Wo entspringen die wichtigsten Flüsse Chinas? Wo liegt einer der größten Salzseen der Welt? Wo wachsen in einer umwerfenden Natur besonders nahrhafte Goji-Beeren? Die Antwort wird, zumindest in Deutschland, kaum einer ohne umfassende Recherche geben können. Es handelt sich um die Provinz Qinghai im Westen Chinas. Der deutschen Beziehung zu Qinghai widmete sich am 21. Oktober 2015 eine Fachkonferenz in Berlin.
Veranstaltet wurde der Kongress „Seidenstraße-Initiative und deutsch-chinesische Wirtschaftsperspektiven“, an dem führende Politiker und wichtige Wirtschaftsrepräsentanten Qinghais teilnahmen, vom ICC China-Portal. Kooperationspartner waren die Wirtschaftsberatung Rot Gold und die Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Austausch und Ausbildung (DCAA). Die Referenten widmeten sich in ihren Beiträgen der Seidenstraße-Initiative, Qinghai und den deutsch-chinesischen Wirtschaftsperspektiven. Die 23-köpfige Qinghai-Delegation war zuvor 20 Tage in Deutschland unterwegs gewesen, um sich über die hiesige Wirtschaft und Kooperationsmöglichkeiten zu informieren.
Rahmenbedingungen für chinesische Wirtschaftsakteure in Deutschland
Rechts- und Wirtschaftskenner aus Deutschland stellten erfolgreiche deutsch-chinesische Kooperationsmodelle sowie Empfehlungen für künftige Zusammenarbeiten vor. Andreas Hinterhäuser, erfahrener Jurist und Experte für Handels- und Gesellschaftsrecht mit internationalen Bezügen, sprach über die Rahmenbedingungen wirtschaftlicher Aktivitäten von ausländischen Akteuren in Deutschland. Der renommierte Finanzkontor Uwe Kamphoven der Wirtschaftsberatung Rot Gold ging in seinem Beitrag auf die erfolgreiche Kommunikation im deutschen Finanzsektor ein. Er beschrieb dabei auch die Problematik, dass es gerade für Investoren aus dem Ausland schwieriger sei, das hierzulande unabdingbare Vertrauen aufzubauen. Hinterhäuser und Kamphoven betonten beide die Wichtigkeit von guter Beratung vor und während eines Engagements in Deutschland.
Wahrnehmung der Seidenstraßen-Initiative und Qinghais in Deutschland
Ein weiterer Schwerpunkt des Programms lag auf dem Image der Seidenstraßen-Initiative in der deutschen Wirtschaft und Presse. Seit dem Jahr 2013 fördert die chinesische Regierung die Infrastruktur entlang der Landroute zwischen Asien und Europa. Namensgeber sind die Karawanenwege, die bis ins 13. Jahrhundert eine zentrale Handelsverbindung zwischen Mittelmeer und Ostasien darstellten. Seide gehörte zu den begehrtesten Exportgütern Chinas, sodass sich der Name Straße der Seide (sichou zhi lu 丝绸之路) für die Verbindung einbürgerte. Ein Teil der Initiative Yuxinou ist die internationale Eisenbahnstrecke Chongqing-Xinjiang-Europa. Sie führt von der Stadt Chongqing aus durch China, über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen bis nach Deutschland und trägt zum Wirtschaftsaustausch zwischen China und Deutschland bei.
Da Deutschland sich am Ende der neu belebten Wirtschaftsroute befindet, kann es auch eine Schlüsselrolle im Austausch übernehmen. Der Sino-Politologe und Kommunikationsberater Max Schmittmann (Rot Gold) ging in seinem Beitrag auf die zu Extremen neigenden Berichterstattung über China im Allgemeinen sowie über die Seidenstraßen-Initiative und die Provinz Qinghai im Besonderen ein. Er zeigte auf, dass in Deutschland trotz einiger Skepsis grundsätzlich Offenheit und Optimismus hinsichtlich der chinesischen Wirtschaftsmaßnahme zu beobachten ist. Jonas Polfuß, Sinologe und Chefredakteur des ICC-Portals, gab praktische Tipps für den Umgang mit deutschen Medien und chinesische Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Ihm nach lassen sich Maßnahmen wie die Seidenstraßen-Initiative in Deutschland noch effektiver kommunizieren.
Qinghai – ambitionierte Westprovinz und Geheimtipp für Kooperationen
Der Delegationsvorsitzende GU Xijun, stellvertretender Direktor und Leiter der Abteilung für Außenhandel und Wirtschaftskooperationen im Wirtschaftsministerium der Provinz Qinghai, stellte in einem Vortrag seine Provinz und deren stetig wachsende Wirtschaftskraft vor. Qinghai stellt historisch eine wichtige Station auf den Seidenstraßen dar und ist seit jeher durch eine große ethnische Vielfalt geprägt. Die heutige Provinz hat weitaus mehr zu bieten als nur EU Bio-zertifizierte Goji-Beeren und die größte Solaranlage der Welt. Neben natürlichen Ressourcen und einem rasch wachsenden Industriesektor verfügt auch der Tourismus in der Region über eine große Anziehungskraft. Diese beschränkt sich bisher jedoch vor allem auf den asiatischen Raum.
Das Fazit der Fachkonferenz „Seidenstraße-Initiative und deutsch-chinesische Wirtschaftsperspektiven“ war die allseitige Bereitschaft, sich nach der Veranstaltung weiter für die deutsch-chinesischen Beziehungen einzusetzen. Erste Ideen für gemeinsame Projekte wurden bereits in und zwischen den Vorträgen ausgetauscht. Die Gespräche unter anderem darüber, wie Unternehmen aus Qinghai und Deutschland zusammenkommen können und wie ein deutsch-chinesischer Bildungsaustausch in der Region zu realisieren ist, sollen bald in Qinghai weitergeführt werden. Fest steht, dass die aufstrebende Provinz in der Zukunft noch häufiger von sich reden machen wird. Das ICC China-Portal wird weiterhin darüber berichten.
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