesische Heilküche.
Was ist chinesische bzw. TCM-Ernährungstherapie?
In der chinesischen Ernährungstherapie, auch chinesische Diätetik, zielt alles darauf ab, Essen als Möglichkeit zu verwenden, den Körper zu regulieren und zu heilen. Diese Praxis stammt größtenteils aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).
Ein grundlegendes Prinzip der chinesischen Ernährungstherapie ist, dass Essen denselben Ursprung wie Medizin hat und genauso wie Medizin zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden kann.
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Gezielte Hinweise zur individuellen Ernährung
In der Praxis, so zumindest handhabe ich es, bekommt jede:r Patient:in je nach Erkrankung ganz gezielte Hinweise, welche Nahrungsmittel und Speisen vermieden oder auch ganz besonders eingenommen werden sollten.
Ein bedeutender Arzt aus der Antike, Sun Simiao (581–682), betonte bereits vor langer Zeit: „Wenn es um die Behandlung von Krankheiten geht, sollte man zuerst auf Ernährungstherapie setzen. Erst wenn die Ernährungstherapie nicht ausreicht, sollten chinesische Arzneimittel (Kräuter) verwendet werden.“
Wichtiger Bestandteil der TCM-Behandlungen
Diese Aussage verdeutlicht die immense Bedeutung der chinesischen Diätetik und Ernährung in China, von damals bis heute. Aus diesem Grund sind sie ein integraler Bestandteil der TCM-Behandlungen.
In meiner Praxis habe ich mich auf Hauterkrankungen spezialisiert und gerade bei diesen Erkrankungen darf man niemals darauf verzichten. Eine „schlechte“ Ernährungsweise kann Hauterkrankungen verschlimmern oder im Gegensatz, eine „gute“ Ernährungsweise kann Hauterkrankungen verbessern.
Wärmende und kühlende Lebensmittel nach TCM
Nach TCM kann Essen (Nahrungsmittel) grob in drei Arten kategorisiert werden: wärmend, kühlend und neutral.
Wärmendes Essen wie Alkohol oder scharfes Essen nährt das yáng. Zu viel wärmendes Essen im Körper erzeugt jedoch zusätzliche Hitze, was zu körperlichen Symptomen wie trockenem Mund, Sodbrennen und Verstopfung führen kann.
Yin und Yang als grundlegendes Prinzip der TCM
Das Konzept yīn und yáng ist ein ganz grundlegendes Prinzip in der Traditionellen Chinesischen Medizin und der östlichen Philosophie im Allgemeinen.
Es ist komplexer als es zunächst erscheinen mag. Hier genügt es jedoch zu wissen, dass der Körper ein ausgewogenes Gleichgewicht an yīn und yáng benötigt, um optimal funktionieren zu können.
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen kühlende Lebensmittel, die das yīn im Körper nähren. Beispiele für kühlende Lebensmittel sind die Banane, Gurke und Birne. Aber auch Chrysanthemen, Gurken oder Mungbohnen kommen hier infrage.
Kühlende Lebensmittel können verwendet werden, um die überschüssige Hitze im Körper zu reduzieren und umgekehrt. Zusätzlich gibt es noch „neutrale Lebensmittel“ wie Reis und schwarze Pilze. Sie haben weder eine wärmende noch eine kühlende Wirkung.
Traditionelle Chinesische Medizin: TCM-Erfahrungen und -Missverständnisse
Woher kommt die TCM-Ernährungstherapie?
Die chinesische Ernährungstherapie ist tief in die chinesische Kultur verwurzelt und beeinflusst seit je her, was Menschen in China zu ihren Mahlzeiten wählen. In der alten chinesischen Kaiserzeit gab es die sogenannte kaiserliche Küche, welche nach den Prinzipien der TCM sorgfältig zubereitetes Essen servierte, um die Gesundheit des Kaisers und seiner Familie zu pflegen.
Auch Jahrhunderte später nutzen chinesische Familien die TCM-Ernährungstherapie, um die Gesundheit ihrer Familienmitglieder zu pflegen. Aber auch im Alltag wird das gelebt. Geht man heutzutage in China essen, so findet man immer noch diese traditionellen TCM-Lokale.
