Als Steven Yang seiner Freundin Gina vergangenen Sommer Blumen schicken wollte, sah er sich mit einem gravierenden Problem konfrontiert: Er bestellte einen Strauß Tulpen übers Internet und ließ ihn ins 300 Kilometer entfernte Nanjing schicken…
Gina musste jedoch feststellen, dass nur die Hälfte der bestellten Blumen ihr Ziel unbeschadet überstanden hatte. Steven war enttäuscht und wollte es besser machen: Er gründete zusammen mit seinem früheren Kommilitonen das Start-up „Zen Hacks“ zusammen mit der Marke hua.li*.
Sein Ziel: Schnittblumen nicht als Sträuße, sondern in aufwendig gestalteten Kartonboxen zu verschicken, um sicherzustellen, dass diese unversehrt beim Kunden ankommen. Dazu holte er sich Fotografen, Designer und Floristen mit ins Boot. Und der Erfolg von „Zen Hacks“ kann sich sehen lassen: Fast 1500 neue Weibo-Fans bereits im ersten Monat, über 200 verkaufte Boxen allein in den ersten drei Dezemberwochen. Dabei sind die Blumenkollektionen mit bis zu 250 RMB (ca. 30 Euro) pro Packung alles andere als günstig.
Extravaganz für junge Chinesen immer wichtiger
Wichtiger als der Preis sei für seine Kunden die Qualität, so der chinesische Jungunternehmer. „Junge Leute unter 30 legen in China großen Wert auf Extravaganz. Frische, einwandfreie Blumen sind für uns daher das wichtigste Auswahlkriterium beim Einkauf.“ Steven sorgt zusammen mit seinen Kollegen dafür, dass vom Einkauf bis zur Auslieferung an den Endkunden alles reibungslos vonstatten geht.
Die Ausgangsprodukte erwerben Steven und seine Kollegen auf dem Cao Jia Du, Shanghais größtem Blumenmarkt, und lassen die Boxen von lokalen Unternehmen fertigen. Die Auslieferung erfolgt mittels UPS. Auch beim Internetauftritt legt „Zen Hacks“ großen Wert auf Qualität:
„Wenn man High-End-Produkte übers Internet vermarkten möchte, ist eine gut aussehende Website extrem wichtig“, meint Steven. „Die Fotos auf unsere Homepage stammen von professionellen Fotografen, die Gedichte passend zu unseren Produkten von einer prämierten chinesischen Lyrikerin.“
Social Media zentral für Online-Recruitment in China
Bei Vermarktung und Recruitment setzt „Zen Hacks“ voll und ganz auf Social Networks: Für die Anwerbung von neuen Mitarbeitern nutzt das Shanghaier Start-up vor allem Ren Ren, ein Facebook-ähnliches Netzwerk, das besonders stark unter Studierenden und jungen Hochschulabsolventen verbreitet ist. Beim Produktmarketing verwendet das Shanghaier Start-up Sina Weibo, da man dort besonders zahlungskräftige Kundschaft vermutet.
Steven Yang glaubt, dass die Auswahl der richtigen Channels eine wichtige Rolle beim Unternehmenserfolg spielt: „Bevor wir unsere erste Box verkauft haben, wussten wir genau, was wir wollten: Angefangen vom Aussehen der Blumen, über den Aufbau unserer Website bis hin zur Struktur der Social Media Accounts.“
*Der Name von Steven Yangs Website, (huali 花里), bedeutet in etwa „da sind Blumen drin“.
Zum Autor
Stephan Mayer ist Medienexperte und arbeitet seit 2011 in Shanghai als Social Media Research Analyst für Brandtology, wo er zuständig für die Bereiche Social Media Monitoring und Data-Mining ist.
Als Trainer und Recruiter in früheren Unternehmen beteiligte er sich an der Durchführung von Workshops in verschiedenen europäischen Ländern. Sein socialmedia-blog liefert „Alles über Online Brand Intelligence“ – auch mit Chinabezug:
jerry meint
da fällt mir ein: meine frau wollte uach mal wieder blumen…
interessant, was da in china mit social web los ist! ich dachte, die dürften gar nichts mit facebook und so.
Achmed Shi meint
Interessant! Gerne mehr davon…
SocialMedia-Blog.Net meint
@Achmed Shi: Vergangenen September habe ich bereits einen ähnlichen Artikel zum Thema „Start-ups in Shanghai“ auf meiner Website veröffentlicht: http://socialmedia-blog.net/china/social-media-management-ist-wie-bergsteigen/
Heike S. meint
Werden die Blumen von Shanghai auch in den Norden geliefert? Dann kann die Verpackung noch so gut und schön sein – das halten wohl nur Plastikblumen aus;)
Shanghai Laowai meint
Spannender Artikel! Gerne mehr davon!!!
stefan meint
Schade das hua.li nur in chinesisch ist
SocialMedia-Blog.Net meint
Ich habe vor einigen Tagen nochmals mit dem Gründer von hua.li, Steven Yang, gesprochen und er meinte, dass sie derzeit kein Bedarf sehen, eine englische Version ihrer Seite zu lancieren (= die Nachfrage von Leute, die chinesisch sprechen, ist derzeit so groß, dass sie Mühe haben, die ständig wachsenden Anfragen zu bedienen).