Speisen in traditionellen TCM-Restaurants
Die Speisen dort sind köstlich und ein wahres Erlebnis. In Hangzhou beispielsweise werde ich jedes Mal in ein solches Lokal eingeladen, welches sich ganz nahe des Westsees befindet. Sollten Sie je in das Vergnügen haben, besuchen Sie ein TCM-Restaurant mit einem TCM-Therapeuten.
Dieser kann Ihr Essen dann sorgfältig anhand Ihres „TCM-Musters“ auswählen. So zumindest kenne ich es. Dann bekommen Sie sozusagen genau das Gericht, was Ihnen guttut und was Sie am meisten stärkt.
Tipps aus der TCM-Ernährungstherapie für den Alltag
Lassen Sie mich Ihnen gerne noch einige Beispiele nennen, wie man Nahrung im Alltag ganz einfach anwendet, um Symptome zu lindern:
- Wenn ein Kind in der Familie unter trockenem Husten leidet, würde man beispielsweise Birne und braunen Zucker zubereiten. Nach TCM hat Birne die Fähigkeit, Schleim zu verdünnen und Feuchtigkeit in den Lungen wiederherzustellen und dadurch den trockenen Husten zu stoppen.
- Hat jemand zum Beispiel trockene, gerötete Augen, so kommen Chrysanthemen in Kombination mit Goji-Beeren infrage. Man kann daraus einen Tee zu bereiten und diesen über den Tag verteilt trinken.
- Kämen Kopfschmerzen hinzu, empfiehlt sich in dem Fall auch Minze, ein sehr populäres Kraut in der TCM bei Kopfschmerzen und Augenbeschwerden durch von außen kommender Hitze ausgelöst.
Schwarze oder chinesische Morcheln
Den chinesischen schwarzen Pilz kennen Sie bestimmt? In chinesischen Restaurants findet man ihn als häufig verwendete Zutat. Hier in Deutschland kennen wir ihn unter dem Namen schwarze oder chinesische Morcheln. Eine weiche, geleeartige Zutat, die oft als kaltes Gericht serviert wird. Sehr lecker, aber auch sehr gesund.
Diese gekräuselte und interessant aussehende Morchel ist nämlich reich an Ballaststoffen, Eisen und Vitaminen. Sie hat eine neutrale Eigenschaft und kann das Verdauungssystem und das Blut reinigen, die Immunfunktion steigern und Anzeichen des Alterns verzögern, so sagt man zumindest.
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TCM-Ernährungstherapie in der Zusammenfassung
Was wir bisher besprochen haben, ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Die chinesische Ernährungstherapie ist äußerst spannend und vor allem dient dem Wohle und Aufrechterhaltung der Gesundheit.
Angesichts fragwürdiger Versprechen im Internet ist aber zu betonen, dass auch die TCM-Ernährung keine schwerwiegenden Krankheiten heilen kann, sondern immer nur zur Linderung oder Besserung eingesetzt wird.
Passende von Tipps und Tricks von TCM-Fachleuten
Jede:r TCM-Praktizierende sollte in der Lage sein, Ihnen die passenden Tipps und Tricks zu geben. Die Untersuchung von Zunge und Puls ist hier natürlich unerlässlich.
Das betone ich immer wieder – denn nur so ist eine korrekte Analyse mit anschließender Diagnose im Rahmen der TCM möglich. Sprechen Sie Ihre:n TCM-Therapeut:in gerne beim nächsten Besuch darauf an.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund,
Ihre Sabine Schmitz
Über die Autorin
Sabine Schmitz hat chinesische Medizin in China studiert und leitet heute als TCM-Therapeutin eine eigene Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin in Köln. Sie ist Autorin von zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen und TCM Fachbüchern. Sabine Schmitz ist Gründerin von Chinamed Cosmetics, Hautpflege mit TCM Kräutern, made in Germany.
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Artikelbild: Shelley Pauls / Unsplash; Keywords: TCM-Ernährungstherapie
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